Fiat 500 säuft mehr!

So fährt sich die Vierzylinder-Diesel-Volks-S-Klasse

Motor
16.11.2011 14:26
Seit Kurzem bietet Mercedes-Benz die S-Klasse mit einem Vierzylinder-Dieselmotor an. Damit ist das Schiff die sparsamste Luxuslimousine der Welt – scheidet aber die Geister unter den Autofans. Ich habe den S 250 CDI rund ums niederösterreichische Göttlesbrunn ausprobiert.
(Bild: kmm)

Die Mercedes-Benz-S-Klasse ist für viele der Inbegriff der Luxuslimousine, und das seit Jahrzehnten. Luxus in der Ausstattung, Luxus im Fahrwerk, Luxus im Motor – sechs Zylinder waren praktisch das Minimum, es gab auch die doppelte Menge.

Seit diesem Jahr nun der Tabu-Bruch, die neue Zeitrechnung, der Affront, die Verbrüderung mit dem Volk: vier Zylinder! Diesel! In der S-Klasse! Es braucht viel Selbstvertrauen seitens eines Autoherstellers, so etwas zu wagen, und die Stuttgarter haben davon zu Recht eine Menge.

Sparsamer als ein Fiat 500
Sie zeigen damit, dass ein zwei Tonnen schwerer Nobel-Dampfer kein Spritschlucker sein muss, ganz im Gegenteil: Der S 250 CDI hat einen besseren Normverbrauch als der Fiat 500 1.4 100. Der Italiener genehmigt sich im Schnitt 6,1 l/100 km, während der große Stuttgarter mit 5,8 l/100 km auskommt. Aber, geht das? Ich meine: Geht das wirklich?

Schon während meiner Testfahrt viele kritische Postings auf unserer Facebook-Seite: "Warum wird eine S-Klasse überhaupt so untermotorisiert angeboten? Da geht nichts weiter, muss man ständig voll am Gas hängen." Oder: ‎"4 zylinder in der s klasse is schon die ur niederlage prestige-mässig." Fakt ist: Die "VolkS-Klasse" ist alles andere als lahm. Schon die 204 PS machen was her, noch viel mehr das maximale Drehmoment von beachtlichen 500 Nm, das schon bei 1.600/min. bereitsteht. So reichen knapp über acht Sekunden für den Sprint auf 100 km/h, 240 km/h Höchsttempo ist auch kein Grund für ernsthafte Beschwerden. Schließlich ist die S-Klasse kein Sportwagen. Also, wo ist dann das Problem?

Es ist der Sound, der hier keine Musik macht. Die Daimler-Mannen haben sich redlich bemüht, mit Dämmung für eine gute Akustik zu sorgen, trotzdem ist das, was man hier hört, nicht Klang, sondern Geräusch. Der Diesel knuspert zwar für einen Vierzylinder auf hohem Niveau, aber er knuspert, wenn man ihn fordert. Und um adäquaten Vortrieb zu erreichen, kommt man da nicht drum herum. Das nagt am Genussgefühl, das der Wagen ansonsten in jeder Hinsicht auslöst, vom Gleiten auf schlechten Straßen dank Luftfederung über die Massagesitze bis zum edlen Ambiente einer eleganten Trutzburg.

Für wen passt die Spar-S-Klasse?
Wer auf den sonstigen S-Klasse-Luxus nicht verzichten, aber ein Statement in Sachen Umweltschutz setzen will, der ist hier mehr oder weniger richtig und spart sich auch noch 5.600 Euro beim Grundpreis (78.400 zu 84.000 Euro). 2 Tonnen, 5,8 l/100 km.

Wenn ich die Wahl hätte, würde ich zum E 350 CDI greifen. Der hat den seidigen Sechszylinder-Diesel mit 265 PS, verbraucht nur unwesentlich mehr als der S 250, kostet nochmals 20.000 Euro weniger und lässt sich auch luxuriös ausstatten. Sein Motor gibt kein Geräusch, sondern Klang von sich und ist mit seiner souveränen Art ein idealer Antrieb. Das hat er mir auch sowohl in der M-Klasse als auch im CLS mit Allradantrieb bewiesen.

So ist die S-Klasse mit Vierzylinder-Diesel ein Widerspruch in sich – oder einfach der günstigste Einstieg in den Stuttgarter Luxus. Das Typenschild kann man aufpreisfrei weglassen – Selbstvertrauen gibt es auch für viel Geld nicht dazu.

Stephan Schätzl

Warum?

Die sparsamste Luxuslimousine der Welt.

Warum nicht?

Es fehlt ein Stück Souveränität.

Oder vielleicht ...

... doch den Sechszylinder-Diesel, eventuell in einem anderen Modell.

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(Bild: kmm)



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