Chaos und Randale

Deutsche wollen Facebook-Partys verbieten

Web
04.07.2011 10:42
Ob absichtlich provoziert oder ungewollt verbreitet: Gegen Facebook-Partys, die massenhaft Feierwütige in meist kleine Ortschaften locken, soll nach dem Willen mehrerer deutscher Innenminister künftig härter vorgegangen werden. So sollen sie vorab verboten werden oder durch die Polizei mit Platzverweisen aufgelöst werden dürfen.

Angefangen hat es mit der ungewollten Weiterverbreitung von Einladungen zu Geburtstagsfeiern auf der ganzen Welt: Da einige Jugendliche mit den Sicherheitseinstellungen beim sozialen Netzwerk Facebook offenbar überfordert waren, waren ihre Partyeinladungen für jeden zu sehen.

Mittlerweile sind jedoch nicht nur diese unfreiwilligen Einladungen ein Problem, sondern vermehrt junge Menschen, die auf Facebook absichtlich zu Riesenpartys einladen - meist in kleine Städte oder Stadtviertel, die auf einen solchen Massenansturm nicht vorbereitet sind. Immer wieder kommt es zu Randalen, Sachbeschädigung und Schlägereien. Davon haben einige Innenminister deutscher Länder nun die Nase voll, sie wollen strenger gegen die Facebook-Partys vorgehen. So fordert etwa Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann im Interview mit der "Welt", eine solche Feier solle mittels Platzverweisen aufgelöst werden dürfen. Zudem sollen Eltern für den entstandenen Schaden und die Kosten für die Müllabfuhr aufkommen müssen - das könnten mehrere tausend Euro sein, so Schünemann.

Verbot und Kostenübernahme gefordert
Er plädierte zudem für einen Internet-Führerschein an Schulen, schließlich wüssten Jugendliche "doch oft gar nicht, was sie anrichten". Ralf Jäger, Innenminister von Nordrhein-Westfalen, sprach sich zusätzlich zu Platzverweisen dafür aus, solche Partys bereits im Vorfeld durch die Ordnungsbehörden untersagen zu dürfen, wenn Gefahr für Teilnehmer oder Dritte bestehe. Zu Wort meldete sich auch der bayrische Amtskollege Joachim Herrmann, der in den Facebook-Feiern ein "massives Sicherheitsproblem" sieht, die Gäste seien oftmals nur auf Randale und Zerstörung aus. Auch er will die Verursacher finanziell zur Rechenschaft ziehen.

Randale und Chaos bei deutschen Facebook-Partys
Die Diskussion um die Feiern, die ihren Ursprung im Internet haben, hat sich in Deutschland in den vergangenen Wochen intensiviert. Erste Probleme gab es bereits im Juni 2009, als ein damals 26-Jähriger aus Schleswig im Internet zu einer Strandfeier auf Sylt einlud. Rund 5.000 junge Menschen kamen und feierten, dabei kam es zu Alkoholexzessen und Schlägereien. Anfang Juni dieses Jahres sorgte die unfreiwillige Party für die 16-jährige Thessa aus Hamburg für Chaos - sie hatte vergessen, ihre Feier als privat zu kennzeichnen, sodass sich etwa 1.500 Menschen vor ihrem Elternhaus versammelten. Schlägereien, demolierte Autos, Verletzte und Festnahmen waren die Folge. Ende Juni musste dann im Wuppertal erneut die Polizei per Großeinsatz durchgreifen, um etwa 800 Feierwütige zu stoppen - 14 Menschen wurden leicht verletzt. 41 junge Leute wurden vorübergehend festgenommen, gegen drei wurde unter anderem wegen Körperverletzung und Landfriedensbruchs Anzeige erstattet.

Ein Toter nach Facebook-Party in Frankreich
Deutschland steht mit seinen Problemen nicht allein da. Bereits 2008 artete die Party eines australischen Teenagers aufgrund von Einladungen auf dem sozialen Netzwerk derart aus, dass 500 Gäste auftauchten. Diese sorgten für so viel Chaos, dass der Jugendliche festgenommen wurde. Im November 2010 meldeten sich zur Geburtstagsfeier einer 14-jährigen Britin ganze 21.000 Menschen in Feierlaune an. Im März dieses Jahres platzte eine Facebook-Party, zu der sich 200.000 Personen angemeldet hatten - in diesem Fall wurde ein 17-jähriger Schüler festgenommen, der die Einladung unter falschem Namen weiterverbreitet hatte. In Frankreich sind über Facebook organisierte Massenpartys bereits seit Längerem der Renner, regelmäßig finden dort solche Gruppenbesäufnisse statt. Mitte Mai hat ein solches jedoch nicht nur wie meist Verletzte, sondern ein Todesopfer gefordert: Ein 21-Jähriger stürzte mit 2,4 Promille nachts von einer Brücke in Nantes. Die Behörden haben seither mehrere Saufgelade unter Strafandrohung abgesagt.

So bleibt deine Veranstaltung privat
Erstellst du auf Facebook eine Veranstaltung, um Gäste einzuladen, solltest du das Häkchen bei "Jeder kann die Veranstaltung sehen und für sie zu-/absagen (öffentliche Veranstaltung)" entfernen - so bleibt sie privat und ist für nicht eingeladene Personen nicht zu sehen. Danach kannst du auswählen, ob Gäste Freunde einladen dürfen oder nicht - auch hier besteht die Gefahr ungewollter Besucher.

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