Rosarote Wolke

ESO-Teleskop zeigt Kinderstube der Sterne

Wissenschaft
31.03.2011 15:28
Eine neue Aufnahme des Very Large Telescope der ESO zeigt eine lebhaft rötlich leuchtende Wolke aus glühendem Wasserstoff in der Umgebung des Sternhaufens NGC 371, einer Sternkinderstube in einer unserer Nachbargalaxien, der Kleinen Magellanschen Wolke. Dieses Exemplar begeisterte die Astronomen besonders aufgrund seiner hohen Anzahl von Sternen.

Auf den ersten Blick erinnert das hier gezeigte Objekt fast an eine Blutlache. Doch tatsächlich geht es bei solchen Nebeln aus ionisiertem Wasserstoff – die Astronomen nennen sie "HII-Regionen" – nicht um den Tod, sondern um die Geburt von Sternen, denn das Leuchten dieser Nebel ist sicheres Zeichen, dass dort gerade eine gehörige Anzahl neuer Sterne entsteht.

Typischerweise entstammen Sterne eines offenen Sternhaufens alle der gleichen HII-Region. Mit der Zeit wird bei der Sternentstehung der größte Teil des Wasserstoffgases verbraucht, bis nur noch eine diffuse Gasschicht in den Außenregionen des Haufens übrig bleibt. Genau dies sehen wir bei NGC 371: einen offenen Sternhaufen mit einer HII-Region, die bereits bis auf eine diffuse, schalenartige Struktur verbraucht ist.

Nachbargalaxie unserer Milchstraße
Die Heimatgalaxie von NGC 371 ist die Kleine Magellansche Wolke. Diese Zwerggalaxie ist nur rund 200.000 Lichtjahre von uns entfernt und damit einer der nächsten Nachbarn unserer Milchstraße. Die Kleine Magellansche Wolke enthält Sterne fast aller Altersklassen, von den jungen, sehr leuchtkräftigen Sternen in NGC 371 und bis hin zu Sternleichen in Supernovaüberresten.

Leuchtkräftige Sterne geben in ihrer Jugend große Mengen an ultravioletter Strahlung ab. Die wiederum regt Gas in der Umgebung der Sterne, etwa das nicht bei der Sternentstehung verbrauchte Material, über Entfernungen von mehreren hundert Lichtjahren zu einem farbenfrohen Leuchten an. Genau dieses Leuchten verleiht dem hier gezeigten Bild, das mit dem Instrument FORS1 am ESO Very Large Telescope aufgenommen wurde, seinen besonderen ästhetischen Reiz.

Besonders große Zahl veränderlicher Sterne
Offene Sternhaufen sind keineswegs seltene Objekte, und auch in unserer Milchstraße finden sich mehrere eindrucksvolle Exemplare. NGC 371 ist jedoch ein besonders interessantes Beispiel, da er eine große Zahl von veränderlichen Sternen enthält, also von Sternen, deren Helligkeit im Verlauf der Zeit schwankt. Ein spezieller Typ von veränderlichen Sternen, die Astrophysiker als "langsam pulsierende B-Sterne" bezeichnen, kann mittels Asteroseismologie für die Untersuchung des inneren Aufbaus solcher Sterne herangezogen werden. In NGC 371 finden sich gleich mehrere Sterne dieses Typs.

Auch andere Arten veränderlicher Sterne spielen eine Schlüsselrolle in der Astronomie: Sie ermöglichen beispielsweise die Vermessung der Entfernungen zu anderen Galaxien und helfen so bei der Bestimmung des Alters des Universums.

Bild: ESO.org

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