Bereits 25 Tote
In Japans Notlagern wird das Essen langsam knapp
Die Menschen in Otsuchi stehen vor den Trümmern ihrer Existenz und nun werden auch noch die Nahrungsmittel knapp. Eine kleine Schale Miso-Suppe mit Reis ist ein Luxus, manchmal muss eine Scheibe Brot für eine dreiköpfige Familie als Mahlzeit reichen. Doch die Versorgten sind dennoch dankbar: "Wenigstens geben sie uns drei Mal am Tag etwas zu essen", sagt ein 72-Jähriger.
Eine junge Mutter sorgt sich um ihre eineinhalbjährige Tochter: "Wir bekommen kaum genug Reis." Mathematiklehrerin Naoshi Moriya, eine der vielen Freiwilligen, sieht mit Bangen in die Zukunft: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Essensreserven zur Neige gehen."
"Nicht in Vergessenheit geraten"
So wie den Menschen in Otsuchi geht es vielen, die an der Tsunami-gebeutelten Nordostküste leben. 850.000 Haushalte sind noch immer ohne Strom, 1,5 Millionen Haushalte haben kein fließendes Wasser. "Es gibt bereits Fälle von Dehydrierung", berichtete ein Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen nach einem Besuch der Notunterkünfte. "Zwar gibt es bisher nur sehr wenige Gesundheitsprobleme, aber diese können sich verschlechtern." Vor allem ältere Menschen würden wegen Diabetes, Bluthochdrucks oder Herzproblemen behandelt.
Internationale Experten warnen davor, im Angesicht der Strahlungsängste die Tsunami-Überlebenden zu vergessen. "Die Leute sind so besorgt über die derzeit noch niedrige Verstrahlung", sagte Dr. Richard Wakeford von der Universität Manchester. "Dabei ist das wirkliche Problem der Umgang mit den Folgen des Erdbebens und des Tsunami."
Spenden werden gerecht verteilt
Trotz der Entbehrungen ist die Lage in den Evakuierungslagern geordnet. Am späten Nachmittag bildet sich in Otsuchi eine Warteschlange in einem der Flure. Dort können sich Männer unter 60 frische Unterwäsche abholen, die von Wohltätigkeitsorganisationen gespendet wurde. "Langärmlige Unterwäsche ist für Ältere reserviert", entschuldigt sich die austeilende Freiwillige bei einem jüngeren Mann.
An anderer Stelle kommt es zu rührenden Szenen menschlicher Anteilnahme. Zwei Soldaten gehen die Schutthaufen durch und sammeln private Andenken wie Fotos ein, damit die Erinnerungen von Überlebenden nicht verloren gehen. "Die gehören jemandem", sagt einer der beiden. "Vielleicht meldet sich ja einer."
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB).