Behörden-Groteske

Balkon ist sechs Zentimeter zu breit – nun folgt Abriss

Salzburg
06.07.2011 08:48
Eine Witwe kämpft in Schwarzach im Pongau seit elf Jahren mit den Entscheidungen einer Behörde. Ursprünglich war ihr Balkon vom Bürgermeister genehmigt worden, der Gemeinderat sah das später aber anders. Es folgte ein jahrelanger Streit mit den Gerichten. Jetzt muss die tapfere Salzburgerin resignieren. Denn am Freitag kommt der Zimmerer, um den Balkon großteils abzureißen – wegen sechs Zentimetern...

Die 78-jährige Dora Zwisel steht – den Tränen nahe – auf ihrem Balkon, mit zittriger Hand zeigt die Witwe auf den Rand des Holzbaus. Eigentlich hätte der Vorbau ihr schmuckes Einfamilienhaus am Markt von Schwarzach besonders zieren sollen. Jetzt ist sie mit den Nerven am Ende: "Es geht doch nur um ein paar Zentimeter, warum können die unseren Balkon nicht einfach stehen lassen?"

Kommenden Freitag, so entschied die Bezirkshauptmannschaft St. Johann, wird der geschwungene Holzvorbau nach mehr als zehn Jahren Dauerstreit zum Großteil abgerissen – ohne Wenn und Aber!

Balkonbau war ursprünglich genehmigt worden
Zur Vorgeschichte: 1999 suchte die Familie bei der Gemeinde um den Balkon an: "Der damalige Bürgermeister Hermann Steinlechner hat uns das erlaubt, sonst hätten wir das ja nie gemacht", erzählt Zwisel. Doch einige Mitglieder des Gemeinderates protestierten ein Jahr später, der Bau reiche um sechs Zentimeter über die Straße. "Überhaupt war der Balkon plötzlich am hinteren Ende zu lang, 7,36 Meter waren angesucht, dann durften es nur mehr 5,90 Meter sein", erinnert sich die 78-Jährige.

Das Urteil der Gemeinde: "Eindeutig ein Schwarzbau, also abreißen." Die Familie wehrte sich, erhob immer wieder Einspruch, nach zehn Jahren Nervenkrieg ist jetzt alles vorbei.

"Die Behörde tut ihre Pflicht"
Bürgermeister Andreas Haitzer bedauert auf Anfrage der "Krone" die Maßnahme, beteuert aber: "Das Verfahren liegt bei der Bezirkshauptmannschaft. Der Balkon ist leider ein Schwarzbau. Die Behörde tut ihre Pflicht."

Dora Zwisel ist verzweifelt: "Das kostet uns bis zu 10.000 Euro, außerdem kann der Balkon statisch instabil werden." Die Frau hofft noch, dass die Beamten ein Einsehen zeigen: "Auch dort sitzen doch Menschen, die Mitgefühl haben."

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