"Courier" begraben

So überließ Bill Gates Apple den Tablet-Markt

Elektronik
02.11.2011 12:28
Schon 2009 gab es erste Gerüchte, Microsoft arbeite an einem eigenen Tablet-PC. Im April 2010 kam Apples iPad auf den Markt - und im gleichen Monat eröffnete Microsoft überraschend, nicht weiter am "Courier" getauften Tablet zu arbeiten. Nun ist klar: Microsoft-Gründer Bill Gates selbst hat das Gerät begraben.

Das Courier wurde von einer Gruppe innerhalb Microsofts entwickelt, die von Xbox-Erfinder J Allard angeführt wurde. Das Tablet verfügte über zwei Bildschirme, die mit dem Finger oder einem Stift bedient werden konnten. Es lief mit einer modifizierten Windows-Version - und genau diesem Umstand stemmte sich Windows-Chef Steven Sinofsky entgegen, wie "CNET" berichtet.

Er habe sich vehement gegen jede Art von Bedrohung für das Flaggschiff der Microsoft-Betriebssysteme gewehrt, heißt es. Sinofsky arbeitete selbst an einer Tablet-freundlichen Version von Windows, allerdings würde diese bis zur Fertigstellung zwei Jahre benötigen.

Ratloser Ballmer holte Gates
Microsoft-Chef Steve Ballmer musste sich also zwischen zwei Veteranen des Unternehmens entscheiden, die beide als Vordenker gelten. So wandte sich Ballmer an jenen Technik-Visionär, dem er laut "CNET" am meisten vertraute: Bill Gates.

Fehlendes E-Mail-Programm als Knackpunkt
Bei einem Treffen sollten die Courier-Erfinder Gates ihr Produkt vorstellen - und das wurde ihnen zum Verhängnis. Zwischendurch fragte der Microsoft-Gründer nämlich, wie die Nutzer ihre E-Mails abrufen könnten. Allard antwortete darauf, er lege keinen Wert auf E-Mails - man könne diese schließlich auch über das Smartphone oder den PC bearbeiten. Auf dem Courier könne man sie lediglich über das Web abrufen, eine eigene Anwendung wie Outlook sei nicht nötig, so Allard und sein Team.

Tablet für Kreative sorgte für "allergische Reaktion"
Das Courier sei für die Erstellung von Inhalten konzipiert und für Kreative gedacht, ein Gadget etwa für Architekten oder Autoren, um erste Ideen und Konzepte festzuhalten. "Das war der Punkt, an dem Bill eine allergische Reaktion bekam", so ein Courier-Mitarbeiter gegenüber "CNET". Schließlich nimmt Microsoft jedes Jahr Milliarden Dollar durch die E-Mail-Server-Software und Outlook ein. Das Gerät war dem Microsoft-Gründer offenbar zu wenig PC. Gates teilte Ballmer anschließend seine Bedenken mit - und begrub damit das Courier.

Windows 8 für Tablets und PCs
Ob Gates dem Konzern damit einen Gefallen getan hat, ist unklar. Zwar hätte sich das Konzept zum Flop entwickeln können, doch ohne iPad-Widersacher hat Microsoft dem Konkurrenten Apple kampflos fast den gesamten Tablet-Markt überlassen. Immerhin die Vision des schärfsten Courier-Kritikers wird bald in Erfüllung gehen: Windows 8 wird sowohl auf herkömmlichen PCs wie auch auf Tablets laufen und soll Microsoft so auf Apple aufschließen lassen.

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