Olympia-Vergabe
Pyeongchang wird die Winterspiele 2018 austragen
Das IOC belohnte in Durban das zehnjährige intensive und beharrliche Werben der Kleinstadt Pyeongchang, das bei den Vergaben für 2010 (Vancouver) und 2014 jeweils den Kürzeren gezogen hatte. Bereits bei den gescheiterten Bewerbungen waren Milliarden in die Infrastruktur investiert worden.
63 von 95 Stimmen für Pyeongchang
Insgesamt 95 IOC-Mitglieder, unter ihnen auch Ex-ÖOC-Präsident Leo Wallner, waren stimmberechtigt. Für den Zuschlag war eine absolute Mehrheit nötig. Diese wurde bereits im ersten Wahlgang erreicht: Pyeongchang bekam 63 Stimmen, Stichwahl war daher keine mehr nötig. München erhielt 25, Annecy lediglich sieben Stimmen.
Um 17.18 Uhr MESZ verkündete IOC-Präsident Jacques Rogge dann den Sieger. In der erleichterten südkoreanischen Delegation brandete Jubel auf. "Das ist einer der schönsten Tage für unser Land, unser Volk und Millionen von Jugendlichen, die vom Wintersport träumen. Darauf haben wir lange gewartet", freute sich Bewerbungschef Cho Yang-ho. Auch in Pyeongchang selbst brachen Jubelstürme aus, die Menschen tanzten und applaudierten, als sie die Nachricht aus Durban erhielten.
Bei den Delegationen aus München und Annecy gab es hingegen enttäuschte Gesichter. Deutschlands Bundespräsident Christian Wulff, der die Münchner Bewerbung vor Ort unterstützt hatte, gratulierte dem Sieger. "Wir wussten, dass es sehr schwer werden würde. München und Deutschland haben sich im Wettbewerb als sympathisch, offen und sportbegeistert dargestellt", erklärte er. Hätte München den Zuschlag des IOC erhalten, wären auch Garmisch-Partenkirchen und der Königssee Austragungsorte geworden. Allerdings war die Bewerbung in Deutschland nicht unumstritten - Gegner warnten vor Umweltschäden und finanziellen Risiken.
Die bayerische Bewerbung hatte auch eine historische Komponente: 46 Jahre nach den Sommerspielen 1972 wollte München als erste Stadt der Welt das "Olympia-Double" schaffen. IOC-Vize Thomas Bach war enttäuscht, zeigte sich aber gefasst. "Wir müssen nun in Ruhe überlegen, ob es sinnvoll ist, sich noch einmal zu bewerben", meinte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.
Katarina Witt, Kuratoriums-Vorsitzende und Doppel-Olympiasiegerin im Eiskunstlauf, wiederum hatte Tränen in den Augen: "Es ist unheimlich schwer zu verstehen, wenn man wie wir heute so eine gute Präsentation abgeliefert hat." Offenbar habe der "Mitleidsfaktor" für Pyeongchang nach zwei Niederlagen bei der Wahl eine Rolle gespielt.
"Neue Horizonte" als Olympia-Motto
Die Spiele in Fernost sollen unter dem Motto "Neue Horizonte" ausgetragen werden. Hinter der Bewerbung stehen finanzstarke Konzerne und die Politik. Nach den japanischen Metropolen Sapporo (1972) und Nagano (1998) ist Pyeongchang erst die dritte asiatische und die erste südkoreanische Stadt, die Winterspiele veranstaltet. Bei den Sommerspielen allerdings war Olympia schon einmal in Südkorea zu Gast: 1988 in der Hauptstadt Seoul.
Der Entscheid für Pyeongchang entspricht der Logik und passt bestens zur Sportpolitik des 21. Jahrhunderts. Zuletzt hatte das IOC mit den Zuschlägen an Sotschi und Rio de Janeiro demonstriert, dass die Erschließung neuer Märkte höher gewichtet wird als olympische Traditionen. Die Entwicklung ist beispielhaft für die allgemeine Stoßrichtung im Weltsport, wie sie sich auch in der jüngsten Wahl der Austragungsländer der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 (Russland) und 2022 (Katar) gezeigt hat.
Im Gegensatz etwa zu Katar vermag das Dossier von Pyeongchang aber praktisch auf der ganzen Linie zu überzeugen. Das größte Fragezeichen bildet die Feindschaft zum unberechenbaren Nachbarstaat Nordkorea. Von den (sicherheits-)politischen Bedenken einmal abgesehen, spricht jedoch viel für eine olympische Erfolgsgeschichte.
Finanzierungsprobleme sind keine zu befürchten. Pyeongchang, das Zentrum für die Zeremonien sowie die Schnee- und Eiskanal-Sportarten, und die Küstenstadt Gangneung, wo die Curling- und Schlittschuh-Entscheidungen fallen werden, liegen nur eine halbe Stunde auseinander, was einer der größten Pluspunkte ist. 70 Prozent der Sportstätten sind bereits erbaut worden. Der missglückte Test, die von organisatorischen Pannen begleitete Biathlon-WM 2009, hat die Südkoreaner in ihrem Stolz verletzt. Nun wollen sie das Bild bis 2018 korrigieren.
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