Betrug gestanden
Ex-AvW-Vorstand im Clinch mit Auer-Welsbach
"Sie haben mich überzeugt, dass meine Handlungen entgegen meiner persönlichen Überzeugung unrecht waren", meinte Hans Linz am dritten Prozesstag zu Richterin Sabine Anzenberger. Auch die Schadenshöhe der ausgedehnten Anklage von mehr als 35 Millionen Euro anerkannte Linz: "Es tut mir sehr leid."
Umfassendes Schuldbekenntnis
Linz, der 12.000 AvW-Genussscheine besessen haben soll, bekannte sich umfassend schuldig. So sei es richtig, dass er seiner minderjährigen Tochter ein Reihenhaus im Wert von rund 189.000 Euro geschenkt habe, als er merkte, dass das AvW- Konglomerat den Bach hinunter geht. Außerdem gestand er ein, dem Fußballklub DSV Leoben zwölf Millionen Euro ohne entsprechende Gegenleistung überlassen zu haben.
Millionen Euro nach wie vor "verschwunden"
Danach wollte die Richterin zum wiederholten Male wissen, wo das Geld geblieben sei, das von Gutachter Fritz Kleiner nirgends gefunden werden konnte - immerhin einige Millionen Euro. Linz meinte, dass im Oktober 2008 keines mehr übrig gewesen sei. Deshalb habe er auf "seine" 12.000 Genussscheine, die bei Wolfgang Auer-Welsbach in einem Depot gelagert hätten sein sollen, zugreifen wollen. Diese Zertifikate sind bis heute nicht aufgetaucht.
Linz war am vergangenen Donnerstag im Gerichtssaal verhaftet worden, nachdem bei einer Hausdurchsuchung neues belastendes Material aufgetaucht war (siehe Infobox).
Auer-Welsbach: Von "Barschiene" nichts gewusstNach dem Geständnis von Hans Linz ist der ehemalige AvW-Chef Wolfgang Auer-Welsbach gegen Mittag in den Zeugenstand geholt worden. Er wollte bis Herbst 2008 nichts von der "Barschiene" von Linz gewusst haben. Auch die ominösen 12.000 Genussscheine habe er Linz nie zugesichert: "Ich hätte ihm doch nie mehr als 200 Millionen Schilling geschenkt", so Auer-Welsbach vor Gericht.
AvW-Gründer wirft Linz "Lügen" vorDer bereits wegen Betrugs zu acht Jahren Haft verurteilte AvW-Chef, der seine Strafe in der Justizanstalt Klagenfurt absitzt, meinte, er wisse nicht genau, wie viele Genussscheine Linz gezeichnet habe. Zum Schluss seien es vielleicht 50 Stück gewesen. Im Verfahren genannte 3.500 Stück habe er jedenfalls nicht besessen, er könnte sie aber für Kunden vermittelt haben. Die Behauptung, er habe Linz 12.000 Genussscheine geschenkt, bezeichnete er als "Frechheit". Linz verbreite "Lügen oder Schutzbehauptungen", meinte Auer-Welsbach.
Hans Linz habe ihm mehrmals angeboten, bei dessen HLF GmbH einzusteigen. Außerdem habe der Angeklagte Auer-Welsbach empfohlen, Spieler des DSV Leoben zu kaufen. Da es sich um einen Verein handle, sei das "günstig" und man könne "gutes Geld machen". Derartige Beteiligungen habe der AvW-Chef jedoch abgelehnt.
Anleger werden wohl durch die Finger schauen
Die geschädigten AvW-Anleger, die ihre Genussscheine über Hans Linz bezogen haben, dürften indes von seinem Schuldeingeständnis wohl wenig haben. Immerhin ist der Angeklagte in Privatkonkurs, auch seine Finanzfirma HLF und die Linz Gastro-Betriebs GmbH sind infolge des AvW-Kollapses in die Pleite geschlittert.
"Einem Nackten kann man nichts ausziehen"
Das Leobner Gericht habe deshalb auch sämtliche Privatbeteiligtenanschlüsse im Strafverfahren zurückgewiesen, so Michael Wirrer von der Wiener Anwaltskanzlei Pascher & Schostal am Montag. Seine Kanzlei und andere Anlegeranwälte wollen dagegen beim Oberlandesgericht Graz Beschwerde einlegen. Bringen wird das vermutlich nicht viel. Denn: "Einem Nackten kann man nichts ausziehen", konstatierte Wirrer.
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