Wenn alles verblasst

Ryan Gosling und Michelle Williams in “Blue Valentine”

Kino
09.11.2011 16:28
Was passiert nach dem schüchternen Herantasten, dem romantischen Verlieben, dem vermeintlichen Happy End samt Hochzeit, wenn die Kamera abblendet und der Abspann läuft? Jahre vergehen, der Alltag tritt ein, die Liebe verblasst. So auch bei Dean und Cindy. Was zwischen dem unschuldigen Anfang und dem tristen Ende ihrer Liebe passiert, zeigt uns Regisseur Derek Cianfrance nicht. Stattdessen stiftet er mit "Blue Valentine" einen Film, der zwischen zwei Zeitebenen viel Interpretationsspielraum lässt und mit Ryan Gosling und Michelle Williams kein stärkeres Gespann hätte finden können.

"Wir haben jetzt unser eigenes Lied", sagt Dean zu Cindy. "Nobody baby but you and me" tönt kratzig aus der Anlage. Ein Moment des absoluten Glücks, in dem nichts als Zuneigung zwischen ihnen zu liegen scheint. Als Dean das Lied Jahre später wieder vorspielt, scheint die Liebe verflogen zu sein. In einer Nacht in einem Themenhotel will Dean das, was einst zwischen ihm und seiner Frau war, wieder aufflammen lassen. Doch Cindy scheint bereits zu kühl, zu distanziert - und entfernt sich ob Deans naiver, fast kindlicher Bemühungen nur noch weiter.

In Rückblenden erfährt der Zuseher, was mit einem Blickaustausch in einem Altersheim begonnen und sich in einer durchwanderten Nacht in New York zu mehr entwickelt hat - und was durch Cindys Schwangerschaft und Deans Bekenntnis, das Kind eines anderen Mannes mit ihr aufzuziehen, die junge Liebe schnell ernst werden ließ. Jahre später ist die Romantik vom mürben Familienalltag verdrängt worden. Dean trinkt als Tapezierer sein erstes Bier bereits frühmorgens, Cindy verdient den größten Teil des gemeinsamen Einkommens als Krankenschwester. Konflikte am Frühstückstisch treten anstelle zärtlichen Aneinanderrückens im Bus, verpasste Chancen liegen wie eine Last auf der einst blühenden Romanze.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Reminiszenzen wurden von einer unbeschwert-agilen Handkamera eingefangen, die Gegenwart zeigt sich stoisch-festgefahren durch den Einsatz klaustrophobischer Teleobjektivnähe. Es ist dies eine wahrhaftige Geschichte über das Entstehen und Vergehen von Liebe, dieses Suchen und Finden und gegenseitige Abhandenkommen. Ein Film, der seine Protagonisten als neue Stars der amerikanischen Independentkinos einführt - auf herzzerreißende Weise.

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