Gerüchte in Kairo

Ex-Präsident Mubarak angeblich ins Koma gefallen

Ausland
18.07.2011 07:46
In Ägypten hat das Staatsfernsehen am Sonntag widersprüchliche Angaben zum Gesundheitszustand des früheren Staatschefs Hosni Mubarak vermeldet. Das Fernsehen berichtete am Abend unter Berufung auf Mubaraks Anwalt, der 83-Jährige, der sich seit Monaten im Krankenhaus in Untersuchungshaft befindet, sei ins Koma gefallen. Kurz darauf berichtete der Sender jedoch, das Krankenhaus bestreite die Angaben.

Mubarak sei nach einer plötzlichen Verschlechterung seines Gesundheitszustands im "vollständigen Koma", berichtete das Staatsfernsehen am Sonntagabend unter Berufung auf den Anwalt, Farid el-Deeb. Danach meldete der Sender in seinem Laufband, der Krankenhausdirektor habe die Angaben dementiert.

Nach Angaben seiner Ärzte sei Mubarak gesundheitlich stabil und werde lediglich wegen niedrigen Blutdrucks behandelt. Ein Vertreter aus Mediziner-Kreisen sagte der Nachrichtenagentur AFP, anscheinend habe sich Mubaraks Gesundheitszustand "in gewisser Weise verschlechtert, aber die Angaben über ein Koma sind noch nicht klar".

Wie auf der Webseite des TV-Senders CNN zu lesen war, bestätigte jedoch der Leiter des Krankenhauses in Sharm el-Sheikh, Mohamed Fathalla, entgegen den Angaben anderer Krankenhausvertreter, dass sich Mubarak im Koma befindet.

Nach Herzinfarkt im Krankenhaus
Der langjährige Staatschef war am 11. Februar nach Massenprotesten abgetreten und hatte sich in seine Residenz im Badeort Sharm el-Sheikh am Roten Meer zurückgezogen. Seit einem Herzinfarkt im April befindet er sich im Krankenhaus. Wegen Korruptionsvorwürfen wurde gegen den Ex-Staatschef die Untersuchungshaft verhängt, ein Prozess gegen ihn soll am 3. August beginnen.

Weil Mubarak als zu schwach für eine Verlegung ins Gefängnis gilt, soll der Prozess wahrscheinlich anstatt in Kairo in Sharm el-Sheikh stattfinden, wie am Samstag aus Justiz- und Sicherheitskreisen verlautbart wurde. Der frühere Luftwaffenoffizier, der 1981 nach der Ermordung des damaligen Präsidenten Anwar al-Sadat an die Spitze des Staates gelangt war, galt im Westen lange als Garant der Stabilität, doch stand er wegen der Unterdrückung der Opposition auch in der Kritik.

"Will nur Mitleid erregen"
Ägyptische Medien spekulierten, dass Mubaraks Anwalt Farid al-Deeb möglicherweise mit Berichten über eine Verschlechterung seines Gesundheitszustandes die Einstellung der Bevölkerung Mubarak gegenüber verbessern wollte. "Die Nachricht, dass er sich in einem schlechten Zustand befindet, kommt immer mal wieder und soll Mitleid in der Bevölkerung erregen", sagte der politische Analyst und Aktivist Hassan Nafaa. Nach Angaben seines Anwalts leidet Mubarak außerdem an Krebs.

In Ägypten verkaufen Straßenhändler seit einiger Zeit "Galgenstricke", die sich manche Autofahrer hinter die Scheibe hängen. Damit wollen sie ausdrücken, dass sie ihren Ex-Präsidenten möglichst bald am Galgen sehen wollen.

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