"Too big to fail"

Weltweit gelten 28 Banken als systemrelevant

Ausland
20.07.2011 13:23
28 Banken weltweit sind nach Ansicht ihrer Aufseher derzeit so groß, dass ihr Zusammenbruch das ganze Finanzsystem ins Wanken bringen könnte. Die "Too big to fail"-Institute sollen daher mit einem Eigenkapitalaufschlag daran gehindert werden, zu große Risiken einzugehen und noch mächtiger zu werden, erklärten der Baseler Ausschuss und der Finanzstabilitätsrat unter Führung des nächsten EZB-Chefs Mario Draghi.

Die Bankenaufseher ziehen mit den geplanten verschärften Regeln die Konsequenz aus der Finanzkrise, in der die Pleite von Lehman Brothers die Branche in den Grundfesten erschüttert hatte. "In den Jahren vor der Krise gab es keine ordentliche Marktdisziplin, was die Bewältigung der Krise erschwert hat", sagte der Präsident des Stabilitätsrats und nächste EZB-Chef, Mario Draghi. Die erhöhten Eigenkapitalanforderungen sollten das Finanzsystem mit der Zeit sicherer und gesünder machen.

Wie hoch die Aufschläge für die Banken sind, richtet sich nach einem Punktesystem, das ihre Größe, ihre Verflechtung im System, ihre Komplexität, den Grad ihrer Internationalität und die Frage bewertet, inwieweit sie bei einem Ausfall ersetzbar wären. Je nachdem liegt der Aufschlag bei 1,0, 1,5, 2,0 oder bei 2,5 Prozentpunkten. Bläht sich eine Bank noch stärker auf, kann sie auch mit einem Strafzuschlag von 3,5 Prozent belegt werden. Alle Banken weltweit sollen von 2013 an über sechs Jahre ohnehin ein Kernkapital-Polster von sieben Prozent aufbauen.

Systemrelevanz wird jährlich geprüft
Die 28 Banken wurden aus einer Liste von 73 Instituten aus 17 Ländern ausgewählt. Die Namen dieser Institute wollen die Aufseher nicht veröffentlichen. Eines der 28 sei jedenfalls von seinen nationalen Aufsehern als systemrelevant gesetzt worden, ohne nach der Rangliste dazuzugehören, hieß es von Seiten des Finanzstabilitätsrats. Welche Institute mit den Aufschlägen leben müssen, soll nicht in Stein gemeißelt sein. Einmal im Jahr werde überprüft, ob ihre Systemrelevanz so weit abgenommen hat, dass sie aus der Liste herausfallen könnten.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass systemrelevante Banken in den Augen ihrer Investoren als besonders sicher gelten: Sie trügen schließlich einen offiziellen Stempel, so groß zu sein, dass sie vom Staat nicht fallengelassen würden - und das könnte ihnen finanzielle Vorteile bei der Refinanzierung bringen. Um falsche Anreize zu vermeiden, will der Finanzstabilitätsrat Regeln einführen, wie solche mächtigen Institute in der Krise geordnet und damit gefahrlos für die Branche auch über die Grenzen hinweg abgewickelt werden könnten. Das soll auf jeden Fall mit Einbußen für Aktionäre und Anleihenkäufer verbunden sein.

Über die engeren Fesseln für diese systemrelevanten Banken sollen Politiker der G-20-Staaten dann im November auf einem Gipfel in Cannes entscheiden.

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