"Verlogene Politik"

Steirer begehren gegen Gesundheits-Reform auf

Steiermark
24.03.2011 16:31
"Riesensauerei", "Verlogene Politik", "Vertragsbruch", "Enttäuschende Vorgehensweise"! Spitals-Landesrätin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP) muss dieser Tage viel aushalten: Die vom Sparstift am schlimmsten betroffenen Regionen wollen die bittere Pille (Abteilungen werden geschlossen, 735 Betten gestrichen) so nicht schlucken. Vielerorts formiert sich bereits heftiger Widerstand.

Erneut sind es die ohnehin schon stark ausgedünnten Regionen der Steiermark, die das jüngste Sparpaket mit voller Wucht trifft. Wie etwa Mariazell: Es soll zwar eine ambulante Erstversorgung bleiben, die Bettenstation wird der Stadt aber zur Gänze genommen. "Gerade für ältere Personen, die wegen eines leichteren Eingriffs nur ein paar Tage im Spital bleiben müssten, ein Wahnsinn! Künftig heißt's: Ab in ein anderes Haus", schüttelt man in dem Wallfahrtsort den Kopf.

Erneute Zitterpartie für Mürzzuschlag
In Mürzzuschlag steht das "Forum pro LKH" schon wieder in den Startlöchern: "Dass unsere Chirurgie jetzt abermals abgespeckt und in zwei Jahren, wie bereits angekündigt, vermutlich ganz abgedreht wird, ist ein klarer Vertragsbruch. Immerhin gibt es einen Landtagsbeschluss zur Vollchirurgie", ist Sprecherin Margret Kraischek aufgebracht. Was sie am meisten stört: "Die Frau Landesrätin hat noch nie einen Fuß in unser Spital gesetzt und glaubt, von Graz aus zu wissen, was gut für unsere Region ist."

Breiter Schulterschluss für LKH Stolzalpe
Von der Politik wurden die Veränderungen für das LKH Stolzalpe anfänglich gut verkauft: "Dieses Haus zählt zu den absoluten Gewinnern, da die ambulante Erstversorgungseinheit in der Stadt Murau installiert wird, damit ist die Einrichtung für Patienten künftig leichter zu erreichen", hieß es aus dem Büro von Edlinger-Ploder. Für die Betroffenen blanke Ironie: "Dafür geht die Innere Medizin flöten, wird nach Knittelfeld verlagert. Damit gibt es bei uns keine allgemeine Grundversorgung mehr. Vor allem wird unsere Orthopädie ohne diese Abteilung längerfristig nicht zu halten sein", ist Betriebsrat Karl Stelzl verzweifelt. Was den Murtalern am wenigsten eingeht: "Warum mistet man nicht endlich in den Zentren aus? Der Aufwand für unser Spital beträgt drei Prozent des KAGes-Gesamtbudgets!" 4.000 Unterschriften wurden bereits gesammelt, erfolgt kein Umdenken, droht man sogar mit Straßensperren.

Unverständnis und Resignation in Hörgas
Der größte Verlierer der Reform ist das Spital Hörgas-Enzenbach (im Bild) nördlich von Graz: Es wird als einziges ganz geschlossen, die Abteilungen ziehen in die Landeshauptstadt. "Im Haus herrscht Resignation und auch Unverständnis", berichtet Primar Bernd Bauer. Was hier besonders aufstößt: Es wurde zuletzt viel investiert, ein Teil der Tuberkulosestation befindet sogar noch im Bau.
Bauer: "Wir geben uns nicht geschlagen, es sind Solidarisierungsaktionen geplant. Der Verkauf von zwei Häusern in guter Lage ist als Argument zu schwach."

Abwertung in Leibnitzer Wachstumsregion
Auch der Süden der Steiermark kommt nicht ungeschoren davon: "Opfer" ist das LKH in Wagna, das mit dem Verlust der (kleinen) Geburtenstation und einer Abwertung der Chirurgie konfrontiert ist. "Wir werden das nicht kommentarlos hinnehmen, wollen wissen, auf welchen Daten diese Entscheidung beruht", sagt Pflegedirektor Walter Lerchenbacher. Denn: Der Großraum Leibnitz ist eine stark wachsende Region.

Am 6. April gibt es ein Gespräch mit Landesrätin Edlinger. Betriebsrätin Ingeborg Zadravec warnt: "Wenn dort nichts rauskommt, wird es von uns sicher Maßnahmen geben…"

von Barbara Winkler und Jakob Traby, "Steirerkrone"

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