Bühne verlassen
Seifrieds letzte "Show" - Nachfolger bereits nominiert
Seifrieds Abschied am Donnerstag im Wolfsberger Rathaus wurde zu einem "Showauftritt". Die gesamte Belegschaft - samt Mitarbeitern des Straßenbauamtes - war zur "Pressekonferenz" im Saale versammelt. Über einen Hintereingang trat Seifried schließlich auf die Bühne, sprach zehn Minuten lang über die Gründe für seinen Rücktritt - und verschwand wieder. Die anwesenden Journalisten konnten keine einzige Frage stellen.
"Man verbraucht sich im Laufe der Jahre"
In seiner Ansprache erklärte Seifried, dass er Ende März aus der Politik ausscheiden werde. "Ich hatte nicht mehr den Eindruck, für Wolfsberg noch wirklich etwas bewegen zu können." Das Amt sei eine fordernde Aufgabe, irgendwann beginne sich alles zu wiederholen. "Natürlich verbraucht man sich auch im Laufe der Jahre, dann ist es Zeit, Platz zu machen."
Der ehemalige ORF-Reporter unterstrich in seiner Ansprache, dass er sich nie als Politiker empfunden habe, sondern als Journalist, der eben zum Stadtchef gewählt worden sei. Er habe auch mehrfach Angebote, in die Kärntner Landesregierung zu wechseln, abgelehnt, "denn mein Platz war in Wolfsberg".
Wie geht es weiter? "Ich kann mir vieles vorstellen"
Ob die herben Verluste bei der Bürgermeister- und Gemeinderatswahl 2009 ein weiterer Grund für den Rücktritt sein könnten, bleibt offen. Seifried sprach das Wahlergebnis nicht einmal an. Auch über seine weiteren Pläne gab es nur eine vage Auskunft: "Ich kann mir sehr vieles vorstellen." Abschließend bat er darum, von der Bezeichnung "Altbürgermeister" abzusehen - und trat von der (politischen) Bühne.
Parteichefs von Seifried angeprangert
Somit nimmt die politische Karriere des SPÖ-"Parteirebells" ein doch überraschendes Ende. Seifried hatte 1998 seine Arbeit als Bürgermeister aufgenommen und war seither immer wieder als parteiinterner Kritiker in Erscheinung getreten. So waren etwa die Parteichefs Michael Ausserwinkler und dessen Kurzzeit-Nachfolger Helmut Manzenreiter gleich am Anfang eines seiner Lieblingsziele. Seifried trug auch wesentlich dazu bei, dass Manzenreiter nach einem halben Jahr seinen Hut nahm. Um den internen Kritiker besser einzubinden, wurde er danach von der SPÖ in den Parteivorstand kooptiert, nahm aber kaum je an den Sitzungen teil.
Umstrittene Kooperation mit Jörg Haider
2000 kehrte Peter Ambrozy als SPÖ-Chef zurück, für den Seifried 1989 als Pressereferent gearbeitet hatte. Seifried erklärte öffentlich, Ambrozy sei "kein Zukunftsmodell", die "Beton-Sozialisten" hätten bekommen, was sie wollten. Er kündigte einen "eigenständigen Wolfsberger Weg" an und kassierte prompt vom Vorstand eine "ernste Warnung". Das hinderte ihn aber nicht daran, zwei Monate vor der Landtagswahl 2004 gemeinsam mit Haider die "Plattform Wolfsberg" - eine Kooperation zwischen SPÖ und FPÖ - zu präsentieren. Dabei ließ er auch gleich wissen, dass Haider wieder zum Landeschef gewählt werden müsse, sollte die FPÖ aus der Wahl als Nummer eins hervorgehen.
Immer wieder als Parteichef im Gespräch
In den Jahren darauf hielt sich der Bürgermeister mit öffentlicher Kritik eher zurück, wurde aber in regelmäßigen Abständen, vor allem bei jeder parteiinternen Krise, als möglicher Parteichef genannt. Zuletzt schlug ihn sein Villacher Amtskollege Manzenreiter im Jänner vergangenen Jahres für den Chefposten vor, nachdem er dem Parteivorsitzenden Reinhart Rohr öffentlich ausgerichtet hatte, er möge zurücktreten. Seifried ließ sich wochenlang bitten, nur um schließlich unter Hinweis auf die Wünsche seiner Familie abzusagen. Den Parteivorsitz bekam schließlich Peter Kaiser.
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