Falle gestellt

Saif al-Islam auf Flucht von eigenem Begleiter verraten

Ausland
22.11.2011 18:50
Der am Wochenende gefasste Sohn Muammar al-Gadafis, Saif al-Islam (im Bild nach seiner Festnahme), wurde offenbar von seinem eigenen Begleiter verraten. Der Nomade Jussef Saleh al-Hotmani sagte, er habe Revolutionskämpfer in Südlibyen darüber informiert, wann der international gesuchte Gadafi-Sohn durch die Region fahre. Er sollte ihn nach eigenen Worten in das Nachbarland Niger bringen - für eine satte Prämie von einer Million Dollar.

Al-Hotmani selbst sagte gegenüber der britischen Tageszeitung "Daily Telegraph": "Sie haben mir Millionen geboten, aber all das Geld hätte nicht ein Sandkorn, nicht einen Tropfen Märtyrerblut bezahlen können." Er habe sich schon zu Beginn der Aufstände gegen das Regime einer lokalen Rebellen-Organisation angeschlossen - was Saifs Leute aber offensichtlich nicht wussten.

Nomade fuhr Gadafi-Sohn in Wüsten-Falle
Al-Hotmani, der als erfahrener Wüstenführer gilt, kontaktierte demnach am Freitag "Quellen in der Stadt Zintan und in Tripolis" und vereinbarte dann mit Osama al-Juwali, Chef der regierungstreuen Zintan-Brigaden, die Details für die Falle, die schließlich die Flucht des Diktatoren-Sohns beenden sollte, schreibt der "Daily Telegraph". Zu diesem Zeitpunkt wusste der Nomade aber noch nicht, welchen "V.I.P.-Flüchtling" er zur Grenze bringen solle. Doch der Schluss sei nahegelegen, dass Saif unter den Fahrgästen sein werde, so al-Hotmani.

Freitagabend fuhr Hotmani dann mit dem Neffen von Ex-Geheimdienstchef Abdullah al-Senussi, der rechten Hand des getöteten Diktators, im Wagen Richtung Grenze zum Niger. In einem zweiten Fahrzeug folgten Saif al-Islam und drei weitere Begleiter. Der Wüstenführer ließ bewusst zwei Kilometer Abstand zwischen den Fahrzeugen und stoppte an der vereinbarten Stelle, an der die Falle dann zuschnappte. Nach einem Schusswechsel konnte der Gadafi-Sohn schließlich von den Männern der Zintan-Brigade festgenommen werden.

Keine Auslieferung an Internationalen Strafgerichtshof
Seitdem wird Saif al-Islam in Zintan 170 Kilometer südwestlich von Tripolis festgehalten. Nach Angaben von Mitarbeitern des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, die ihn besuchen durften, ist der 39-Jährige in gesundheitlich guter Verfassung. Die neue Führung des Landes kündigte bereits an, ihm im Land den Prozess machen zu wollen. Er soll nicht an den Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) nach Den Haag ausgeliefert werden, der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach Saif al-Islam fahndet.

Einem Prozess in Libyen stehe nichts entgegen, allerdings müsse der IStGH in das Verfahren einbezogen werden, forderte dessen Chefankläger, Luis Moreno Ocampo, am Dienstag bei einem Besuch in Tripolis. Das Verfahren gilt als Test für eine neue Regierung in Libyen. Die Tötung des gestürzten Muammar al-Gadafi in den Händen der Rebellen hatte die Übergangsregierung international in Bedrängnis gebracht.

Bildung von Übergangsregierung bekannt gegeben
Indes hat Libyen eine Übergangsregierung, wie am Dienstagabend Ministerpräsident Abdel Raheem Al-Keeb mitteilte. Damit hielt er die vom Nationalen Übergangsrat gesetzte Frist von 60 Tagen ein, die mit der Erklärung der "Befreiung Libyens" nach der Tötung von Machthaber Gadafi begann. Das Verteidigungs- und das Innenministerium gehen an ehemalige Rebellenkommandanten. Die Übergangsregierung soll die Geschicke des Landes bis zur Ausarbeitung einer neuen Verfassung und freien Wahlen leiten. Diese sollen innerhalb von 20 Monaten erfolgen.

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