Als Heldin gefeiert

Spanierin interviewt Irans Ahmadinejad ohne Kopftuch

Ausland
16.03.2011 14:42
Eine spanische Fernsehreporterin hat ein Interview mit dem iranischen Staatspräsidenten Mahmoud Ahmadinejad geführt, ohne durchgehend das vorgeschriebene Kopftuch zu tragen. In Internetforen wird Ana Pastor vom öffentlich-rechtlichen Sender TVE seit dem 30-minütigen Gespräch stürmisch als Heldin gefeiert. Dabei hatte die 33-Jährige auch bei ihren Fragen an den umstrittenen Präsidenten der islamischen Republik kein Blatt vor den Mund genommen.

Pastor trug zu Beginn des (auch online verfügbaren) Gesprächs in Teheran ihr Haar noch von einem Tuch verhüllt. Das Kopftuch rutschte der 33-Jährigen jedoch während des Interviews nach hinten in den Nacken, sodass ihr Haar unbedeckt war - an sich ein Tabu gegenüber dem Präsidenten, auch für ausländische Frauen.

Das Lob für ihren unbetuchten Auftritt scheint der in ihrer Heimat profilierten Reporterin aber fast unangenehm zu sein. Sie selbst betont in einem Blog: "Das ist keine Absicht gewesen." Sie habe nicht bemerkt, dass ihr das Tuch vom Kopf gerutscht sei, weil sie sich ganz auf das Interview konzentriert habe.

Bei dem Gespräch hatte zeitweise eine knisternde Spannung geherrscht, weil die Spanierin auch kritische Fragen stellte, die dem iranischen Präsidenten sichtlich unangenehm waren. Auf die Frage nach zwei iranischen Oppositionsführern entgegnete Ahmadinejad etwa: "Sind Sie deren Anwältin?" Als Pastor das Thema von Todesurteilen für Homosexuelle und von Steinigungen ansprach, hielt der Präsident ihr entgegen: "Wer hat Ihnen die Erlaubnis gegeben, sich in unsere Angelegenheiten einzumischen?"

Ahmadinejad hält Irans AKW für sicher
In dem TVE-Interview erklärte Ahmadinejad zudem, dass er die Atomanlage Bushehr in seinem Land für sicherer halte als die japanischen AKWs. In Bushehr seien "alle Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigt" worden. Er denke nicht, dass es "irgendein ernsthaftes Problem" geben könne. Die Sicherheitsstandards seien auf dem neuesten Stand. Dagegen seien die japanischen AKWs vor 40 Jahren gebaut worden und "auf dem Stand von gestern".

Ende Februar hatte der Iran allerdings die vorübergehende Abschaltung seines mit russischer Hilfe gebauten Atomkraftwerks in der südlichen Stadt angekündigt. Die Zeit werde für zusätzliche Tests und "technische Operationen" benötigt, hieß es. Damit dürfte sich die zuletzt für den 9. April vorgesehene Inbetriebnahme weiter verzögern. Der Standort befindet sich übrigens am Schnittpunkt dreier tektonischer Platten am Golf.

Der Westen verdächtigt den Iran, unter dem Deckmantel seines zivilen Atomprogramms am Bau einer Bombe zu arbeiten, Teheran weist die Vorwürfe jedoch zurück.

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