Taliban bekennen sich

Verhasster Karzai-Bruder in Kandahar ermordet

Ausland
12.07.2011 10:36
Der in großen Teilen der Bevölkerung verhasste Bruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai, Ahmed Wali Karzai, ist in der Provinz Kandahar einem Mordanschlag zum Opfer gefallen. Der 50-Jährige war zu einem Symbol der Vettern- und Günstlingswirtschaft in seinem Land geworden und hatte dementsprechend viele Feinde. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu dem Attentat und erklärten, einer ihrer Kämpfer habe sich als Leibwächter eingeschlichen und Karzai in dessen Haus erschossen.

Ein Taliban-Sprecher sagte am Dienstag, die Ermordung von Ahmed Wali Karzai sei "einer der größten Erfolge" der Taliban seit dem Beginn ihrer Frühjahrsoffensive. Die Taliban hätten einen Mann namens Sardar Mohammed mit der Ermordung Wali Karzais beauftragt. Mohammed selbst sei bei dem Attentat auch ums Leben gekommen.

Ein afghanischer Geheimdienstvertreter bestätigte die Angaben der Taliban. Demnach wurde Karzai von dem Mann erschossen. Der Attentäter sei daraufhin von Leibwächtern Karzais getötet worden. Der Tod Karzais wurde auch vom Sprecher des Provinzgouverneurs und einem Verwandten, der nicht namentlich genannt werden wollte, bestätigt.

"So ist das Leben des afghanischen Volkes"
Der Staatschef bestätigte den Tod seines Bruders. "So ist das Leben des afghanischen Volkes. Jeder von uns leidet, und wir hoffen, dieses Leid beenden zu können", sagte Hamid Karzai am Dienstag in Kabul. Hamid und Ahmed Wali Karzai sind eigentlich Halbbrüder: Sie haben denselben Vater, aber verschiedene Mütter. In der Öffentlichkeit sprach der Präsident stets von seinem jüngeren Bruder. Der Vater der Männer, Abdul Ahad Karzai, hatte insgesamt sieben Söhne. Er war Stammesfürst des eine halbe Million Menschen zählenden Popalsai-Stammes und wurde einst in der pakistanischen Stadt Quetta erschossen. Die Täter wurden nie gefasst.

Ahmed Wali Karzai war eine der umstrittensten Persönlichkeiten des Kabuler Regimes und galt als einer der mächtigsten Männer in Südafghanistan. Er war Vorsitzender des Provinzrates von Kandahar, einer Hochburg der Taliban. Behauptungen seiner Kritiker, er stehe auf der Gehaltsliste des US-Geheimdienstes CIA, nannte er "lächerlich". Wiederholt wurden ihm Verbindungen zum Drogenhandel und Korruption vorgeworfen.

Ahmed Wali Karzai hatte nach dem sowjetischen Einmarsch 1979 das Land verlassen und war mit einem großen Teil der Familie in den USA gelandet, wo die Karzais Restaurants in San Francisco, Boston, Chicago und Baltimore betrieben. Er führte das Restaurant in Chicago, das 1992 schloss.

Zuvor mehrere Attentate der Taliban überlebt
Sein Aufstieg begann mit der Ernennung Hamid Karzais zum Chef der Übergangsregierung nach dem Sturz des Taliban-Regimes durch die US-geführte Militärintervention 2001. Bereits in der Vergangenheit waren mehrfach Anschläge auf Ahmed Wali Karzai verübt worden. Zuletzt hatte er im Mai 2009 einen Angriff der Taliban auf seinen Fahrzeugkonvoi überlebt.

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