Libyen-Krieg

Rebellen starten 50 km vor Tripolis neue Offensive

Ausland
06.07.2011 12:25
Libysche Rebellen sind am Mittwoch im Westen des Landes zu einer Offensive in Richtung Tripolis angetreten. Hunderte Aufständische rückten auf den Ladeflächen von Kleinlastern, die zum Teil mit Maschinengewehren und Raketenwerfern bestückt waren, nach Al-Kawalisch vor und nahmen das Dorf 50 Kilometer südlich von Tripolis ein. Der Ort ist von großer strategischer Bedeutung, weil in seiner Nähe die Stadt Garjan liegt, deren Einnahme wiederum die Kontrolle über die Autobahn nach Tripolis erlaubt.

"Wir haben heute in der Früh grünes Licht von der NATO bekommen, und die Offensive hat begonnen", erklärte ein Mitglied des Revolutionskomitees in der Stadt Zintan im Westen des Landes. Die Offensive begann im Morgengrauen mit dem Abfeuern von Raketen und Granaten auf vermutete Stellungen des Gegners. Gadafis Truppen wiederum feuerten Raketen russischer Bauart auf die Rebellen ab. Über dem Gebiet um Al-Kawalisch kreisten zudem NATO-Flugzeuge, die aber nicht in die Kämpfe eingriffen.

Nach sechsstündigem Kampf stürmten die Rebellen schließlich Al-Kawalisch. Die Aufständischen feuerten aus Freude über ihren Erfolg Schüsse in die Luft ab und riefen "Gott ist groß!". Im Dorf gab es Anzeichen für eine überstürzte Flucht der Gadafi-Soldaten. In der Nähe eines Kontrollpunktes lagen eingestürzte Zelte, ein Kleinlaster und eine Transformatorenstation standen in Flammen.

Rebellen setzen sich auch von Misarata aus in Bewegung
Auch von der Küstenstadt Misrata aus rückten die Rebellen nach eigenen Angaben rund 20 Kilometer Richtung Hauptstadt vor, zudem wollen die Aufständischen den strategisch wichtigen Ort Bir al-Ghanam südlich von Tripolis zurückerobern. Ein Sprecher des Nationalen Übergangsrates berichtete, der Rat stehe schon seit längerer Zeit in Kontakt mit revolutionären Gruppen in der Hauptstadt. Diese Untergrundkämpfer seien gewillt, gemeinsam mit den Rebellentruppen zu kämpfen, um Gadafi zu stürzen.

Die NATO hatte vergangene Woche ihre Angriffe im Westen des Landes verstärkt und innerhalb einer Woche etwa 50 militärische Objekte zerstört. Die Aufständischen hatten neben der Unterstützung durch die NATO zudem kürzlich Waffen von Frankreich erhalten, die über den Rebellenstützpunkten abgeworfen wurden. Wie der französische Verteidigungsminister Gerard Longuet am Dienstag erklärte, seien keine weitere Lieferungen mehr notwendig, da die Gebiete der Aufständischen zunehmend autonom würden.

Internationale Libyen-Kontaktgruppe tagt in Isranbul
Indes bereitet sich die internationale Libyen-Kontaktgruppe auf ihr viertes Treffen am 15. und 16. Juli in Istanbul vor. Dabei soll es nach Angaben der Gruppe, die aus allen Ländern besteht, die an der Militäraktion gegen Gadafi teilnehmen, vor allem um die finanzielle Situation der Rebellen gehen. Die Diplomaten diskutieren auch darüber, wie Libyen nach einem Rücktritt Gadafis aussehen soll und sich ein Chaos wie im Irak oder in Afghanistan vermeiden lässt. Vor dem Treffen der Kontaktgruppe in der Türkei werden Rebellenvertreter zudem erstmals zu Gesprächen im NATO-Hauptquartier in Brüssel erwartet.

Die Türkei hat am Mittwoch angekündigt, ihre Beziehungen zur politischen Führung der Rebellen in Libyen weiter ausbauen zu wollen. Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu traf in Ankara mit dem Vorsitzenden der Übergangsregierung, Mahmud Jibril, zusammen. Davutoglu forderte politische Veränderungen in Libyen, die die Forderungen des Volkes erfüllen. Jibril sagte, der Übergangsrat in Bengasi wolle eine strategische Partnerschaft mit der Türkei aufbauen. Zudem rief er alle türkischen Firmen, die Libyen mit dem Beginn des blutigen Konflikts verlassen hatten, zur Rückkehr in das nordafrikanische Land auf.

Am Wochenende hatte die türkische Regierung den Nationalen Übergangsrat offiziell anerkannt und Millionenhilfe versprochen. Das von der Türkei zugesagte Geld soll vor allem für den Aufbau der Infrastruktur und eine Wiederinbetriebnahme des Flughafens in Bengasi verwendet werden. Die Fluggesellschaft Turkish Airlines hat erklärt, sie wolle wieder Flüge nach Bengasi aufnehmen, sobald die Sicherheitslage dies erlaube.

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