Nach Versammlung

AKH: Ärzte planen weitere Proteste gegen Sparpläne

Wien
22.11.2011 14:57
Die Ärzte am Wiener AKH haben am Dienstag in einer Betriebsversammlung beschlossen, weiter gegen die drohenden Einsparungen zu protestieren. Als nächsten Schritt soll es am 29. November eine öffentliche Versammlung im Eingangsbereich des Großspitals geben. Daran sollen auch prominente Patienten teilnehmen.

Die Betriebsversammlung stieß bei der Belegschaft auf sichtlich großes Interesse, bis zu 1.000 Ärzte nahmen teil. Laut den Medizinern im AKH dürfte es die bisher größte Zusammenkunft dieser Art gewesen sein. Anlass für die Einsparungen ist die prekäre Budgetsituation des Arbeitgebers der Ärzte, der Medizinischen Universität Wien.

Angekündigt für die Versammlung am kommenden Dienstag sind etwa der Gastronom Attila Dogudan und die ehemalige Politikerin Freda Meissner-Blau. Ex-Rennfahrer Niki Lauda wird eine Videobotschaft senden. Moderiert wird der öffentliche Protest von Günther Frank. "Es wird eine Veranstaltung für alle Mitarbeiter und auch für die Studenten", betonte der Vorsitzende des Betriebsrats des ärztlichen Personals, Ärztekammer-Vizepräsident Thomas Szekeres. Der Ort, also die Aula, sei darum gewählt worden, damit der Protest auch von den Patienten mitverfolgt werden könne.

Ärzte fordern Rücknahme angedrohter Sparmaßnahmen
Die Mediziner fordern die Rücknahme angedrohter Einsparungsmaßnahmen. Sie warnen etwa vor deutlichen Reduktionen bei den Wochenend- und Nachtdiensten, die sich laut Ärzten bereits Anfang 2012 bemerkbar machen werden - falls das Budget der Medizinischen Universität nicht entsprechend angepasst wird. Nach Angaben der Ärzte könnten im Wiener AKH dann bis zu 180 der derzeit rund 1.500 Dienststellen gestrichen bzw. nicht nachbesetzt werden.

Die Mediziner skizzierten erneut die drohenden Folgen der Einsparungen, etwa im Bereich der Chirurgie: Michael Gnant von der Abteilung für Allgemeinchirurgie verwies darauf, dass schon in der Vergangenheit Diensträder eingespart worden seien. Gebe es weitere Reduktionen, könne es gewisse Leistungen nicht mehr geben. Die Politik müsse dann entscheiden, welche dies sein werden.

"Einsparungen so, dass es Patienten merken werden"
Laut Gnant könnte es etwa bei nächtlichen Aushilfsanfragen von anderen Spitälern schwierig werden: "Wenn dann ein Krankenhaus in Niederösterreich anruft und sagt, sie schicken einen Patienten mit dem Hubschrauber, dann müssen wir vielleicht sagen, tut uns leid, wir sind eingespart worden." Auch HNO-Arzt Wolf-Dieter Baumgartner warnte: "Die Einsparungen sind nun erstmals so, dass es die Patienten merken werden."

Denn die Rücknahme der Journaldienste - um rund 14 Prozent - betreffe vor allem die Akutversorgung. Notfälle könnten nicht mehr in der ausreichenden Anzahl operiert werden, so Baumgartner. Das könnte etwa in der Kieferchirurgie drohen, die gerade am Wochenende gefordert sei - aufgrund der zahlreichen Auto- und Freizeitunfälle.

Bund will Stadt in die Pflicht nehmen
Unmittelbarer Ansprechpartner der Universität ist der Bund. Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle möchte jedoch auch die Stadt Wien in die Pflicht nehmen. Denn derzeit gibt es mit dieser eine gültige Vereinbarung, die besagt, dass die Kosten für das medizinische Personal von der Uni zu tragen sind. Das Pflege- und Erhaltungspersonal wird hingegen von der Stadt bezahlt, die auch Betreiberin und Erhalterin des AKH ist.

Die große Zahl an Routinebehandlungen hat nach Ansicht des Bundes aber dazu geführt, dass zu wenig Zeit für Forschung und Lehre bleibt. Darum solle, so lautet die Forderung, auch die Stadt hier ihren Beitrag leisten. Wien hat dem Ministerium aber bereits eine Absage erteilt: Man sei nicht bereit, hier einzuspringen. Im Rathaus wurde darauf verwiesen, dass die Medizinische Universität derzeit lediglich 15 Prozent zum AKH-Budgets beitrage. Der Rest werde von der Stadt bzw. vom Gesundheitsfonds finanziert, hieß es.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele