Gift-Brühe in Kellern

Atomkraftwerk Fukushima sitzt auf Wasser-Zeitbombe

Ausland
11.07.2011 11:05
Bei Umweltschützern und Beobachtern der nuklearen Krise im japanischen Fukushima brodelt es - im wahrsten Sinne des Wortes. In den Kellern der havarierten Reaktoren staut sich radioaktives Kühlwasser, mehr als 120 Millionen Liter. Und die Verantwortlichen kommen mit der Aufbereitung des verseuchten Wassers offenbar nicht zurande. GLOBAL 2000 warnt vor einer "Zeitbombe" unter der Atomruine.

"Vier Monate lang setzen nun die zerstörten Atomreaktoren in Fukushima unkontrolliert Radioaktivität frei: in Form von Wasserdampf, der beim Verdampfen des Kühlwassers entsteht, und in Form von Wasser, das nach Kontakt mit den geschmolzenen Kernbrennstoffen in die Keller unter den Nuklearkomplex läuft. Dieses hoch radioaktive Wasser sammelt sich hier an und droht auszulaufen", so Reinhard Uhrig, Atomexperte der Umweltschutzorganisation.

Anfang April wurden ja als Notmaßnahme zehn Millionen Liter mittelradioaktives Wasser aus der zentralen Aufbereitungsanlage direkt ins Meer abgelassen - "die Radioaktivität im Pazifik stieg lokal stark, bereits jetzt sind Radioisotope in Fischen wie Sandaalen und in Walen deutlich messbar", so Uhrig.

"121 Mio. Liter warten auf eine Lösung"
Mittlerweile sei die zentrale Aufbereitungsanlage in Fukushima schon wieder voll, und auch eine schwimmende Plattform und Zusatztanks seien mit 22 Millionen Liter befüllt worden, "sodass bereits insgesamt 121 Millionen Liter hoch radioaktive Brühe auf eine Lösung warten", berichtet GLOBAL 2000. Die technische Lösung zur Aufbereitung des Wassers sei unzureichend, kritisieren die Umweltschützer.

Die Wasseraufbereitungsanlage, die die Fukushima-Betreiber Tepco in den vergangenen Wochen installiert hat, soll eigentlich bis zu 1,2 Millionen Liter radioaktives Wasser pro Tag dekontaminieren. Immer wieder gibt es jedoch Probleme mit den Cäsium-Absorberstoffen und mit den "sehr improvisierten Plastikschläuchen (siehe Bilder oben), die unter dem hohen Druck der Anlage leck werden und bersten".

"Man kann also fast einen Monat nach Beginn der Arbeiten am 15. Juni nicht mehr von Kinderkrankheiten des Aufbereitungssystems sprechen, sondern von Systemfehlern, die immer wieder die Aufbereitung stoppen - gleichzeitig steigt das Wasser", so Uhrig. Um die immer noch glühend heißen Kernschmelzen zu kühlen, werden 400.000 Liter Frischwasser pro Tag in die Reaktoren gepumpt - die wieder kontaminiert werden und in die Keller laufen.

Tödliche Dosis schon nach fünf Stunden neben der Brühe
Das Wasser im Keller hat durch den Kontakt mit dem Kernbrennstoff große Mengen an Radionukliden aufgenommen. Messungen zeigen laut GLOBAL 2000 insbesondere unter dem zerstörten Containment von Reaktor 2 einen Spitzenwert von 19 Milliarden Becquerel pro Liter - der Grenzwert für Trinkwasser liegt bei 300 Becquerel. Die Dosisleistung in diesem Bereich liegt bei 1.000 Millisievert pro Stunde.

"Wenn ein Mensch sich in der Nähe dieser radioaktiven Flüssigkeit aufhält, also noch nicht einmal Wasserdampf einatmet oder gar radioaktives Wasser trinkt, tritt nach einer Stunde Strahlenkrankheit auf und die Person erhält nach spätestens fünf Stunden eine garantiert tödliche Dosis", so Uhrig.

Es sei klar, was passieren würde, wenn Millionen von Litern dieser extrem gefährlichen Brühe ins Meer austreten würden...

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