Verdächtiger drohte

Wurde Paulina als Rache an ihrer Mutter ermordet?

Österreich
08.07.2011 08:15
Ein Trauerschleier liegt über Bad Ischl. Einen Tag nachdem die Leiche der 14-jährigen Paulina gefunden und der Ex-Lebensgefährte ihrer Mutter sowie dessen Sohn verhaftet wurden, steht den Einwohnern eine Frage ins Gesicht geschrieben: Warum? Auf der Suche nach einem möglichen Motiv sind die Ermittler aber bereits auf erste Anhaltspunkte gestoßen, wie die "Krone" erfuhr. Offenbar wollte sich der 48-jährige Verdächtige an Paulinas Mutter für die vor Kurzem erfolgte Trennung rächen. "Ich werde dir das Liebste nehmen", soll er ihr gedroht haben.

Die idyllische Kurstadt Bad Ischl steht in schönster Sommerblüte, doch die Einheimischen haben nur ein Thema: den furchtbaren Mord an Alina - so ließ sich Paulina von ihren Freunden nennen. "Das Mädel hat doch gar nichts angestellt gehabt. Warum tut einer bloß so etwas?", fragen sich viele Ischler.

"Sie hatte eine schöne Aura"
Vor dem städtischen Schulzentrum in der Grazer Straße weht die schwarze Fahne, Schüler und auch Lehrkräfte haben beim "Krone"-Lokalaugenschein am vorletzten Schultag Tränen in den Augen. "Sie war ein lebensfrohes, nettes Mädchen, mit einer offenen Art, auch eine gute Schülerin. Man kann sagen, sie hatte quasi eine schöne Aura", erzählt Schuldirektor Günter Mautz im "Krone"-Gespräch. Das große Schulfest lief gerade auf Hochturen, als Paulinas Tod bekannt wurde. "Wir haben es sofort abgebrochen. Ihre Mitschüler wurden zusammengeholt und extra verständigt", schildert Mautz.

Im Eingangsbereich des Schulzentrums ließ Mautz eine Trauerecke einrichten: "Ich habe wirklich das Gefühl, dass das notwendig war. Die Schüler können hier Zettel und Geschenke hinterlassen und Kerzen anzünden. Es gibt auch in einem Klassenzimmer einen eigenen 'Raum der Stille' für ruhige Besinnung. Zusätzlich betreut der psychosoziale Notdienst die trauernden Schüler."

"Der Schock sitzt tief", zeigte sich auch der Bad Ischler Bürgermeister Hannes Heide bestürzt. "In der Erinnerung der Menschen ist hier bislang kein vergleichbares Verbrechen passiert."

Mord an Paulina als Rache für Trennung?
Inzwischen versuchen die Kriminalisten weiterhin, die Details der Bluttat zu klären. Wie jetzt bekannt wurde, handelt sich bei den beiden verhafteten Verdächtigen nicht nur um den Ex-Lebensgefährten von Paulinas Mutter und dessen Sohn, sondern um Paulinas Stiefvater und Stiefbruder. Die in Deutschland geborene Mutter heiratete den 48-jährigen Fernfahrer aus Bad Ischl 2009 und zog aus Liebe mit ihren vier Kindern aus erster Ehe zu ihm und dessen 19-jährigen Stiefsohn in ein Haus in der Tourismusgemeinde.

Im Dezember kam es aber zur Trennung, die Mutter zog mit den Kindern aus und wenige Straßen weiter in eine Wohnung. In der dortigen Straße soll der 48-Jährige mit seinem Sohn am Dienstag um 7 Uhr früh Paulina, die auf dem Weg zur Bushaltestelle war, aufgelauert haben. Im Kopf einen teuflischen Plan. Laut den Ermittlungen dürfte der Stiefvater das Mädchen mit einer Taschenlampe niedergeschlagen und dann vermutlich im Auto, einem roten VW Sharan, erwürgt haben. Die Obduktion ergab "ein Schädel-Hirn-Trauma und Angriffe an den Hals". Paulinas Leiche wurde dann in einem nur vier Kilometer entfernt gelegenen Wald vergraben, in einem laut Ermittlern ziemlich sicher vorbereitetem Erdloch.

Rolle des 19-Jährigen noch unklar: "Er ist ihm total hörig"
"Vermutlich hatte der Stiefvater einen abgrundtiefen Hass auf die Mutter und wollte ihr mit dem Mord so richtig wehtun. Und der Sohn ist dem Vater total hörig", verlautete aus Polizeikreisen. Zuletzt hieß es auch, dass sexueller Missbrauch nicht ausgeschlossen werde. Offiziell gab es dazu aber keine Angaben.

Der 48-jährige Verdächtige gibt auf seiner Facebook-Seite jedenfalls noch immer an, in einer Beziehung zu sein, führt Ex-Frau und Ex-Stiefkinder als Familie an. Welche Rolle bei der Bluttat sein 19-jähriger Sohn spielte, wird indes weiter geprüft. Er soll zumindest nach der Tat die blutigen Autositze in Niederösterreich versteckt haben.

Die beiden Verdächtigen sollen noch am Donnerstag in die Justizanstalt Wels eingeliefert werden. Dann wird die Haftrichterin die beiden vernehmen und bis Freitagmittag über die Verhängung der Untersuchungshaft entscheiden.

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