Kritik wächst

Tödliche Panne beim Polizei-Einsatz auf Utöya

Ausland
25.07.2011 10:21
Die Entscheidung, auf die Anti-Terror-Einheit aus Oslo zu warten, sowie der Beinahe-Untergang eines Polizeibootes haben am Sonntag erstmals auch Kritik am Einsatz der Sicherheitskräfte beim Massaker von Utöya aufkommen lassen. Vor allem durch die Panne verlor die Polizei wertvolle Zeit, der Attentäter konnte rund eine Stunde unter den wehrlosen Jugendlichen im Feriencamp wüten.

"Mit so vielen Menschen und Ausrüstung an Bord lief das Boot voll Wasser, und der Motor setzte aus", beschrieb Einsatzleiter Erik Berga die Polizeipanne am Freitag. Das erklärt, warum der 32 Jahre alte mutmaßliche Attentäter Anders Behring Breivik nach neuesten Berechnungen der Polizei 60 Minuten lang Zeit hatte, 86 Menschen kaltblütig zu erschießen.

Polizeichefin bittet um Verständnis
Sie könne Kritiker verstehen, die den Sicherheitskräften ein zu langes Zögern vorwürfen, erklärte die Polizeichefin von Hönefoss, Sissel Hammer. "Ich bitte um Verständnis, dass es seine Zeit braucht, um eine Spezialeinheit in Marsch zu setzen", sagte Hammer. "Das Personal muss alarmiert werden, es muss Schutzkleidung anlegen, sich bewaffnen und sich dann zum Tatort aufmachen."

Die "Delta" genannte Anti-Terror-Einheit legte die 45 Kilometer lange Strecke von Oslo nach Utöya im Auto zurück, was Oslos Polizeichef Sveinung Sponheim am Samstag so begründete: "Im Auto ging es schneller, ein Hubschrauberflug hätte zu lange gedauert." Sein Kollege Anstein Gjengedal pflichtete dem am Montag bei und meinte gegenüber dem TV-Sender NRK: "Wir waren schnell da."

Der einzige zur Verfügung stehende Helikopter parkte auf dem rund 50 Kilometer südlich von Oslo gelegenen Flughafen Rygge, Utöya liegt hingegen nordwestlich der Hauptstadt. "Wir haben mehrere Jahre lang um einen eigenen Transporthubschrauber gebeten, aber ohne Erfolg", erklärte Gjengedal zu diesem Thema.

Beamte mussten auf "zuverlässiges Boot" warten
Polizeikreisen zufolge wird unter den Beamten zudem heftig darüber diskutiert, ob die Ortskräfte nicht früher hätten eingreifen müssen. Die erste Meldung über den Angriff des in einer Polizeiuniform gekleideten Rechtsextremisten ging nach einer offiziellen Übersicht um 17.27 Uhr bei der Polizei in Hönefoss ein. Die ersten Beamten trafen 25 Minuten später am Bootssteg zur Überfahrt nach Utöya ein, mussten aber "auf ein zuverlässiges Boot warten".

Die Sondereinheit erreichte den Anleger dann um 18.09 Uhr, griff auf Boote von Freizeitkapitänen zurück und brauchte daher 16 Minuten bis zur Insel. Zwei Minuten danach ließ sich Breivik widerstandslos festnehmen.

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