Konflikt eskaliert

Türkei: Blutiger PKK-Angriff fordert 20 Todesopfer

Ausland
15.07.2011 13:13
Beim blutigsten Angriff durch kurdische Rebellen seit fast drei Jahren sind in der Türkei am Donnerstag 13 Soldaten sowie sieben PKK-Kämpfer getötet worden. Der jahrzehntelange Konflikt war jüngst durch eine Autonomie-Erklärung kurdischer Politiker angeheizt worden. Der nunmehrige Angriff erschwert die Bemühungen um eine politische Lösung zusätzlich.

Die Soldaten waren in einer Bergregion nahe der Stadt Silvan in einen Hinterhalt geraten. Die mehrheitlich von Kurden bewohnte Region gilt als Hochburg der Rebellen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).

Nach Armee-Angaben setzte eine von den PKK-Mitgliedern geworfene Handgranate trockenes Buschwerk in Brand - die meisten Soldaten verbrannten bei lebendigem Leib. Pro-kurdische Medien hingegen berichteten, die Soldaten seien bei einem Angriff von zwei türkischen Kampfflugzeugen auf das Kampfgebiet ums Leben gekommen. Die Bomben der Jets hätten den Brand ausgelöst.

Machtkampf innerhalb der PKK?
In türkischen Medien wurde außerdem spekuliert, der PKK-Hinterhalt könnte Teil eines Machtkampfes in den Reihen der Rebellen sein. Der inhaftierte PKK-Chef Abdullah Öcalan hatte seine Anhänger erst kürzlich mit Verweis auf Fortschritte bei seinen schon länger laufenden Gesprächen mit türkischen Staatsvertretern zur Zurückhaltung aufgefordert. Die PKK kämpft seit 1984 für eine Autonomie der Kurdengebiete. Seitdem starben in dem Konflikt rund 45.000 Menschen.

Am Donnerstag verabschiedete die von der Kurdenpartei BDP dominierte kurdische Dachorganisation DTK zudem ihre umstrittene "Autonomie"-Erklärung. Dieser Schritt dürfte türkische Nationalisten in ihrer Überzeugung bestärken, dass die BDP und die seit 1984 gegen den türkischen Staat kämpfende PKK trotz aller anderslautenden Beteuerungen am Ende doch die Abspaltung des Kurdengebietes vom Rest der Türkei anstreben. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Ermittlungsverfahren ein.

Erdogan beruft Krisentreffen ein
In Ankara rief Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan die Armeeführung sowie Vertreter des Geheimdienstes zu einem Krisengipfel zusammen. Anschließend erklärte er, die Türkei habe die Kraft, den Terror zu besiegen. Das Land werde den Terror bekämpfen, ohne von Demokratie, Rechtsstaat und "Brüderlichkeit" zwischen Türken und Kurden abzurücken.

In der nach Erdogans Wahlsieg neu formierten Regierung soll Ex-Innenminister Besir Atalay im Range eines Vize-Ministerpräsidenten eine Kurden-Initiative leiten. Die Nationalistenpartei MHP forderte nach dem Tod der Soldaten jedoch, alle Bemühungen um eine politische Lösung des Konflikts müssten abgebrochen werden.

Kurdenpolitik unter keinem guten Stern
Schon vor dem neuen Zwischenfall stand Erdogans Kurdenpolitik unter keinem guten Stern. Die rund 30 Abgeordneten der BDP weigern sich, ihre Plätze im Parlament einzunehmen, weil die Wahlbehörde einem ihrer Kollegen das Mandat entzogen hat. Verhandlungen zwischen Erdogans Regierungspartei AKP und der BDP blieben ergebnislos.

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