Die Erste Group wird nach Sonderabschreibungen wegen der Staatsschuldenkrise heuer einen Verlust von bis zu 800 Millionen Euro verbuchen. Für die Aktionäre schaut in diesem Jahr keine Dividende heraus. Eine geplante vorzeitige Tilgung des staatlichen Kapitals - 1,2 Milliarden Euro - wurde um mindestens ein Jahr verschoben.
Einmaleffekte wie Abschreibungen auf Staatsanleihen von Krisenstaaten, auf Bank-Beteiligungen in Osteuropa (Ungarn und Rumänien) sowie die Abwertung von strukturierten Papieren auf Marktwert bringen Einmalbelastungen, die im dritten Quartal 1,5 Milliarden Euro Verlust bescheren.
Millionenverlust statt Millionengewinn
Für das gesamte Jahr 2011 erwartet Vorstandschef Treichl nun einen Verlust von 700 bis 800 Millionen Euro - statt eines Nettogewinns von 850 bis 950 Millionen. Die Hoffnungen, dass die Politik in Europa bald zu klaren Richtungsentscheidungen zur Lösung der Schuldenkrise kommt, hätten sich zerstreut. Treichl erwartet für Griechenland einen Schuldenschnitt von rund 50 Prozent.
"Die getroffenen Maßnahmen drehen einen Neun-Monats-Gewinn von 700 Millionen Euro in einen Verlust", sagte Treichl. Es handle sich dabei "ausschließlich um Einmaleffekte, die uns als Bank auf die kommende Situation vorbereiten werden". Kernkapitalquote und Liquiditätssituation würden damit nicht geschwächt.
Treichl will keine weitere Hilfe vom Staat
Ein Anklopfen um öffentliche Hilfen beim Euro-Rettungsschirm kann sich der Erste-Chef für seine Bank nicht vorstellen. Ebenso schloss er aus, dass er sich beim österreichischen Staat um neue staatliche Eigenkapitalhilfen bemühen wird: "Wir haben jetzt die Rückzahlung des staatlichen Partizipationskapitals verschoben. Mehr wollen wir hundertprozentig nicht aufnehmen. Da müsste man uns hinprügeln."
Treichl geht davon aus, dass von der Krise die Realwirtschaft massiv getroffen wird - auch in Osteuropa, wo die Bank tätig ist. Bis zu 600 Millionen Euro Kapital muss die Erste für ihre Tochterbank in Ungarn nachschießen, rund 100 Millionen für die Tochter BCR in Rumänien. Die beiden Töchter haben im dritten Quartal via Firmenwertabschreibung die Erste-Bilanz mit mehr als einer Milliarde belastet.
Dramatische Talfahrt der Erste-Group-Aktien
Die Aktien der Erste Group sind im am Montag an der Wiener Börse gehörig unter Druck geraten und rutschten zwischenzeitlich um fast 16 Prozent. Treichl dazu zynisch: "Ich habe mir nicht erwartet, dass der Kurs dramatisch steigt, nach dem, was wir heute bekannt geben."
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