Berauschend

Ein Spiel wie ein LSD-Trip: “Child of Eden”

Spiele
04.07.2011 16:32
Ob bewusstseinserweiternde Substanzen an der Entstehung von Ubisofts "Child of Eden" beteiligt waren, ist nicht übermittelt. Ganz auszuschließen ist es allerdings nicht, spielt sich der psychedelische Railgun-Shooter aus der Feder von Tetsuya Mizuguchi doch wie ein einziger LSD-Trip, von dem herunterzukommen trotz einiger unschöner Nebenwirkungen schwer fällt.

"Child of Eden" ist das Prequel zu Mizuguchis 2001 für Segas Dreamcast und die PS2 entwickeltem Titel "Rez" und erzählt die Geschichte von Lumi, einer menschlichen Persönlichkeit, die innerhalb von Eden, dem künstlichen Kollektivgedächtnis der Menschheit, reproduziert werden soll. Warum und weshalb, das ist erst einmal nebensächlich und tut im weiteren Verlauf ehrlich gesagt auch nichts zur Sache, denn kurz vor dem Abschluss des Projekts dringt ein unbekannter Virus in das System ein, der Eden und Lumi zu zerstören droht.

Wie einst schon Tron oder Neo in der Matrix gilt es also fortan Viren zu zerstören. Zur Auswahl stehen dafür zwei unterschiedliche Waffensysteme: ein sehr schneller, dafür aber etwas schwächerer Laser sowie eine Lenkrakete, die ihre mangelnde Geschwindigkeit durch ihre tödliche Präzision wieder wettmacht. Dies gilt zumindest dann, wenn auf die konventionelle Steuerung per Controller zurückgreift und die Ziele mittels linkem Analogstick ins Visier nimmt.

Etwas komplizierter wird es hingegen, wenn auf die Steuerungsvariante mittels Kinect (auf der PS3 mittels Move) zurückgegriffen wird. Zwar lassen sich auch hier die Ziele problemlos mit der Hand markieren, wobei die rechte Hand die Lenkraketen und die linke Hand den Laser kontrolliert; sobald man aber mit der rechten Hand eine Stoßbewegung nach vorne ausführt, um die Lenkraketen abzufeuern, verreißt man damit meist unfreiwillig die Kamera und die Orientierung geht flöten.

Dabei ist Orientierung in "Child of Eden" dringend vonnöten, wenn man inmitten der audiovisuellen Reizüberflutung überleben möchte. Ist der knapp bemessene Energieschild nämlich aufgebraucht, heißt es "Game Over" und der Level muss komplett von vorne begonnen werden. Eine Ausnahme bildet der "Freies Spiel"-Modus, in dem allerdings erst dann der zwanglosen Ballerei gefrönt werden kann, wenn der entsprechende Level zuvor bereits gemeistert wurde. Dies sollte allerdings nicht allzu schwer fallen, da der Spielumfang mit lediglich fünf Levels ohnehin recht knapp bemessen ist.

Dass "Child of Eden" trotz der erwähnten Unzulänglichkeiten (ungenaue Steuerung mittels Kinect, keine Checkpoints, geringer Spielumfang) einen Blick lohnt, ist dem ungewöhnlich außergewöhnlichen Gamedesign zu verdanken. Ubisoft spricht hierbei vielleicht etwas vorschnell von der "Sinneserfahrung der Zukunft", beeindruckend ist das ständig pulsierende Zusammenspiel von Bild und Ton aber allemal. Alles fließt, genauer gesagt: rauscht – und das in einer fast schon schwindelig machenden Intensität.

Fazit: Hinter der knallbunten Fassade von "Child of Eden" versteckt sich ein ziemlich fordernder Railgun-Shooter, den zu meistern wohl nur mit einem Controller gelingt. Die Kinect-Steuerung erweist sich leider als zu ungenau, um in dem Rausch der Farben und pumpenden Bässe zu bestehen. Ein Erlebnis ist "Child of Eden" dennoch, auch wenn sich der Suchtfaktor aufgrund des geringen Spielumfangs in Grenzen hält.

Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3
Publisher: Ubisoft
Krone.at-Wertung: 7/10

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