"News of the World"

Wie der Abhörskandal die Zeitung zerstörte

Ausland
08.07.2011 15:08
Ein vor fünf Jahren erstmals aufgedeckter Abhörskandal führt nun zum Ende der 168-jährigen Geschichte von "News of the World", des größten Boulevardblatts Großbritanniens. Eine Chronologie der folgenschweren Affäre:

August 2006: Der "News of the World"-Reporter Clive Goodman und Privatdetektiv Glenn Mulcaire werden verhaftet. Sie sollen die Mobiltelefone von Bediensteten des britischen Königshauses abgehört haben.

Jänner 2007: Goodman und Mulcaire werden zu mehrmonatigen Haftstrafen verurteilt. Chefredakteur Andy Coulson übernimmt die Verantwortung für den Skandal und tritt zurück, bestreitet jedoch, von der illegalen Bespitzelung gewusst zu haben.

Mai 2007: Coulson wird zum Berater des konservativen Oppositionsführers David Cameron.

Juli 2009: Die Zeitung "The Guardian" berichtet über weitere angebliche Abhöraktionen. Die Herausgeber des Boulevardblattes aus dem Medienkonzern News Corp. von Rupert Murdoch sollen außerdem hohe Beträge in Einigungen mit prominenten Opfern bezahlt haben.

Mai 2010: Die konservative Partei gewinnt die Wahlen in Großbritannien und Coulson wird zum Kommunikationschef des neuen Premierministers Cameron ernannt.

September 2010: Coulson wird in Medienberichten vorgeworfen, von den Abhöraktionen seiner Mitarbeiter gewusst und diese zum Teil sogar angeregt zu haben. Er streitet dies ab.

Jänner 2011: Coulson tritt wegen neuer Vorwürfe zu Abhöraktionen während seiner Zeit an der Spitze von "News of the World" als Kommunikationschef der Regierung zurück. Scotland Yard nimmt die Ermittlungen wieder auf. Die Zeitung feuert einen weiteren Redakteur, Ian Edmondson, nach einer Klage der Schauspielerin Sienna Miller. Ihr Mobiltelefon soll in den Jahren 2005 und 2006 abgehört worden sein.

April 2011: Edmondson und Chefreporter Neville Thurlbeck werden verhaftet, ein weiterer Reporter wird von der Polizei zu angeblich illegal abgehörten Nachrichten befragt. "News of the World" druckt eine Entschuldigung.

4. Juli 2011: Es wird berichtet, das die Mailbox von Milly Dowler, einer 2002 ermordeten 13-Jährigen, nach ihrem Verschwinden von Reportern abgehört worden sei und sie sogar Nachrichten gelöscht hätten, um Platz für neue zu schaffen. Dies habe bei der Familie falsche Hoffnungen geweckt, dass sie noch am Leben sei.

6. Juli 2011: Laut neuen Vorwürfen wurden auch Angehörige von im Irak und in Afghanistan gefallenen britischen Soldaten bespitzelt. Premierminister Cameron setzt sich für eine öffentliche Untersuchung ein. Medienmogul Rupert Murdoch, der Besitzer des Blattes, spricht von "verachtenswerten" Anschuldigungen. Er hält jedoch an Rebekah Brooks, der zuständigen Chefin der britischen Verlagstochter News International, fest.

7. Juli 2011: Überraschende Kehrtwende: "News of the World" wird eingestellt. Am Sonntag soll die letzte Ausgabe des Blattes gedruckt werden. Das kündigt James Murdoch an, Sohn von Rupert und als Verwaltungsratschef oberster Verantwortlicher bei News International.

8. Juli 2011: Andy Coulson wird vom Scotland Yard festgenommen. Premier Cameron kündigt einen Umbau der Presseaufsicht an.

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