"Krone"-Interview

Jungmillionär Benko über den größten Deal seiner Karriere

Österreich
05.11.2011 17:16
2,4 Milliarden Euro will der Tiroler Jungmillionär René Benko in die Kaufhof-Kette investieren - zusammen mit dem griechischen Reeder George Economou und Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Als wir telefonieren, lässt sich Benko gerade in sein Mailänder Hauptquartier chauffieren. Das griechische Drama, sagt er am iPhone, sei fast spurlos an ihm vorübergegangen. Benko hat die ganze Woche um Kaufhof gepokert.

"Krone": Herr Benko, mitten in der größten Finanzkrise gehen Sie munter auf Shopping-Tour. Vergeht einem da nicht der Spaß?
René Benko: Naja... Die Finanzkrise ist natürlich ein massives Thema. Aber wir sind kapitalmäßig derart gut aufgestellt, dass wir sowohl nach der Lehman-Pleite als auch jetzt unsere Unternehmensstrategie weiterverfolgen und sogar wachsen können.

"Krone": Sind Sie Nutznießer der Krise?
Benko: Nutznießer wäre in Anbetracht der Probleme in Europa und auf der ganzen Welt das falsche Wort. Aber wir haben jetzt natürlich viel weniger Konkurrenz, als das in der Vergangenheit der Fall war.

"Krone": Ihr "Objekt der Begierde" heißt Kaufhof, das sind 134 deutsche Warenhäuser. Was wollen Sie damit?
Benko: Kaufhof ist ein strategisch sehr bedeutendes Projekt, weil es über viele deutsche Städte verteilt in besten Innenstadtlagen – zum Beispiel an der Kö in Düsseldorf oder am Berliner Alexanderplatz - tolle Handelsimmobilien besitzt und betreibt - und das mit einem sehr professionell geführten und extrem erfolgreichen Management. Das ist schon seit langer Zeit die Strategie von Signa, übrigens extrem krisenresistent.

"Krone": Der kolportierte Preis sind unvorstellbare 2,4 Milliarden Euro. Wissen Sie, wie hoch ein Geldscheinturm von dieser Summe wäre?
Benko: Keine Ahnung. Aber es ist ohne Zweifel ein riesiger Betrag, den ich im Übrigen nicht bestätigen kann. Wir haben uns – da bitte ich um Verständnis - zu Vertraulichkeit während der laufenden Verhandlungen verpflichtet.

"Krone": Das Geld soll vom reichsten griechischen Reeder, George Economou, kommen. Sollte der sein Vermögen nicht lieber in seinem Pleite-Land anlegen?
Benko: Das Geld kommt von unserer Signa-Gruppe und ihren Aktionären. Zu unseren Gesellschaftern zählt auch mein Freund und Partner George Economou, der seit Ende 2009 an Signa mit 50 Prozent beteiligt ist. Zu Ihrer Frage: Economou führt ein internationales Multiunternehmen, Schwerpunkt Reederei. Seit 2007 investiert er mit mir auch in europäische Immobilien, vor allem in Österreich und Deutschland.

"Krone": Griechenland geht gerade Pleite, und da finden Sie nichts dabei?
Benko: Ganz im Gegenteil. Diese Strategie hat er schon seit Jahren, und an der wird sich auch nichts ändern.

"Krone": Geht Ihrem Freund das nicht nahe, was in seiner Heimat jetzt passiert?
Benko: Da müssten wir ihn selber fragen. Ich habe aber schon den Eindruck, dass ihn das schwer beschäftigt. Economou ist ein absolut passionierter Grieche. Trotzdem ist er auch ein international agierender Geschäftsmann.

"Krone": Könnte man mit Ihnen beiden zum Beispiel über eine Reichensteuer reden?
Benko: Ich glaube, jeder Vermögende ist gerne bereit, zu einer sinnvollen Gesamtlösung seinen Beitrag zu leisten.

"Krone": Was ist eine sinnvolle Gesamtlösung?
Benko: Ich will das nicht politisch kommentieren, trage aber in persönlichen Gesprächen gerne zu einer solchen bei. Sowas sollte man den Entscheidungsträgern nicht über die Zeitung ausrichten.

"Krone": Der Gedanke, dass die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, beschäftigt Sie der?
Benko: Nein, weil ich mich darauf konzentriere, das Unternehmen weiterzuentwickeln. Was ich mit Sorge beobachte, ist die mangelnde Entscheidungskraft und Professionalität beim Lösen der Finanzprobleme. Wir brauchen strukturelle Reformen in Europa, man muss endlich handeln.

"Krone": Wie haben Sie die dramatischen Stunden bis zum Vertrauensvotum für Papandreou erlebt?
Benko: Es ist wirklich dramatisch, was sich momentan in Europa und allem voran in Griechenland abspielt. Meine Tage waren aber zuletzt von ganz früh morgens bis spät am Abend vom Thema Kaufhof geprägt.

"Krone": Auf einer Skala von 1 bis 10, wie stehen da Ihre Chancen?
Benko: Wir befinden uns mitten in den Verhandlungen. Es sind gute Gespräche. Dann müssen wir entscheiden, ob wir eine gemeinsame Basis finden. Nach meiner Einschätzung passiert das noch in diesem Jahr. Erst dann kann ein Deal zustande kommen.

"Krone": Sie haben mit dem deutsch-amerikanischen Milliardär und Karstadt-Besitzer Nicolas Berggruen einen mächtigen Konkurrenten. Wie wollen Sie den ausstechen?
Benko: Es geht nicht ums Ausstechen. Aber ich glaube, dass wir für die Kaufhof-Gruppe der ideale zukünftige Eigentümer sind, und ich glaube, die Metro-Gruppe sieht das genauso. Herr Berggruen war ja bis dato eigentlich nur am operativen Teil der Kaufhof-Gruppe interessiert und nicht an den Immobilien. Wir wollen beides.

"Krone": Wäre das was für Sie, so wie Nicolas Berggruen ohne Wohnung und ohne private Bindungen zu leben und stattdessen die Welt zu retten?
Benko: Ich finde es wahnsinnig interessant, wie er lebt. Ich will und kann mich mit ihm aber nicht vergleichen. Schon deshalb, weil ich ein sehr verwurzelter Mensch bin, ein patriotischer Tiroler und Österreicher.

"Krone": Mit an Bord ist jetzt auch Ex-Porsche-Chef Wiedeking. Wie kommt denn so ein relativ junger Geschäftsmann wie Sie an solche Leute heran?
Benko: Ich denke, dass es mir als Unternehmer und Manager und Gründer von Signa gelungen ist, eine Reputation als erfolgreicher Wirtschaftskapitän aufzubauen. In unserem Beirat sitzen Persönlichkeiten wie der ehemalige Bank-Austria-Generaldirektor Karl Samstag, der ehemalige Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, die ehemalige Vizekanzlerin Susanne Riess-Passer. So habe ich mir mein eigenes Netzwerk aufgebaut und irgendwann auch Wendelin Wiedeking kennen gelernt. Seit geraumer Zeit ist er bei uns im kleineren Rahmen Mitaktionär und wird auch in nächster Zeit in unseren Beirat und Aufsichtsrat einziehen. Beim Kaufhof-Deal engagiert er sich zudem strategisch.

"Krone": Sie sagen "Wirtschaftskapitän". Mögen Sie dieses Wort lieber als Tycoon?
Benko: Tycoon oder Kapitän oder Innenstadtkaiser, mir ist das ganz egal, wie mich die Medien betiteln. Ich sehe mich einfach als Investor.

"Krone": Der Durchbruch ist Ihnen 2007 mit dem Kauf der BAWAG-PSK-Immobilien samt Penthäuser gelungen. Wie sind Sie so reich geworden?
Benko: Reich ist das falsche Wort...

"Krone": Warum? Kennen Sie Ihren Kontostand nicht?
Benko: Ich würde ihn kennen, aber das steht bei mir nicht im Vordergrund. Leute, die nur arbeiten, um schnell zu Geld zu kommen, werden ihr Ziel nicht erreichen. Mir geht es darum, als Unternehmer erfolgreich zu sein, gute Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeiter zu schaffen; mir sind Nachhaltigkeit und Werte wichtig. Wenn all das stimmt, kommt am Ende auch der wirtschaftliche Erfolg.

"Krone": Sind Sie noch Millionär oder schon Milliardär?
Benko: Kein Kommentar.

"Krone": Ist Jungmillionär eine Beleidigung?
Benko: Mein Alter ist längst kein Thema mehr. Als ich das Kaufhaus "Tyrol" gekauft habe, waren alle überrascht. 500.000 Besucher im Monat, mehrere Architekturpreise. Selbst Neider von damals sagen heute: "Was ihm da gelungen ist: Chapeau." Der BAWAG-Deal 2007 hatte für österreichische Begriffe dann eine Riesendimension. Kann er sich das leisten? Wird er bald pleitegehen? Das habe ich oft gehört.

"Krone": Aber?
Benko: Zwischendurch war immerhin so was wie eine Wirtschaftskrise, die Lehman-Pleite. In dieser Zeit bin ich nicht Pleite gegangen, wie viele gedacht haben, sondern habe weitere Milliarden investiert. Unser Unternehmen geht jetzt ione": Ihr Freund Economou sammelt Picassos, Ihr Konkurrent Berggruen kauft Reisfelder. Was machen Sie mit Ihrem Geld?
Benko: Geld ist für mich nicht mehr als eine schöne Nebenerscheinung. Ich stecke meine Gewinne am liebsten in schöne Innenstadtimmobilien.

"Krone": So wie man früher Monopoly gespielt hat?
Benko: Ich habe das nie gespielt.

"Krone": Mit welcher Art zu denken kommt man zu Geld?
Benko: Man darf nicht geizig sein. Man muss Handschlagqualität haben. Und seine Ausgaben trotzdem straff halten. Ich bin bekannt dafür, dass ich das Unternehmen auf der Kostenseite mit einer scharfen Feder führe. Ich schmeisse das Geld sicher nicht beim Fenster hinaus.

"Krone": Warum sind Sie immer wie aus dem Ei gepellt?
Benko: Gut gekleidet sein ist wie eine Visitenkarte. Aber auch da bin ich relativ maßvoll. Mein Anzug ist von Ermenegildo Zegna.

"Krone": So mancher "Unternehmer des Jahres" ist irgendwann Pleite gegangen. Kommt so was in Ihrem Denken vor?
Benko: Vor der Pleite habe ich null Angst. Weil die Schritte, die ich als Unternehmer setze, von Weitsicht getragen sind und auf einer soliden Basis stehen. Ob Immobilien über die Jahre viel mehr wert werden, als man dafür bezahlt hat, kann man nicht immer wissen. Aber eines ist klar: Sie verlieren nicht an Wert und sind daher sehr sichere Kapitalanlagen.

"Krone": Was raten Sie jungen Leuten, die es auch zu etwas bringen wollen?
Benko: Ob im Spitzensport oder im Spitzenmanagment: Du musst extrem fleißig sein, extrem konsequent, du musst an dich glauben und Dinge, die du beginnst im Leben, auch zu Ende bringen. Da gibt es auch immer wieder Höhen und Tiefen. Ein Hermann Maier oder ein Michael Schumacher tauchen da durch. Das gilt auch fürs Unternehmertum. Das Geld kommt dann von selber.

"Krone": Man darf ihm nicht nachlaufen?
Benko:(lacht) Nein, denn dann kann es einem ja nicht folgen.

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