Neue Enthüllung

Breivik plante auch Anschlag auf den Königspalast

Ausland
30.07.2011 12:37
Der Bombenanschlag im Regierungsviertel von Oslo und das Massaker auf der Ferieninsel Utöya dürften nur ein Teil eines noch umfassenderen Plans des Attentäters Anders Behring Breivik gewesen sein. Staatsanwalt Paal-Fredrik Hjort Kraby erklärte am Samstag gegenüber der norwegischen Boulevardzeitung "Verdens Gang", dass Breivik auch Anschläge auf den norwegischen Königspalast und den Sitz der regierenden Arbeiterpartei geplant hatte.

Breivik habe während seines Verhörs gesagt, auch diese Gebäude seien auf der Liste seiner Anschlagsziele gestanden, zitierte die Boulevardzeitung Staatsanwalt Hjort Kraby. Für den Freitag vergangener Woche habe er aber allein die Angriffe auf den Regierungssitz in Oslo und das Jugendcamp der Arbeiterpartei auf der Insel Utöya vorgesehen.

Den Königspalast habe Breivik nach eigenen Angaben wegen seiner symbolischen Bedeutung als Ziel anvisiert, sagte Hjort Kraby der Zeitung. Die Parteizentrale habe er wegen des Beitrags der Regierungspartei zu einer multikulturellen Gesellschaft angreifen wollen. "Ich möchte die Zahl oder die Art der Ziele, die er im Kopf hatte, nicht kommentieren", sagte der Staatsanwalt. Es handle sich um "offensichtliche Ziele für einen Terroristen, und der Gedanke ist, die Regierung zu treffen".

Breits am Freitag offenbarte Breiviks Anwalt Geir Lippestad, dass sein Mandant weitere Anschläge geplant hatte, nannte jedoch keine konkreten Ziele: "Er hatte noch mehrere Pläne in unterschiedlicher Größenordnung." Diese seien "genauso konkret" gewesen wie die Bombe im Osloer Regierungsviertel und das Massaker auf der Insel Utöya, jedoch seien "an dem Tag Dinge geschehen, auf die ich nicht eingehen kann. Sie hatten zur Folge, dass alles etwas anders verlief, als er es sich vorgestellt hatte", zitiert die norwegische Zeitung "Aftenposten" Lippestad.

Zweites Verhör in Oslo
Breivik wurde am Freitag in der Osloer Polizeizentrale zum zweiten Mal ausführlich von Ermittlern verhört. Der 32-Jährige wurde am Morgen unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen in einem gepanzerten schwarzen Jeep von der Haftanstalt Ila in die norwegische Hauptstadt gebracht. Wie ein AFP-Journalist berichtete, waren die Scheiben eines der Autos zum Schutz vor Fotografen mit einer Plastikplane verdeckt.

Von dem zweiten Verhör des 32-Jährigen seien aber keine neuen Angaben zu erwarten, so ein Polizeisprecher. Die Ermittler würden lediglich das Protokoll des ersten Verhörs vom letzten Wochenende nach der Festnahme durchgehen, hieß es weiter.

Opferzahl nach oben korrigiert
Die Polizei hat am Freitag die Zahl der Opfer nach oben korrigiert. Bei den Anschlägen in Oslo und auf der Insel Utöya kamen 77 Menschen ums Leben. Zuvor war von 76 bestätigten Opfern und einer nicht genannten Zahl von Vermissten die Rede. Außerdem wurden am Freitagabend die letzten 36 Namen von Getöteten veröffentlicht.

Kontakte zur Neonazi-Szene in Großbritannien?
In Großbritannien meldete sich unterdessen ein Blogger aus der rechtsextremen Szene zu Wort, zu dem Breivik via Internet Kontakt gehabt haben soll. Paul Ray, der unter dem Namen "Lionheart", also "Löwenherz", schreibt, gibt dem "Daily Telegraph" zufolge zu, Breivik möglicherweise inspiriert haben. Die Online-Ausgabe der norwegischen Zeitung "Aftenposten" schrieb jedoch am Freitag, dass Ray dies anschließend wieder dementiert habe. Ray wurde 2008 wegen rassistischer und islamfeindlicher Äußerungen verhaftet.

Wie "Aftenposten" berichtet, soll Breivik vor dem Attentat am vergangenen Freitag in seinem Manifest über seinen "Mentor Richard", zu dem er guten Kontakt habe, geschrieben haben.

Erstes Begräbnis nach Massaker
Als erstes Opfer des Massakers auf der Ferieninsel Utöya wurde am Freitag die 18-jährige Norwegerin Bano Rashid beerdigt. Wie die Nachrichtenagentur NTB berichtete, hielt Außenminister Jonas Gahr Störe in Nesodden südlich von Oslo die Traueransprache für die Tote (siehe Infobox).

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