Breivik-Vater redet

“Anders hätte lieber sich selbst umbringen sollen”

Ausland
26.07.2011 16:52
In einem dramatischen TV-Interview hat sich der Vater des Norwegen-Attentäters Anders Behring Breivik an die Öffentlichkeit gewandt. "Anders hätte lieber sein eigenes Leben als die all der Menschen beenden sollen", sagte der pensionierte Diplomat gegenüber dem norwegischen Fernsehen. Er wolle seinen Sohn niemals wiedersehen. Unterdessen wurde bekannt, dass der Attentäter für Teile seiner Familie offenbar nichts als Verachtung übrig hatte.

Jens Breivik lebt schon seit Jahren in Südfrankreich. Dort steht er derzeit unter massivem Polizeischutz. Für das norwegische Fernsehen erklärte er sich zu einem Interview bereit, unter der Bedingung, dass man sein Gesicht nicht erkennen könne. "Ich habe Anders schon seit 16 Jahren nicht mehr gesehen", stellt Jens Breivik gleich zu Beginn klar.

Gegenüber der TV-Reporterin äußert er sich auf der Veranda sitzend dann mit deutlichen Worten über seinen Anders und die Anschläge: "Kein normaler Mensch würde so etwas tun. Ich bin so wütend und bestürzt, wenn ich daran denke, was passiert ist. Ich kann das alles nicht verstehen. Ich wünschte, ich könnte das ungeschehen machen. Aber es ist passiert, und es ist schrecklich, daran zu denken", sagt Jens Breivik.

"Er muss geisteskrank sein"
Während des gesamten Gesprächs redet Jens Breivik langsam, fast behutsam und zögerlich. Seine Stimme ist leise und klingt traurig. Vor allem, als er mit seinem Sohn abrechnet. Es sind Gedanken, die vielleicht auch andere Menschen haben, die von den Anschlägen unmittelbar betroffen sind. Und doch laufen einem bei diesen Worten Schauer über den Rücken - weil sie aus dem Munde des Vaters kommen: "Anders muss geisteskrank sein. Ich werde nie wieder Kontakt zu ihm haben. In meinen traurigsten Zeiten denke ich, er hätte besser sein eigenes Leben als die all der Menschen beenden sollen."

In Gedanken sei Jens Breivik bei den Opfern der Anschläge. "Ich muss oft daran denken, wie schrecklich es für diejenigen ist, die davon betroffen sind. Ich wünschte, ich könnte etwas für sie tun." Auch für sich sieht er nun schwere Zeiten kommen: "Mit dieser Situation werde ich den Rest meines Lebens zurechtkommen müssen."

Bei sich selbst sieht Jens Breivik offenbar keine Mitschuld an den grausamen Taten. Anders' Mutter und er hätten sich scheiden lassen, als der Bub ein Jahr alt war. Damals und auch später habe er keinerlei Auffälligkeiten bei Anders festgestellt. "Er war immer wie die anderen Buben in seinem Alter. Er war vielleicht etwas verschlossener, aber er hatte keine extremen Ansichten."

Anders Breivik über Stiefvater: "Eine Sex-Bestie"
Unterdessen wurde bekannt, dass der Attentäter Anders Breivik für Teile seiner Familie offenbar nichts als Verachtung übrig hatte. Wie die "Bild" unter Berufung auf Breiviks 1.500-Seiten-Manifest "2083. A European Declaration of Independence" berichtet, sei sein Stiefvater eine wahre "Sex-Bestie" gewesen. Der Armee-Hauptmann habe demnach mehr als 500 Sexualpartner gehabt. Durch ihn sei Anders Breiviks Mutter Wenche, eine Krankenschwester, mit Genitalherpes infiziert worden, der auch das Gehirn angegriffen habe. Sie sei in Folge der Erkrankung nun "auf dem geistigen Stand einer Zehnjährigen".

Auch seine Halbschwester Elisabeth führte in seinen Augen einen bemitleidenswerten Lebenswandel. Sie habe bereits mit mehr als 40 Männern geschlafen und sich infolgedessen eine Chlamydien-Erkrankung zugezogen. Auf natürlichem Wege könne sie nun keine Kinder mehr bekommen. "Meine Schwester und meine Mutter haben mir und meiner Familie Schande gemacht", so der Attentäter.

"Sicher dachten einige, dass ich ein Freak bin"
Zumindest um bei ihr zu wohnen, war Breivik seine Mutter aber offenbar doch noch gut genug. Monate vor dem Anschlag zog er aus seinem teuren Appartment ins "Hotel Mama" zurück, um Geld zu sparen. "Sicher denken einige, dass man ein Freak ist, wenn man im Alter von 31 Jahren noch zu Hause bei den Eltern lebt. Doch das ist unwichtig für einen Justiziar-Ritter. Das einzige, was zählt, ist, genügend Mittel und Zeit zu haben, um alle Vorbereitungen zu treffen, um die eigene Mission zu erfüllen."

Vor seinem Schwenk zum "Ritter" war Anders Breivik übrigens selbst dem weltlichen Leben durchaus zugetan. Er verbrachte seine Tage in der Hip-Hop-Szene, sprayte Graffiti und hatte zahlreiche Frauengeschichten am laufen. "Ich war sogar stolz auf meine Eroberungen", schreibt er. Doch dann habe er einen Wandel erfahren und empfinde mittlerweile nur noch Scham für sein altes Leben. Er beschloss, die in seinen Augen untragbaren Verhältnisse anzugreifen. "Ich werde meinen Beitrag zu leisten, dieser kranken Gesellschaft ein Ende zu setzen", so Breivik.

Eine Gesellschaft, in der er selbst offenbar verloren gegangen war, nicht zuletzt in Folge der frühen Scheidung seiner Eltern: "Meine Familie zerbrach wegen des Feminismus und wegen der sexuellen Revolution."

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