Ein Jahr danach
Duisburg gedenkt der 21 Opfer der Loveparade
Zum Jahrestag der Loveparade-Katastrophe versammelten sich am Sonntag Tausende Trauergäste in der Stadt. Bei einer zweistündigen Veranstaltung im Fußballstadion mit Musik, Ansprachen und stillem Gedenken erinnerten sich Angehörige, Betroffene und Besucher gemeinsam an die Opfer.
Bei der Massenpanik während der Techno-Veranstaltung am 24. Juli vergangenen Jahres waren 21 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 500 wurden verletzt. "Wir möchten mit dieser Gedenkfeier die Angehörigen der Todesopfer, die zahlreichen Verletzten, aber auch die vielen Duisburger Bürger erreichen, die über die Ereignisse nicht hinwegkommen", erläuterte der Leiter der Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, Uwe Rieske. Im Anschluss an die öffentliche Gedenkfeier gab es für persönlich Betroffene die Gelegenheit zu stiller Trauer am Unglücksort.
Schuldfrage weiterhin ungeklärt
Die Schuldfrage der Katastrophe ist bis heute ungeklärt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Tötung gegen 16 Beschuldigte. Darunter sind zahlreiche städtische Mitarbeiter. Anklage ist bisher nicht erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft sieht unter anderem Anhaltspunkte, dass Mitarbeiter zweier städtischer Ämter ihren Verpflichtungen zur Prüfung des Sicherheitskonzepts und der Einhaltung von Auflagen nicht nachgekommen sind. Oberbürgermeister Adolf Sauerland zählt nicht zu den Beschuldigten.
"Die Ermittlungen werden noch einige Monate dauern", schätzt der Duisburger Oberstaatsanwalt Rolf Haferkamp. Klar scheint bisher lediglich, dass Verantwortliche fahrlässig gehandelt haben und dass die so furchtbar aus dem Ruder gelaufene Techno-Veranstaltung auf einem eingezäunten alten Bahnhofsgelände nicht genehmigt werden durfte.
Sauerland und Schaller bleiben Gedenkfeier fern
Oberbürgermeister Sauerland und der Loveparade-Veranstalter Rainer Schaller hatten im Vorfeld bereits angekündigt, am Gedenktag nicht teilzunehmen. Sie respektierten den Wunsch von Angehörigen, sie nicht dabeizuhaben, hatten beide erklärt.
Vor allem Sauerland steht seit dem Unglück massiv unter Druck: Kritiker fordern vehement seinen Rücktritt und werfen ihm vor, viel zu lange die Übernahme moralischer Verantwortung verweigert zu haben. Das Stadtoberhaupt, für dessen Abwahl Duisburger Bürger derzeit Unterschriften sammeln, hatte sich erst vor zwei Wochen öffentlich bei den Opfern entschuldigt.
Kommentare
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Kommentarfunktion steht Ihnen ab 6 Uhr wieder wie gewohnt zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
das krone.at-Team
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).