"Unerwartete Ehre"

Grazer Clemens J. Setz erhielt Leipziger Buchpreis

Steiermark
18.03.2011 11:38
Nach nur zwei Romanen zählt der Grazer Clemens J. Setz (Bild) zu den bedeutendsten jungen Autoren im deutschsprachigen Raum. "Die Liebe zu Zeiten des Mahlstädter Kindes" ist nicht nur sein erster Erzählband, sondern markiert auch seinen Wechsel vom österreichischen Residenz Verlag zu Suhrkamp. Und nebenbei hat er damit auch noch den mit 15.000 Euro dotierten Leipziger Buchpreis errungen. Setz bedankte sich in seiner kurzen Rede "zitternd vor Aufregung" für die "unerwartete Ehre".

"Oh, jetzt bin ich ein richtiger Autor." Dieser Gedanke sei ihm durch den Kopf gegangen, als 2009 sein Roman "Die Frequenzen" mit Lob überhäuft wurde und er auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand. "Mittlerweile bin ich froh, dass dieses Gefühl weg ist", sagt Clemens J. Setz. Er ist kein Autor, der von Eitelkeit angespornt wird - und wenn doch, dann ist sie sympathisch verschroben.

So gibt es etwa Gerüchte, "Die Freuquenzen" stünde kurz vor einer Veröffentlichung auf dem hart umkämpften US-Markt. Wenn man ihn danach fragt, erzählt Setz von Autoren wie Daniel Kehlmann oder Robert Schneider, die nach großen Erfolgen in Europa, in Amerika furios gescheitert sind: "Viel mehr freut mich, dass der Roman jetzt auf Serbisch publiziert wird."

Gedichtband, Roman und Tausendseiter in Arbeit
Über den Wechsel zum renommierten Suhrkamp Verlag sagt er: "Jetzt ändert sich viel für mich, allerdings nicht, was das Schreiben an sich angeht." Dabei dürfte es gerade für ihn wichtig sein, einen Verlag zu haben, der nicht vor heiklen Werken zurückscheut. Vor allem wenn man weiß, was Setz so in der Warteschleife hat: Neben einem Gedichtband, arbeitet er schon länger an einem Tausendseiter. Und dann gibt es noch einen Roman, der wegen gewalttätiger Szenen nicht jedem Verleger leicht über die Druckerwalze kommen dürfte.

Paare wie Gewalt und Zärtlichkeit, Liebe und Grauen sind bei Setz ohnehin keine Gegensätze, sondern eng verbunden. Seine Geschichten legen sich wie die äußerste Schicht einer Zwiebel um diese Themen: "So sind ja auch die Menschen. Sie geben viel Schall von sich, aber man weiß nicht, was wirklich in ihnen vorgeht." Doch wir haben Vorstellungen vom Innenleben unseres Gegenüber. "Diese Form der Empathie funktioniert besonders gut, wenn Angst und Grauen mit im Spiel sind", so Setz.

Ein Großteil der Geschichten in "Die Liebe zur Zeit des Mahlstädter Kindes" verlassen dabei den Bereich des Realen: "Viele Autoren haben Scheu vor dem Fantastischen, als würden sie sich damit vom Wahrhaftigen entfernen." Setz sieht das anders: "Ich will Figuren schaffen, deren Logik einem fremd sind, bei denen man sich fragt, ob sie eigentlich noch von der gleichen Welt sind, wie man selbst."

Clemens J. Setz präsentiert seinen Erzählband "Die Liebe zu Zeiten des Mahlstädter Kindes" am Dienstag, 22. März, ab 20 Uhr im Grazer Literaturhaus.

von Christoph Hartner, "Steirerkrone"

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