Groß und mächtig

Pick-ups mit Super-Power: Spielzeug für echte Männer

Motor
22.11.2011 23:35
Aus europäischer Sicht sind die riesigen Pick-ups der Amerikaner ziemlich nutzlose Nutzfahrzeuge. Zu groß, zu schwer zu unhandlich und viel zu durstig. Das sehen die Kunden in den ländlichen US-Staaten naturgemäß anders und treiben es auf die Spitze.
(Bild: kmm)

Der Ford F150 ist nicht nur ein großer Pick-up, sondern auch das meistverkaufte Auto der USA. Das macht ihn alltäglich und ein bisschen langweilig. „Wir können auch anders“ müssen sich die Entwickler bei Ford irgendwann gedacht und ihrer Fantasie freien Lauf gelassen haben. Das Ergebnis ist: Spielzeug für echte Männer, die alles um sich herum vergessen, wenn sie am Wochenende durch aufgelassene Kiesgruben und durch tiefste Schlammlöcher toben.

Raptor mit 411-PS-V8
Abgeleitet vom Pick-up F-150, dem meistverkauften Fahrzeug in den USA, stellten die Ford-Entwickler den Raptor auf die Räder. Dem Namen, angelehnt an den Raubsaurier aus Jurassic Park, macht der wuchtige Allrad-Truck alle Ehren. Unter der Haube arbeitet ein deutlich vernehmbarer V8, der aus seinem Hubraum von 6,2 Liter spielerisch leicht 411 PS über eine serienmäßige Sechsgang-Automatik auf die Straße bringt. Und dank einem Drehmoment von 588 Nm bei 4.500 Umdrehungen ist die Kraft gewaltig.

Aber von wegen Spielzeug. Der Raptor meint es ernst, sehr ernst. Schon nach dem ersten Drehen des Zündschlüssels zeigt der Truck, wie ernst er es meint. Das leicht aggressive Brummen des V8 lässt keinen Zweifel daran, wer der Chef auf der Straße ist. Um dies auch im Gelände weiter zu verstärken, spendierten die Ford-Entwickler dem aktuellen rollenden Raubsaurier ein neues Torsen-Differenzial vorne für zusätzlichen Grip, sodass der Wagen auch dann noch manövrierbar sein soll, wenn die Fronträder unterschiedliche Traktionswerte aufweisen. Und damit der Mann auf dem Hochsitz hinter dem Lenkrad auch genau weiß, wohin die Reise geht, kann er eine Frontkamera bestellen.

Hochgeschwindigkeits-Truck fürs Gelände
Die Geländetauglichkeit nahm bei der Entwicklung des Pick-ups eine entscheidende Rolle ein. „Wir arbeiten beim SVT-Raptor ständig an der Verbesserung der Fahreigenschaften im Gelände – von der Wüste bis zum Felsenklettern“, erklärt Raj Sarkar, Ford-F-150-Marketing-Manager. Der F-150 SVT Raptor begründet eine vollkommen neue Kategorie in der Welt der Nutzfahrzeuge, meint wenigstens Ford. Schließlich ist der vierrädrige Raubsaurier der erste Hochgeschwindigkeits-Truck fürs Gelände. Dort ist in der Tat sein Revier. Auf Asphalt und kurvigen Strecken kommen Fahrwerk wie auch die Insassen schnell an ihre Grenzen.

Pick-ups, diese uramerikanischen Fahrzeuge, waren einmal für den Farmer entwickelt worden, der im Alltag Heuballen, Tiere und alle möglichen Gerätschaften transportierte und am Wochenende seine Familie einlud, um in der Kreisstadt auszugehen. Und wenn Vater gut gelaunt war, klemmte sich der Nachwuchs hinter das Steuer, lud die Freundin ein und fuhr zum nächsten Drive-In-Kino oder Burger-Laden.

Lifestyle-Vehikel für Großstadt-Cowboys
Und heute? Ist aus dem Nutzfahrzeug ein Lifestyle-Vehikel für Großstadt-Cowboys geworden. Und diese Kundschaft will bedient werden. Bei Chrysler erreicht der Dodge Ram 392 Quick Silver nach der Überarbeitung durch den hauseigenen Tuner Mopar 410 PS. Allerdings ist der Ram schon im Normalzustand alles andere als untermotorisiert. Bei der Dieselversion sorgt ein 6,7 Liter großes Aggregat mit 350 PS für ausreichend Vortrieb. Die Mopar-Variante, mit der wahrscheinlich nie auch nur ein Ballen Heu transportiert wird, besitzt einen Doppelauspuff, um den Sound des Hemi-V8 zu verstärken. Für die Freunde der Rennstrecke hat Mopar ein spezielles Lufteinlass-System im Angebot und ein elektronisch gesteuertes Auspuffsystem „für maximale Leistung und Sound auf der Piste. Zusätzlich bietet die Firma unter anderem eine spezielle Pedalerie, eine Abdeckung der Ladefläche samt Spoiler und Ledersitze an.

Wie beim Raptor liegen auch beim Ram die Verbrauchswerte in nicht unbedingt zeitgemäßen Dimensionen. Unter 20 Liter auf 100 Kilometer geht gar nichts, und bei entsprechendem Druck aufs Gaspedal sind auch 30 Liter nicht ungewöhnlich.

Fast schon zivil mutet angesichts der Trucks von Ford und Dodge das Angebot von Chevrolet an. Der Klassiker Silverado rollt mit einem 397 PS starken 6,6-Liter-Diesel zu den Kunden, und in der Pressemitteilung werden vor allem die Nutzfahrzeug-Eigenschaften betont. Allerdings hat man offensichtlich auch bei Chevrolet erkannt, dass gewisse Lifestyle-Attribute nicht fehlen dürfen, und daher bietet man wenigstens ein optisches Tuningpaket mit entsprechend gestaltetem Grill, Stoßfängern und 18-Zoll-Alufelgen an.

Wer fährt eigentlich Pick-ups?
Die Zeiten, da vor allem Farmer sich einen Pick-up zulegten, sind lange vorbei. Dodge wollte seine Kundschaft genauer kennenlernen und fand heraus, dass nur die Hälfte der Besitzer ihren Pick-up beruflich nutzt, aber alle setzen ihn als Freizeitmobil ein. 90 Prozent der Käufer sind männlich, im Durchschnitt 54 Jahre alt. 82 Prozent sind verheiratet und verdienen durchschnittlich 120.000 Dollar im Jahr. Da kann man sich das „Spielzeug für echte Männer“ leisten.

krone.at/Auto-Motorrad ist auf Facebook - werde jetzt Fan!
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele