Spesen-Affäre
EU-Abgeordnete Hella Ranner (ÖVP) nimmt den Hut
Was ist passiert? Viel! Zuerst musste die (einst) erfolgreiche Anwältin zur Kenntnis nehmen, dass die Volksweisheit "Schuster, bleib’ bei deinen Leisten" viel Wahres in sich birgt. Anstatt sich durch Juristerei zu nähren, wollte Ranner im Konzert der großen Wirtschaft geigen.
Doch Stradivari spielten andere, die Anwältin wurde "übrigg'lassen", wie's so schön heißt. Firmenbeteiligungen gingen flöten. Was blieb, waren immense persönliche Haftungen. Die sich, so der Kreditschutzverband 1870, auf unfassbare 7,1 Millionen Euro zusammenläpperten. Fatale Folge: Ranner musste unlängst zum Konkursrichter. Und auch mit den Ex-Partnern einer Anwaltskanzlei gibt's mächtig Zores. Die haben Anzeige erstattet - Unklarheiten um Klientengelder in beträchtlicher Höhe. Wobei der guten Ordnung halber betont werden muss, dass die Anwältin einen durchaus bescheidenen Lebenswandel an den Tag gelegt hat. Kein Ferrari in der Garage, keine Luxusreisen, keine Gelage.
Vorwurf: EU-Spesenpauschale für Schuldentilgung
Endgültig ins Schleudern gekommen ist die Politikerin jetzt durch den Konkurs-Sanierungsplan. Man unterstellt, Ranner hätte, neben dem 6.000-Euro-Nettogehalt, auch das Abgeordneten-Spesenpauschale - in der Dimension von 4.000 Euro - zur Schuldentilgung verwenden wollen. Ein absolutes "No go" in Brüssel, wie es auf Neudeutsch so schön heißt.
Anwalt spricht von "Formulierungsfehler"
Der Anwalt der Advokatin, Heimo Hofstätter, bedauert, es handle sich lediglich um einen "Formulierungsfehler". Allerdings, in der aufgeheizten Stimmung um den gefallenen Ernst Strasser, ist das alles nicht mehr zu kommunizieren. In der ÖVP jedenfalls war Feuer am Dach, die Krisenfeuerwehr (in Person von Landesgeschäftsführer Bernhard Rinner) ist schon am frühen Morgen ausgerückt. Resultat nach einem sehr emotionalen Gespräch: Hella Ranner verzichtet auf ihr Mandat, das Rücktrittsschreiben liegt bereits auf dem Grazer Karmeliterplatz.
Aus der Traum von der EU
Bei der Nachbesetzung des prestigeträchtigen Sitzes im EU-Parlament schaut die Steiermark übrigens durch die Finger. Nach Brüssel geschickt wird der nächste Kandidat auf der Bundes-Wahlliste. Und der heißt Heinz Becker, ist Wiener und Geschäftsführer des ÖVP-Seniorenbundes. Aus der Traum von der EU!
"Steiermark Inoffiziell" von Gerhard Felbinger, "Steirerkrone"
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