"Schüsse überhört"
D: Geheimdienstler als "stiller Zeuge" bei Nazi-Mordserie
Die "Frankfurter Allgemeine" lässt Deutschland erneut aufschreien: Als im Jahr 2006 Halit Yozgat in einem Kasseler Internetcafé erschossen wurde, sei ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes zum Tatzeitpunkt unmittelbar vor Ort gewesen. Es sei damals auch gegen den Mann ermittelt worden, weil er sich als einziger von mehreren Tatzeugen nicht auf einen Aufruf der Polizei gemeldet habe. Allerdings habe sich eine "Nähe zu der Mordserie" nicht feststellen lassen, deshalb stellte die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen ein.
"Schwerhöriger" Zeuge wollte nur "Sexseiten durchsehen"
Völlig verrückt mutet die Ausrede an, die der "hagere Mann mittleren Alters" nach einem Bericht der "Bild" damals gegenüber der Polizei zu seiner Verteidigung vorbrachte: Er habe nichts von den - wenige Meter neben ihm abgefeuerten - Schüssen gehört, sei einfach gegangen und habe zehn Tage lang keine Nachrichten gehört. Im Internetcafé sei er gewesen, um Erotikseiten im Netz durchzusehen.
Ein "hochrangiger Ermittler" teilte der Zeitung noch dazu mit, dass der Betreffende bei insgesamt sechs der neun "Döner-Morde" in der Nähe der Tatorte gesehen worden sei. Der hessische Verfassungsschutz schweigt zu der Causa. Der Fall sei 2007 eingestellt worden.
Abstruses Bekennervideo online
Drei Mitglieder des "Nationalsozialistischen Untergrunds" sowie ein mutmaßlicher Komplize werden, wie berichtet, verdächtigt, zwischen 2000 und 2007 für kaltblütige Morde an neun vorwiegend türkischen Kleinunternehmern sowie einer Polizistin in Deutschland verantwortlich zu sein. Vermutete Verwicklungen in weitere gewalttäige Anschläge werden geprüft. Dem "Spiegel" liegt unter anderem ein abstruses Bekennervideo (Screenshot) vor.
Seit der Fall kürzlich ans Licht kam, steht Deutschland regelrecht unter Schock. Zum einen hatte man es offensichtlich nicht für möglich gehalten, welche Ausmaße "rechtsextremer Terrorismus" (Zitat Kanzlerin Angela Merkel) in der Bundesrepublik mittlerweile angenommen hat, zum anderen ist es die zwielichtige Rolle des Verfassungsschutzes, die sich nun immer mehr zur hochbrisanten Staatsaffäre entwickelt.
Verdächtige Dokumente wohl doch selbst ausgestellt
Erst wurden Stimmen - auch aus höchsten Kreisen der deutschen Politik - laut, der Geheimdienst habe auf voller Länge versagt und hätte die Mordserie verhindern müssen. Dann hieß es in Medien, die Verdächtigen seien möglicherweise sogar Verbindungsmänner des Geheimdienstes gewesen, die "außer Kontrolle" geraten seien (siehe auch Story in der Infobox). Ein Vorwurf, der mittlerweile entkräftigt scheint. Die gefälschten Dokumente, die im abgebrannten Versteck des Trios gefunden wurden, seien, berichtet der "Spiegel", von den Verdächtigen selbst angefertigt worden - und nicht, wie zuvor befürchtet, vom Verfassungsschutz.
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