Pacult-Interview

“Bei Rapid wälzen noch viele den Dreck auf mich ab”

Fußball
02.07.2011 08:32
Die "Krone" hat den ehemaligen Rapid-Trainer Peter Pacult in der Salzburger Gemeinde Fuschl am See, wo auch die Konzernzentrale von Red Bull beheimatet ist, vors Mikrofon gebeten. Dabei hat der Wiener ganz locker über seinen neuen Job beim deutschen Viertligisten RasenBallsport Leipzig, aber auch über sein nach wie vor problematisches Verhältnis zu den Hütteldorfern geplaudert.

Wie fühlen sich die ersten Arbeitstage des ehemaligen Rapid-Meistertrainers bei einem Viertligisten an?
Peter Pacult: "Die Mannschaft macht einen guten Eindruck, aber in dieser Kategorie Meistertrainer beim Viertligisten darf man nicht denken, weil dieser Verein sehr professionell aufgestellt ist von der Spitze bis runter. Dass da noch kleine Baustellen sind, ist klar bei einem Klub, der erst vor drei Jahren gegründet wurde. Aber von der Arbeit her gibt es für mich als Trainer keinen Unterschied dazu, ob ich bei Rapid oder anderswo bin. Im Gegenteil: Hier wird sehr viel getan, um die Mannschaft dorthin zu bringen, wo wir wollen."

In Ihrer Zeit als Rapid-Trainer waren Sie über den Verdacht erhaben, glühender Anhänger von Red Bull zu sein. Wie hat sich diese Einstellung entwickelt, seit Sie "innen" tätig sind?
Pacult: "Das stimmt so nicht, weil ich nie ein Gegner von Red Bull war, sondern es immer begrüßt habe, dass wie damals mit Gernot Langes bei Tirol wieder ein Privater in den Fußball investiert. Ich habe nie verstanden, warum jemand kritisiert wird, der das tut. Und wenn in Salzburg alles schöner wurde und anders dargestellt als bei anderen Klubs, da müssen sich doch die anderen Vereine an der Nase nehmen und nicht auf den schimpfen, der etwas besser macht. Dass ich immer gesagt habe, Giovanni Trapattoni und Co. können anders einkaufen als ich bei Rapid, stimmt natürlich. Aber wir sind bei Rapid mit weniger Geld trotzdem Meister geworden – und Sturm heuer auch."

Wie beurteilen Sie den neuen Salzburger Weg mit dem forcierten Einbau junger eigener Spieler?
Pacult: "Diese Zielvorgabe hatten wir anderen Trainer ja schon die ganze Zeit. Und es war für mich von außen betrachtet immer enttäuschend, dass man in Salzburg auf den Einbau junger Spieler einfach vergessen hat, obwohl die Juniors schon vor zwei Jahren gezeigt haben, dass gute Leute bereit wären. Aber du musst halt Geduld haben mit diesen Spielern – und wirst trotzdem Meister."

Mit welchen Gefühlen haben Sie den Absturz Rapids im Saison-Finish verfolgt?
Pacult: "In einer Weise hat’s mir weh getan, aus dem Grund, weil ich bis jetzt meine Entlassung nicht nachvollziehen kann. Aber man hat gesehen, was man mit dieser Fehlentscheidung auch den Fans angetan hat. Ich bezweifle stark, dass die Saison mit mir als Trainer auch so ausgegangen wäre. Aber es gibt immer noch viele, die den ganzen Dreck auf mich abwälzen, komischerweise auf den erfolgreichsten Rapid-Trainer der letzten Jahre."

Mit welchen Emotionen gehen Sie bei einem Heimurlaub durch Wien?Pacult: "Es kommen wenig Emotionen hoch, weil ich muss mich nicht verstecken und für nichts genieren. Ich gehe erhobenen Hauptes durch Wien dafür, was ich für Rapid geleistet habe. Ob das jemand positiv oder negativ sieht, dass ich jetzt für Red Bull arbeite, ist mir egal, weil es gab auch die, die mich früher negativ beurteilt haben, gerade weil ich bei Rapid war. Für mich steht jetzt eine neue Aufgabe im Vordergrund, auf die ich mich sehr gut vorbereitet habe, und ich fühle mich in dieser großen Red-Bull-Familie wohl."

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(Bild: KMM)



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