Sarkozy in Rage
"Machen das nicht aus Spaß an der Freude"
In seltener Offenheit ließen eine übermüdete Kanzlerin und ein fahlgesichtiger, manchmal ungehaltener französischer Präsident jede Vorsicht fahren und stellten den Griechen die Schlüsselfrage: Bleibt ihr oder geht ihr aus der Euro-Zone, rein oder raus? "Glauben Sie wirklich, dass Frau Merkel und ich (...), dass wir das aus Spaß an der Freude machen, das was wir tun?", polterte Sarkozy. "Wenn wir hier an vorderster Front kämpfen, dann tun wir das, weil das notwendig ist", redete er sich in Rage. "So angenehm ist das nicht." Selbst Merkel, die nicht zu emotionalen Ausbrüchen neigt, gestand ein: "Das war hart."
Anstrengendes Treffen mit Papandreou
Was den beiden offenbar so viel abverlangte, war ein weiterer Krisen-Gipfel am Vorabend des G-20-Treffens der Staats- und Regierungschefs (siehe auch Infobox) und - noch mehr - das anschließende Gespräch mit dem griechischen Premier Papandreou. Der war es nämlich gewesen, der wenige Tage nach dem als Durchbruch gefeierten Euro-Gipfel vor gut einer Woche - mit weitreichenden Beschlüssen auch für neue Griechenland-Hilfen - den radikalen Euphoriebremser gespielt hatte. Mit seiner Entscheidung, das Volk über das neue Paket mit seinen zusätzlichen Sparauflagen abstimmen zu lassen, hatte er die Unsicherheiten, die in der Politik und an den Märkten gerade zu schwinden schienen, wieder erweckt.
Dass Sarkozy nach dieser Ankündigung schäumte, ist bekannt. Merkel immerhin bemerkte spitz: "Dies ist nicht abgestimmt erfolgt." Doch da es nun einmal so ist, wie es ist, gaben die beiden Papandreou eine Breitseite mit auf den Weg zurück nach Athen: Mit der Volksabstimmung geht es für Griechenland um fast alles - nämlich um das Ausscheiden aus der Euro-Zone. "Wir wollen den Euro als stabile Währung erhalten." Dieses Ziel steht für Merkel über allem, auch klar vor dem Wunsch, Griechenland im Währungsraum zu halten. "Wir müssen sagen, was sind unsere Prioritäten?", fragt sie - und sagt es. "Wir wünschen uns, dass Griechenland im Euro-Raum bleibt." Aber wenn Griechenland sage, "das möchten wir nicht, dann werden wir das respektieren".
"Verantwortlich für Stabilität der Euro-Zone"
In das gleiche Horn stößt Sarkozy: "Wir sind verantwortlich für die Stabilität in der Euro-Zone, für die Solidarität in Europa und für die Regeln, die wir uns selbst gegeben haben", doziert er. "Wenn irgendein Land diese Regeln nicht achten will, dann ist das sein Recht, dann kann es das tun." Dann müsse es aber auch die Folgen tragen. "Ganz klar, auch die Griechen müssen jetzt eine Entscheidung treffen", denn, dass einer ständig die Regeln verletze, sei nicht hinnehmbar.
"Wir können das Geld des europäischen Steuerzahlers nur einsetzen, wenn gewisse Regeln, auf die man sich einstimmig geeinigt hat beim Brüsseler Euro-Gipfel am 27. Oktober, auch eingehalten werden", schreibt er den Griechen ins Stammbuch. "Werden sie nicht eingehalten, dann kann weder Europa noch der IWF auch nur einen Cent auszahlen." Damit macht er dem südeuropäischen Partnerland ungeschminkt klar: Selbst schon avisierte Gelder könnten nun nicht mehr fließen.
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