Pröll auf Reha

Gerüchte um Führungswechsel in der ÖVP

Österreich
28.03.2011 17:10
In der ÖVP geht es derzeit drunter und drüber: Die Lobbying-Affäre um Ernst Strasser, Ex-ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, hat der Partei massiv geschadet. Unterdessen leidet VP-Chef Josef Pröll immer noch unter den Folgen seiner Lungenembolie von Mitte März. "Krone"-Innenpolitik-Experte Peter Gnam macht sich in seiner Kolumne "Politik inoffiziell" schon Gedanken über einen Führungswechsel in der ÖVP.

Der ehemalige ÖVP-Innenminister Strasser ist nach seinem 100.000-Euro-Pallawatsch als EU-Abgeordneter zurückgetreten und beschert der ÖVP negative Schlagzeilen in Serie. In Zeitungen, die der ÖVP nicht fernstehen, werden "Fehler des Josef Pröll" als Parteichef und Vizekanzler aufgezählt. ÖVP-intern murrt man über die klägliche Performance des eigenen Generalsekretärs und des ÖVP-Klubobmanns. Klagebriefe gehen an die Presse und sorgen für Unruhe.

Während der Gesamtzustand der Partei nicht zuletzt wegen verzichtbarer Zurufe ehemaliger Parteichefs wie Erhard Busek und Wolfgang Schüssel also mehr als desaströs ist, befindet sich der amtierende Parteichef Josef Pröll nach einer Lungenembolie für zwei Wochen auf Rehabilitation. Die Ärzte haben ihm verständlicherweise Ruhe verordnet – immer mehr stellt sich heraus, dass Pröll sehr viel Glück gehabt hat, diesen gesundheitlichen Crash zu überleben. Dazu kommt noch, dass er anfällig für Thrombosen sein soll – die Vielfliegerei zu EU-Terminen ist also Gift.

ÖVP-Tuscheleien hinter vorgehaltener Hand
Das Problem: In der Politik gibt es keine Rücksichtnahme, und es ist nicht nur in Österreich so, dass der krankheitsbedingte Ausfall eines Spitzenpolitikers die Gerüchteküche brodeln lässt. Im Fall Josef Pröll heißt das im Klartext: Hinter vorgehaltener Hand wird ÖVP-intern bereits getuschelt, "ob es der Sepp gesundheitlich noch dermacht oder ob es nicht besser wäre, gleich einen anderen an die Spitze zu stellen". Das sind die ersten Anzeichen für einen möglichen Führungswechsel in der ÖVP.

Eine große Rolle werden in dieser Frage die ÖVP-Landesorganisationen spielen. Dass Oberösterreichs Josef Pühringer nach wie vor loyal zu Josef Pröll steht, davon kann man ausgehen. Niederösterreichs Erwin Pröll war die Sorge um den Gesundheitszustand seines Neffen in einem Fernsehinterview deutlich anzusehen. Wahrscheinlich wird dann in der Familie je nach Verlauf der Rehabilitation besprochen werden, wie es weitergehen soll. Aus der Umgebung von Erwin Pröll verlautete am Montag darüber hinaus, dass Spekulationen über einen Führungswechsel in der ÖVP "aus der Luft gegriffen und verantwortungslos" seien.

Wurden die Gerüchte von der SPÖ gestreut?
Ähnlich scharf die Reaktion von Daniel Kapp, dem Sprecher von Josef Pröll, der gegenüber der "Krone" am Montag versuchte, den Ursprung der Gerüchte in die SPÖ-Zentrale in der Wiener Löwelstraße zu verlegen. Kapp: "Das kann nur aus der Giftküche der Löwelstraße stammen."

Zum Drüberstreuen attackierte der Sprecher Prölls auch SPÖ-Chef Werner Faymann mit den Worten, es habe in der ÖVP für Unverständnis gesorgt, dass der Kanzler den Vizekanzler weder besucht noch Genesungswünsche ausgesprochen habe.

Einer, der neben Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner (unterstützt den Parteichef voll und ganz) als möglicher Pröll-Nachfolger gehandelt wird, ist Außenminister Michael Spindelegger. Er ließ wissen, er habe keinerlei Ambitionen, sondern stehe vielmehr "klar hinter Josef Pröll".

von Peter Gnam, Kronen Zeitung

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele