U-Haft verlängert

Richter stoppt Breivik bei “Rede” vor Gericht

Ausland
14.11.2011 14:16
Der geständige norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik ist vor Gericht in Oslo mit dem Versuch einer Erklärungsrede zur Tötung von 77 Menschen gescheitert. Wie die Nachrichtenagentur NTB aus dem Gerichtssaal beim ersten öffentlichen Haftprüfungstermin mit dem Extremisten berichtete, unterbrach der Richter Breivik, als dieser versucht habe, "eine Rede zu halten". Die Untersuchungshaft wurde danach um weitere zwölf Wochen verlängert.

Breivik gestand vor Gericht seine Taten, plädierte aber auf "nicht schuldig". Dann hob er laut der Nachrichtenagentur Reuters zu einer wirren Rede an: "Ich bin der militärische Kommandant des norwegischen Widerstandes und der Tempelritter. Ich spreche zudem diesem Gericht das Misstrauen aus, weil es sein Mandat von jenen bezieht, die eine Hassideologie vertreten und den Multikulturalismus fördern."

An dieser Stelle unterbrach ihn schließlich Richter Torkjel Nesheim (im Bild) und verhängte weitere zwölf Wochen U-Haft über Breivik. Laut dem Richterspruch werden in den ersten acht Wochen Besuche und Korrespondenz stark eingeschränkt, vier Wochen lang erhalte der Rechtsextremist zudem keinen Zugang zu Medien.

Aus Furcht, Breivik könne seinen Auftritt für die Verbreitung seines rechtsextremen Gedankenguts nutzen, hatte die norwegische Justiz bereits zuvor angeordnet, dass die Medien nicht unmittelbar über seine Aussagen berichten durften. Zudem war es verboten, Fotos oder Filmaufnahmen von dem Attentäter zu veröffentlichen. Mittlerweile sind aber einige Details zu der Verhandlung veröffentlicht worden.

Angehörige gegen öffentliche Verhandlung
Die Angehörigen der Opfer von Anders Behring Breivik hatten sich am Sonntag kritisch über den Beschluss der Justiz geäußert, die Haftprüfungsverhandlung des Terroristen am Montag öffentlich abzuhalten. Breivik erhalte dadurch erneut eine Bühne für seine Ansichten. Die erwartete erhöhte Aufmerksamkeit löse Bedenken aus.

"Für uns ist das eine sehr große Extrabelastung", sagte ein Sprecher anlässlich eines Treffens der Opfer-Angehörigen. Auf gewisse Weise könne man die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs als neuerlichen Übergriff auf die Gefühle der unmittelbar Betroffenen betrachten, sagte zudem ein Opfer-Anwalt.

77 Menschen in Oslo und auf Ütoya getötet
Anders Behring Breivik hatte am 22. Juli zunächst im Regierungsviertel von Oslo eine Autobombe gezündet und damit acht Menschen getötet. Anschließend eröffnete er in einem Sommerlager der regierenden Arbeiterpartei auf der Insel Utöya das Feuer und erschoss 69 überwiegend jugendliche Teilnehmer.

Der Beginn des Gerichtsverfahrens gegen den Doppelattentäter wurde am Montag indes auf den 16. April 2012 festgesetzt. Die Dauer des Prozesses ist vorerst mit rund zehn Wochen veranschlagt. Nach Angaben des Richters Geir Engebretsen soll der gesamte zweite Stock des Gerichtsgebäudes in Oslo baulich adaptiert werden, damit der erwartete Ansturm von insgesamt 600-700 Journalisten bewältigt werden kann.

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