(Ehe-)Tragödie

“Nader und Simin”: Berlinale-Sieger aus dem Iran berührt

Kino
16.11.2011 16:38
Natürlich war es auch eine politische Entscheidung der Berlinale-Jury, den Goldenen Bären dieses Jahr an den Iran zu vergeben - dorthin, wo Filmemacher verfolgt, mit Berufsverbot belegt und zu Gefängnisstrafen verurteilt werden. Doch Asghar Farhadis Familiendrama "Nader und Simin - Eine Trennung" ist ein starkes, künstlerisch überzeugendes Stück Kino, auch wenn man einen gewissen Solidaritätsbonus abzieht. Der Film bietet seltene Einblicke in die iranische Gesellschaft zwischen Tradition und Moderne.

Farhadi gehört zu den wenigen im Iran lebenden Filmemachern, die derzeit ihre Werke im Ausland zeigen dürfen. Der jüngste Film von Farhadis Landsmann Jafar Panahi zum Beispiel wurde auf einen USB-Stick kopiert in einem Kuchen ins Ausland geschmuggelt. Und auch Farhadi spürt den Druck der Zensur ständig, wie er anlässlich der Berlinale-Ehrung sagte. "Schon bevor man den Film macht und am Drehbuch arbeitet, muss man bestimmte Dinge im Kopf haben und beachten", so der Regisseur.

Simin will sich von ihrem Ehemann scheiden lassen. Mit der gemeinsamen Tochter möchte Simin ins Ausland gehen, um dem Kind dort eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Doch Nader will seinen an Alzheimer erkrankten Vater nicht allein im Iran zurücklassen. Als Simin zu ihren Eltern zieht, stellt Nader eine schwangere, aus einer armen, religiösen Familie stammende Pflegerin für seinen Vater ein. Doch Nader erfährt, dass die überforderte Helferin den Vater vernachlässigt. Es kommt zu einer Kurzschlussreaktion, die Nader unter Mordverdacht vor Gericht bringt.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film:
Regisseur Asghar Farhadi, der bereits 2009 mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, wendet sich erneut den Problemen des iranischen Mittelstandes zu. Es ist dies eine (Ehe-)Tragödie, eingebettet in komplex soziale, psychologische und politische Hintergründe, die alle Beteiligten zwingt, ihr ganz persönliches moralisches Bewusstsein auszuloten. Ein Film, dessen Reichtum auf immer neu verflochtenen Erzählsträngen beruht - geadelt von zwei Protagonisten (Leila Hatami und Peyman Moadi), die ihre Charaktere packend ausloten.

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