Turbulentes Leben
Britischer Maler und Freud-Enkel Lucian 88-jährig gestorben
Kritiker bezeichneten Freud als "besessensten Maler des Fleisches". In einer Zeit, in der das Abstrakte die Kunst bestimmte, hielt er am Figürlichen fest. Für die einen sind Lucian Freuds Studien nackter Körper faszinierend und schön, andere finden sie provozierend, abstoßend oder sogar richtig hässlich. Dass sie einzigartig sind, da sind sich Experten und Kunstliebhaber aber meistens einig.
"Einzigartig": Gemälde erzielen auf Auktionen Millionenpreise
In den letzten Jahren wuchs sein Ruhm mehr und mehr. Seine Werke wurden bei den großen Auktionshäusern zuletzt als Garant für Erfolg gesehen. Auf Versteigerungen erzielen seine Gemälde Millionenpreise. So verkaufte sich vergangenen Monat sein Werk "Woman Smiling, 1958 - 1959" für 4,7 Millionen Pfund (rund 5,3 Mio. Euro). Ein Selbstporträt mit einem blauen Auge, das er sich bei einer Schlägerei mit einem Taxifahrer eingefangen hatte, kam vergangenes Jahr für mehr als 2,8 Millionen Pfund (rund 3,2 Mio. Euro) unter den Hammer.
"Die Lebendigkeit seiner Akte, die Intensität seiner Stillleben und die Präsenz seiner Porträts von Freunden und Familienmitgliedern garantieren Freud einen einzigartigen Platz in der Ruhmeshalle der Kunst des späten 20. Jahrhunderts", sagte der Direktor der renommierten Tate Gallery, Nicholas Serota.
Fettansätze, Falten, Adern, bleiche Haut, hängende Brüste
Nur selten suchte sich Freud für seien Akte Menschen aus, die für ihre Schönheit berühmt waren. Ausnahmen machte er bei den Models Kate Moss oder der hochschwangeren Jerry Hall, der Ex-Frau von Mick Jagger. Seine Lieblingsmotive allerdings waren Familienmitglieder und Freunde, die stundenlang für ihn Modell sitzen mussten. Fettansätze und Falten, Adern unter bleicher Haut, hängende Brüste - alles das betonte Freud in seinen Bildern. "Ich wünsche mir", bekundete er einmal, "dass meine Porträts sozusagen die Leute selbst sind, nicht nur deren äußere Erscheinung."
Freud malte schon in jungen Jahren. Bereits mit 14 Jahren besuchte er die Londoner Central School of Art. In der Kunstszene fiel er zunächst als Zeichner auf. Seine erste Ausstellung hatte er mit 21 Jahren. Schließlich schaffte er es sogar zum Porträtmaler der britischen Königin Elizabeth II. Während der stundenlangen Sitzung mit der Queen führten die beiden angeblich anregende Gespräche. Das Gemälde, auf dem die Monarchin fast wie ein Mann aussieht, spaltete allerdings die britische Öffentlichkeit.
Schlägereien, zahllose Affären, Dutzende uneheliche Kinder
Mehr als 50 Jahre lang gehörte Freud zu den schillerndsten zeitgenössischen Künstlern. In Großbritannien ist er fast bekannter als sein Großvater. Lucian machte auch mit seinem Privatleben Schlagzeilen. Gerüchten zufolge soll er zahllose Affären gehabt und bis zu 40 uneheliche Kinder gezeugt haben.
Seine Hände kamen zudem nicht nur beim Malen, sondern nicht selten auch in Auseinandersetzungen als Fäuste zum Einsatz. "Ich war oft in Schlägereien verwickelt", sagte er einmal in einem Interview. "Der Grund war nicht, dass ich so gerne kämpfe - die Leute haben wirklich Sachen zu mir gesagt, auf die ich meiner Ansicht nach nur mit Schlägen antworten konnte."
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