Drastischer Schritt

Irland zieht seinen Botschafter aus dem Vatikan ab

Ausland
04.11.2011 08:26
Offiziell sind es die harten finanziellen Vorgaben der EU und des Internationalen Währungsfonds, die Irland zu einem ungewöhnlichen Einschnitt in seiner Außenpolitik zwingen - nämlich seine Botschafter aus drei Ländern abzuziehen. Der Iran und Osttimor in Südostasien müssen demnächst ohne irischen Gesandten auskommen, allerdings auch der Vatikan. Die Regierung des Inselstaats dementiert heftig, dass die Entscheidung etwas mit den Querelen rund um den kirchlichen Missbrauchsskandal in Irland zu tun hat.

Der irische Außenminister Eamon Gilmore erklärte gegenüber dem "Irish Independent", dass die einzigen Gründe für den Abzug der Botschafter finanzielle seien. Die Regierung erwartet sich allein durch die Vatikan-Maßnahme Einsparungen von rund 700.000 Euro im Jahr. Die Schließungen im Iran und Osttimor sollen weitere 1,25 Millionen Euro jährlich bringen.

Mit den Handelsbeziehungen zu Teheran sei man generell unzufrieden, und die Belange in Osttimor solle nun einfach der irische Vertreter in Singapur übernehmen.

"Beziehungen zum Vatikan ungefährdet"
Die Maßnahmen betreffend den Vatikan stünden in keinerlei Verbindung mit der im Juli von Premier Enda Kenny heftig kritisierten Abwehrhaltung des Vatikans in Bezug auf die Mitwirkung an der Aufklärung des Missbrauchsskandals in Irland, so Gilmore.

Die diplomatischen Beziehungen des überwiegend katholischen Landes zum Heiligen Stuhl sieht der Außenminister zudem nicht gefährdet. Die Regierung dürfte diese Angelegenheit nun wohl in die Hände des Außenministeriums legen.

Die irische Kirche zeigte sich indes enttäuscht von der Entscheidung der Regierung. "Erstmals seit der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen 1929 sind wir ohne Botschafter im Heiligen Stuhl. Ich weiß, viele andere werden die Enttäuschung teilen", erklärte der Erzbischof von Dublin, Kardinal Sean Brady. Es sei ein bedauerlicher Schritt. Der Vatikan selbst äußerte sich vorerst nicht zum Thema.

"Neuer Tiefpunkt zwischen Kirche und Staat"
Was für irische Medien einen "neuen Tiefpunkt in der Beziehung zwischen Kirche und Staat" bedeutet, könnte im Übrigen eine relativ einfache Lösung haben: Irland ist bzw. war in Rom nämlich doppelt vertreten - allerdings würde der Vatikan, schreibt der "Independent", keinen Botschafter akzeptieren, der in einer Doppelfunktion auch mit der italienischen Regierung zusammenarbeite.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele