Wieder bei Familie

Chinesischer Bürgerrechtler Hu Jia freigelassen

Ausland
26.06.2011 10:19
Vier Tage nach der Freilassung des chinesischen Künstlers und Aktivisten Ai Weiwei ist ein weiterer prominenter Bürgerrechtler auf freien Fuß gekommen. Nach Verbüßung einer dreieinhalbjährigen Haftstrafe sei Hu Jia seit dem frühen Sonntagmorgen wieder bei seiner Familie. Nach Ansicht von Menschenrechtsgruppen könnte die Freilassung der beiden Regimekritiker mit dem Europabesuch des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabao zusammenhängen. China bestreitet dies aber.

Die Frau des 37-jährigen Hu Jia, die sich ebenfalls für Menschenrechte einsetzt, berichtete am Sonntag via Twitter von der Freilassung ihres Mannes. "Schlaflose Nächte, Hu Jia ist seit halb drei zu Hause, sicher und glücklich", schrieb Zeng Jinyan in dem Internet-Kurznachrichtendienst. Ihr Mann müsse sich nun für einige Zeit ausruhen.

Keine Treffen mit den Medien erlaubt
Hu war 2008 wegen "Anstiftung zur Untergrabung der Staatsgewalt" verurteilt worden. Menschenrechtler sahen die Verurteilung als Teil einer "Säuberungsaktion" vor den Olympischen Spielen. Der Aktivist hatte in einem Internetblog Informationen über das Schicksal von Bürgerrechtlern gesammelt und die Korruption und das Versagen der kommunistischen Parteikader kritisiert. Außerdem setzte er sich für HIV-Infizierte und Umweltschutz ein. Im Dezember 2008 ehrte ihn das Europa-Parlament in Straßburg in Abwesenheit mit dem Sacharow-Preis für die Freiheit des Geistes.

Zeng hatte vergangene Woche erklärt, ihr Ehemann werde sich wahrscheinlich nach seiner Entlassung für ein Jahr nicht mit den Medien treffen dürfen und werde wahrscheinlich unter Hausarrest gestellt. Hu, der mit Zeng eine dreijährige Tochter hat, leidet unter anderem an chronischer Hepatitis B und unter einer Leberzirrhose, die sich während seiner Haft weiter verschlechterte. Die Familie des Bürgerrechtsaktivisten bemühte sich jedoch vergeblich um eine vorzeitige Haftentlassung.

Chinas Staatschef auf Europatour
Am vergangenen Mittwoch war der 54-jährige Ai Weiwei, einer der international bekanntesten Gegenwartskünstler Chinas, nach 80 Tagen Haft unter strengen Auflagen freigelassen worden. Er darf Peking nicht verlassen und keine Auskunft über seinen Fall geben. Vier mit ihm im April festgenommene Mitarbeiter kamen ebenfalls frei. Einen Zusammenhang der Freilassungen mit dem Europabesuch des chinesischen Ministerpräsidenten Wen Jiabo bestreitet China. Wen, der sich nach einem Ungarn-Besuch derzeit in Großbritannien aufhält, kommt an diesem Montag und Dienstag zu den ersten deutsch-chinesischen Regierungskonsultationen nach Berlin.

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) kündigte an, dabei auch den Fall Ai Weiwei zur Sprache zu bringen. "Trotz der Erleichterung, dass Ai Weiwei wieder bei seiner Familie ist: Tatsache bleibt, dass seine Freiheit weiter beklemmenden Einschränkungen unterliegt", sagte Westerwelle der "Welt am Sonntag". Er hoffe, dass der regierungskritische Künstler schon bald seine Professur an der Universität der Künste in Berlin antreten könne. "Die Qualität und Tiefe unserer Beziehungen erlaubt es, auch schwierigere Themen offen anzusprechen", sagte Westerwelle. Deshalb werde man den chinesischen Gästen verdeutlichen, "wie wichtig für uns die Meinungsfreiheit, die Freiheit der Medien und die Achtung der Menschenrechte sind".

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