Schwere Vorwürfe

Wurde Wiener Spitzenbeamtin in den Tod gemobbt?

Österreich
20.07.2011 18:14
Nach dem Selbstmord einer Mitarbeiterin des Wiener Rathauses erheben Kollegen, Familie und Verwandte harte Mobbing-Vorwürfe. Die Referentin der Abteilung Staatsbürgerschaft, Silvia A. (40), warf sich vor eine U-Bahn. Es wird behauptet, die Beamtin sei in den Tod gemobbt worden. "Das stimmt sicher nicht", kontert die Leiterin der MA 35, alles sei "in Ordnung".

Tüchtig sei sie gewesen, hilfsbereit und stets politisch interessiert. In zwei Briefen, die bei der "Krone" eingetroffen sind, meinen Rathaus-Insider, dass die Frau die Mobbing-Attacken gegen ihre Person nicht länger ertragen hätte. Auch die Namen von Tatverdächtigen werden genannt, ebenso die Identität eines zweiten Mobbing-Opfers in der MA 35.

Silvia A.s Freunde bestätigten, dass die MA-35-Referentin schon seit Monaten über die Arbeitsbelastung sowie über Gemeinheiten der Mitarbeiter geklagt hätte. Die schlechte Verfassung der Beamtin war in der MA 35 bekannt. "Nur einige Tage vor dem tragischen Tod von Silvia wurde sie sogar von der Abteilungsleiterin mit dem Taxi nach Hause geschickt – so schlecht ist es ihr bereits gegangen", berichten Freunde gegenüber der "Krone".

"Keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten"
Seit "mindestens einem Jahr" hätte die Politikwissenschaftlerin immer wieder davon erzählt, wie schlimm es in ihrer Abteilung der MA 35 sei: immer weniger Leute für die anfallende Arbeit, dazu noch Gehässigkeiten von Kollegen. "Es gab dort immer wieder extreme zwischenmenschliche Probleme", wissen die Freunde von Silvia A.

In der Einwanderungsbehörde wird aber bestritten, dass es einen Mobbing-Krimi gibt. "Nein, der Tod der Kollegin hat nichts mit Mobbing zu tun", betont die Leiterin der Magistratsabteilung, als sie mit den Vorwürfen konfrontiert wird. Es gebe "keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten".

Mehrere Fälle von Burnout in Magistratsabteilung
Die Frage jedoch, warum denn bei dieser "guten Stimmung" gleich ein Dutzend Mitarbeiterinnen aufgrund von Burnout-Symptomen im Krankenstand seien, bleibt unbeantwortet. Nur so viel: Es sei richtig, dass der Arbeitsanfall extrem gestiegen sei. So hatte die MA 35 im Jahr 2006 etwa 65.000 Verfahren zu bearbeiten, 2010 bereits 110.000. Zusätzlich belaste die Komplexität der rechtlichen Situation - in kürzester Zeit gab es elf Gesetzesnovellen.

Das Personalreferat der Stadt Wien hat "noch keine genaueren Informationen zu dem Fall", sagte eine Sprecherin von Stadträtin Sandra Frauenberger. "Wir werden uns die Situation in dieser Abteilung aber sicher ganz genau ansehen. Gespräche laufen bereits." Über mögliche Konsequenzen wolle man noch nicht sprechen.

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