Nach Schussattentat

Gabrielle Giffords kehrt für Schulden-Abstimmung zurück

Ausland
02.08.2011 19:26
Sieben Monate nachdem ein Attentäter sie in Arizona in den Kopf geschossen und lebensgefährlich verletzt hatte, ist die demokratische US-Abgeordnete Gabrielle Giffords wieder zu einer Abstimmung an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt. Als sie den Saal betrat, entbrannte tosender Applaus für die tapfere Politikerin.

Niemand blickte mehr auf die Tafel, die gerade anzeigte, dass noch rund 20 Stimmen zur Billigung der Gesetzesvorlage fehlten. Alle schauten auf Gabrielle Giffords - eine zierliche Frau in blaugrüner Jacke, mit großen Brillengläsern, kurzen Haaren und einer sichtbaren Narbe auf der Kopfhaut.

Jubel brach aus, tosender Applaus, ein Abgeordneter ließ Manieren Manieren sein und kletterte auf einen Stuhl, um auch nichts zu verpassen. "Gabby is back", verkündeten Fernsehreporter mit sich überschlagender Stimme. Dass die Ja-Stimmen dann rasch die notwendige Zahl erreichten, der Kompromiss "im Haus" durchgekommen war, hätten sie beinahe verpasst.

"Ich wollte unbedingt teilnehmen"
Giffords erklärte nach der Abstimmung, sie habe unter allen Umständen an der Abstimmung zur US-Schuldenkrise teilnehmen wollen. "Ich habe die Debatte sehr intensiv verfolgt und war sehr enttäuscht darüber, was in Washington vor sich geht. Nach Wochen ohne Ergebnis war ich sehr erleichtert, als es endlich zu einer Einigung kam", so Giffords in einem Statement, das nach der Sitzung von ihrem Büro veröffentlicht wurde. "Ich bin davon überzeugt, dass eine gute Entscheidung für das amerikanische Volk wichtiger ist als politische Parteien. Deswegen wollte ich unbedingt teilnehmen."

Und so marschierte sie durch eine Tür auf der demokratischen Seite im Abgeordnetenhaus und ging zur Wahlmaschine. Auf der Tafel tauchte neben ihrem Namen ein Y für Yes auf - schon fast symbolisch, empfanden es viele Beobachter: Ja zum Gesetz, Ja zum Leben. 678 Mal hatte das Abgeordnetenhaus davor ohne Giffords abgestimmt. Ob sie ihre Karriere nun fortsetzen kann, ist allerdings unklar.

Nachdem die Abstimmung vorbei war, erhielt Giffords jede Menge Applaus, schüttelte strahlend die Hände ihrer Parteikollegen, die sie seit Jänner nicht mehr gesehen hatten. Nach dem Attentat war sie dem Tod näher gewesen als dem Leben, und auch ihre politischen Konkurrenten zollten ihr Respekt.

"Personifizierte Tapferkeit"
Die demokratische Abgeordnete aus Kalifornien, Nancy Pelosi, bezeichnete Giffords als "die Personifizierung von Tapferkeit und Mut". "Ihre Anwesenheit hier und was sie bereits für dieses Land getan hat, ehrt das Abgeordnetenhaus sehr", so Pelosi nach der Abstimmung gegenüber einigen Journalisten.

Debbie Watermann Schultz, eine von Giffords' engsten Freundinnen, sagte, dass dieser Moment einer der aufregendsten ihres Lebens war. "Die Reaktionen, als Gabby den Saal betrat, waren total enthusiastisch, wir weinten alle vor Freude." Giffords selbst sprach nicht mit den Journalisten. Sie befindet sich immer noch in therapeutischer Behandlung, da sie durch die Kopfverletzungen nach wie vor Schwierigkeiten hat zu sprechen.

Wenn sie sprach, dann langsam und, wie es schien, mit etwas mühsamen Mundbewegungen. Außerdem war sie noch ein wenig wackelig unterwegs, da sie nach wie vor Probleme mit dem Gefühl in der rechten Körperseite hat. Ihr rechter Arm war bandagiert und ihr Erscheinungsbild vollkommen verändert. Früher trug sie Kontaktlinsen, jetzt trägt sie eine Brille. Vor dem Schicksalstag waren ihre Haare außerdem blond und kinnlang, jetzt wachsen sie nach der Serie von Operationen nach und sind dunkel. "Aber das Lächeln ist gleich geblieben", bemerkte ein Journalist.

Attentäter nicht verhandlungsfähig
Am 8. Jänner 2011 hatte in Tucson, Arizona, ein Attentäter bei einem öffentlichen Auftritt von Giffords das Feuer eröffnet. Dabei erschoss er sechs Menschen und verletzte 13 weitere schwer, unter anderem Giffords. Mittlerweile hat ein Gericht den mutmaßlichen Schützen für nicht verhandlungsfähig erklärt.

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