"Hoffnungslos"

Utöya-Attentäter Anders Breivik über Österreich

Ausland
25.07.2011 14:28
Als "hoffnungsloses Land", in dem "demokratischer Wandel völlig unmöglich erscheint", beschreibt Anders Behring Breivik in seinem 1.500-Seiten-Traktat Österreich. Auch sonst finden sich ziemlich viele Hinweise auf die Geschichte und die politische Landschaft der Alpenrepublik in "2083 - Eine europäische Unabhängigkeitserklärung" - zumeist negative. Beinahe überschwänglich wird er hingegen bei einem Punkt: Eine österreichische Firma stellt nämlich seiner Meinung nach das perfekte "Killergas" her...

Bei dem "Killergas" handelt es sich laut Breiviks Pseudonym "Andrew Berwick" um Uragan D2, das laut seinen Angaben derzeit weltweit ausschließlich von einer österreichischen Firma hergestellt wird.

Das Insektenvernichtungsmittel erlangte unter dem Namen "Zyklon B" traurige Berühmtheit, als es von den Nationalsozialisten zur systematischen Ermordung von KZ-Häftlingen eingesetzt wurde. Breivik schwärmt davon, dass "nur drei Kilogramm des Mittels 40.000 Menschen töten können", und meint zudem, das Gas sei ohne Probleme zu organisieren. Daher misst er Uragan D2 eine hohe Bedeutung im Punkt "chemische Kriegsführung" bei.

Wiener Türkenbelagerung und der Nikolo
Aber auch in der Erklärung seines Weltbildes spielt Österreich eine zentrale Rolle: Die zurückgeschlagene Türkenbelagerung von Wien im Jahr 1683 ist für "Berwick" ein besonderer historischer Wendepunkt. "Die Schlacht um Wien im Jahr 1683 (..) war der letzte Zeitpunkt in der Geschichte, in der es die Moslems schafften, den Westen in traditioneller Kriegsführung herauszufordern. Danach fielen sie durch ihre technologische Unbeholfenheit immer weiter zurück, vor allem auch, weil sie eine ausgesprochene Feindschaft gegenüber wissenschaftlichem und freiem Denken an den Tag legen."

Doch es wäre nicht die wirre Gedankenwelt von Anders Breivik, hätten "die Moslems" nicht einen neuen Trick entdeckt - auch hierfür wird wieder Wien als Beispiel herangezogen. Dazu führt er den Streit um ein Auftrittsverbot des Nikolos in den Kindergärten der Bundeshauptstadt an, in dem der Autor ein "Zugeständnis an die wachsende islamische Bevölkerung" sieht. Dies lässt für "Berwick" daher nur eine logische Schlussfolgerung zu: "Diesmal sind sie (die Moslems, Anm.) bereits innerhalb Wiens!"

Der "Haider-Zwischenfall" im Jahr 2000
Verantwortlich für diese Entwicklung werden sowohl weltweit als auch in Österreich die "Kultur-Marxisten" und "Selbstmord-Humanisten" gemacht. Die rot-weiß-rote Ausgabe dieser "Spezies" entdeckt Breivik wenig überraschend bei den Grünen und der SPÖ, aber auch bei der ÖVP. Lediglich die FPÖ und das BZÖ sieht der Autor im weitesten Sinne auf seiner Wellenlänge. Einen demokratischen Wandel zu einem "nationalen Regime" hält "Berwick" allerdings in der Alpenrepublik für völlig ausgeschlossen - Österreich sei hierbei "ein hoffnungsloses Land".

Dazu führt er das Beispiel der schwarz-blauen Koalition im Jahr 2000 an, die sich laut "Berwick" gegen das "Eurabia-Projekt der EU" wehren wollte. "Im österreichischen Fall verhängte die EU sieben Monate lang Sanktionen und ließ dazu weltweit die 'Kultur-Marxisten' und die 'multikulturellen Medien' aufmarschieren." Mit "psychologischer Kriegsführung" sollte damit eine demokratische Alternative zu den eigentlichen Plänen der EU zerstört werden. Diese beschreibt der Autor folgendermaßen: "Sie haben den Völkermord am europäischen Christentum, unserer Kultur und Identität institutionalisiert, um an deren Stelle ein gewaltvoll geschaffenes marxistisch-multikulturelles Utopia zu stellen."

Breivik-Berechnung: 7.839 Verräter in Österreich
Da der parlamentarische Weg nun verschlossen sei, müsse der Regimewechsel mit Gewalt herbeigeführt werden - und auch hier will "Berwick" nichts dem Zufall überlassen. Penibel rechnet er für Österreich die Anzahl von "Verrätern" aus, die er zudem in "Kategorie A" und "Kategorie B" einteilt, und kommt dabei auf 7.839 Personen. Diese müssten dafür verantwortlich gemacht werden, dass die "wilden Tiere" (wie "Berwick" Moslems immer wieder bezeichnet, Anm.) das Land "überschwemmt" hätten.

Mit der Machtergreifung der Nationalisten müsste dieser Personenkreis sofort exekutiert werden: "Sie werden den ultimativen Preis für ihre Kriegsverbrechen zahlen. Der Tag des Jüngsten Gerichts rückt für jeden einzelnen Kategorie-A- und Kategorie-B-Verräter näher. Es wird keine Gnade gezeigt werden, denn sie wussten, was sie verbrachen und bis jetzt noch immer verbrechen."

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele