Rollenspiel-Hit

Stelldichein mit Drache, Orks & Co. in “Dragon Age 2”

Spiele
22.03.2011 19:02
Wo BioWare drauf steht, ist Rollenspiel drin. Mit Titeln wie "Baldurs Gate", "Jade Empire" oder "Mass Effect" gilt die kanadische Entwicklerschmiede seit mittlerweile über zehn Jahren als Garant für stunden-, wenn nicht sogar tage- und wochenlangen Spielspaß mit Anspruch. Neuester Wurf der Kanadier: Die Fortsetzung des Ende 2009 erschienen Fantasy-Hits "Dragon Age Origins", "Dragon Age 2".

Die Dunkle Brut im Nacken, befindet sich Held Hawke mitsamt seiner Familie auf der Flucht von Ferelden in die Freien Marschen. Hier will sich der Recke – je nach "Berufswunsch" Schurke, Magier oder Krieger männlichen oder weiblichen Geschlechts – eine neue Existenz aufbauen. Die Chancen, diesen Traum zu verwirklichen, stehen zunächst allerdings schlecht: Ein alles andere als friedlich gesonnener Ork schneidet den Flüchtenden den Weg ab. Nun heißt es, sich lieber schnell mit der Kampfmechanik vertraut zu machen.

Denn im Vergleich zum Vorgänger (siehe Infobox) ist das Tempo der Auseinandersetzungen stark gestiegen. Sämtliche Kampfhandlungen laufen nun in Echtzeit über den Bildschirm. Hektisches Durcheinander auf der einen und simples Button-Mashing auf der anderen Seite sind daher während der ersten Spielstunden, zumindest auf den unteren Schwierigkeitsgraden, keine Seltenheit. Erst mit fortschreitender Spieldauer und zäheren Gegnern gewinnen taktische Überlegungen und das Pausieren des Spiels, um die nächsten Aktionen zu setzen, an Bedeutung.

Zunächst plagen den Helden aber noch ganz andere Sorgen: Den Oger dank der Hilfe eines vermeintlichen Drachens besiegt, fehlt es Hawke als frisch in der Stadt Kirkwall gestrandetem Flüchtling am nötigsten. Geld muss also her, und das am besten in rollenspieltypischer Quest-Manier. Schnell finden sich in der Geschichte, die sich über ein Jahrzehnt erstreckt und dabei mehrere Zeitsprünge macht, die ersten Mitstreiter, darunter auch einige aus dem Vorgänger bekannte Charaktere, sodass die maximal vierköpfige Party bald komplett und zum Aufbruch in das große Abenteuer bereit ist.

Déjà-vus en masse
Letzteres spielt sich allerdings die meiste Zeit in und um Kirkwall ab, weshalb man sich trotz des Wechsels von Tag- und Nachtzeit an den immer wiederkehrenden Stadtvierteln und ihren Straßenzügen bald satt gesehen hat. Vor allem Innenräume und Dungeons werden gerne mehrfach verwertet und in lediglich leicht abgeänderter Version, beispielsweise gespiegelt, präsentiert. So toll Recycling ansonsten auch sein mag: In diesem Fall haben es die Macher eindeutig übertrieben.

Das Wort als mächtigste Waffe
Glücklicherweise lebt "Dragon Age 2" aber nicht von der Optik allein. Wie immer haben die Entwickler von BioWare dem Dialogsystem große Aufmerksamkeit zuteil kommen lassen. Wie sich die Beziehungen der Charaktere untereinander entwickeln, ist demnach stark von den in Gesprächen gewählten Antworten abhängig. Techtelmechtel oder Eifersucht, abgrundtiefer Hass oder bedingungslose Loyalität? Held Hawke hat es selbst in der Hand, wie ergeben ihm seine Mitstreiter in den Kampf folgen. Die Auswirkungen des eigenen Handelns auf Gruppe und Umwelt sind allerdings nur selten sofort absehbar, was den Wiederspielwert erhöht.

Reduzierte Möglichkeiten
Wie gut die Gruppe als Ganzes funktioniert, ist größtenteils jedoch von den Attributen und Fähigkeiten der einzelnen Mitglieder abhängig. Wie gehabt können mit jedem Stufenaufstieg Werte wie Stärke, Konstitution, etc. verbessert und neue Fertigkeiten bzw. Zauber erlernt werden. Möglichkeiten, seinen Charakter zu formen, gibt es viele; so zahlreich wie im Vorgänger sind sie aber nicht mehr. Auch das Crafting-System, mit dem der Spieler anhand von gesammelten Zutaten etwa Tränke herstellen kann, wurde vereinfacht.

Ausgewiesenen Rollenspiel-Fans dürfte zudem sauer aufstoßen, dass das Ausrüsten mit neuen Waffen und Items zumeist dem Haupthelden vorbehalten bleibt. Der Rest der Party greift auf bevorzugte Waffen und Rüstungen zurück, die – wenn überhaupt – nur geringfügig mittels Runen optimiert werden können. Auch das "Umschulen" eines Charakters, beispielsweise vom Schurken mit Fernwaffe zum Nahkampf-Profi mit Doppelklinge, ist oftmals leider nicht möglich, sodass viele Gegenstände, die eigentlich besser wären als die aktuell ausgerüsteten, in der neuen "Plunder"-Abteilung des Inventars landen.

Dein Feind, der Felsengeist
"Dragon Age 2" deswegen jedoch als "Light"-Rollenspiel zu bezeichnen, wäre falsch, denn gerade in den späteren Kämpfen kann es schnell ungemütlich werden. Leider erwähnt werden muss an dieser Stelle die Begegnung mit dem Alten Felsengeist, die – unfreiwilligerweise - das vorläufige Ende des Tests markierte. Gefangen unter der Erde, ohne Möglichkeit, weitere Heiltränke zu kaufen oder die Gruppe neu zusammenzustellen, erwies sich diese geballte Ansammlung von Trefferpunkten als bislang unnehmbare Hürde. Diversen Foreneinträgen zufolge haben an diesem Gegner bereits etliche Spieler zu knabbern. Einige von ihnen, mit offenbar höherer Frusttoleranz, berichten von bis zu zwei Stunden (!) währenden Kämpfen, ehe die Bestie das Zeitliche segnete. BioWare täte gut daran, dieses Balancing-Problem mittels Patch zu beheben.

Optisch aufgehübscht
Davon abgesehen macht "Dragon Age 2" aber großen Spaß. Auch, weil die Grafik im Vergleich zum Vorgänger nun sichtbar verbessert wurde. Manche Animationen sind zwar nach wie vor etwas holzig und der eine oder andere Clipping-Fehler sowie kleinere Ruckler bleiben nicht aus, aber in Summe wirkt alles nun wesentlich freundlicher, detaillierter und weniger steril als zuletzt – vor allem, wenn in den Einstellungen das virtuelle Blutspritzen aktiviert wurde und die Charaktere fortan nach jedem Kampf über und über mit Blut besudelt erscheinen. Ausgezeichnete Synchronsprecher, satte Sound-Effekte und ein Bombast-Soundtrack runden den audiovisuellen Gesamteindruck positiv ab.

Fazit: "Dragon Age 2" macht vieles anders als der Vorgänger, ob es deswegen jedoch auch gleich besser als dieser ist, ist fraglich und hängt stark von den persönlichen Vorlieben sowie der bevorzugten Spielweise ab. So wird das neue, schnellere Kampfsystem vor allem jenen zusagen, die mit Taktik bislang weniger am Hut hatten und sich beim Vorgänger nach mehr Action sehnten. Die Entschlackung des Crafting- und Fertigkeitensystems sowie die reduzierten Ausrüstungsmöglichkeiten erleichtern wiederum Anfängern den Einstieg, nehmen zugleich aber jenen Rollenspielern den Spaß, die gerne jedem Gruppenmitglied die gleiche Aufmerksamkeit zuteil werden lassen wollen, um nicht nur einen, sondern vier einzigartige Charaktere nach ihren individuellen Vorlieben zu formen. Schlussendlich dürften die neue, atmosphärische Geschichte mitsamt ihren umfassenden Dialogoptionen, die vielen Quests und die verbesserte Optik aber das ihre dazu beitragen, dass Gamer gleich welcher Neigung mit "Dragon Age II" ihren Spaß haben dürften.

Plattform: PS3 (getestet), Xbox 360, PC
Publisher: Electronic Arts
krone.at-Wertung: 8/10

von Sebastian Räuchle

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