Josef Wieser hatte sich "extra eine Woche frei genommen, damit ich Unterschriften sammeln kann." Und er fand überall ein offenes Ohr: "Die Leute sind fassungslos, wie die Politik mit ihren umspringt", erzählte der Arbeiter aus der Strubergasse der "Krone". Heuer im Frühjahr sollte die Renovierung der Häuser beginnen, in denen fast 1.000 Menschen leben. Doch eine Mehrheit von VP, Bürgerliste und FP stoppte diese Pläne. Jetzt soll ein großer Teil der Siedlung abgerissen und neu gebaut werden
"Wir wollen nicht weg!"
Seither ist Feuer am Dach in der Siedlung: "Wir wissen schon, was dahinter steckt", sagen die Bewohner. "Hier gibt es noch so viele Grünflächen zwischen den Häusern – die wollen sie verbauen. Nachverdichten nennt man das heutzutage." Anna Huber wohnt schon seit 1953 mit ihrem Gatten Franz hier – "und wir wollen nicht weg!" Die Menschen in der Siedlung haben ihre Ersparnisse in die Wohnungen gesteckt und sie liebevoll eingerichtet. "Zigtausende Euros haben alle investiert – und jetzt soll alles weggerissen werden", schilderte eine ältere Frau entsetzt.
Angst vor hohen Betriebskosten bei Neubauwohnungen
Die Versprechungen will keiner glauben: "Hier sind die Wohnungen zwar klein, oft nur 48 Quadratmeter. Aber dafür ist die Miete niedrig. Und wenn wir in einen Neubau übersiedeln müssen, verrechnet uns die Genossenschaft enorme Betriebskosten. Das wird für viele unfinanzierbar." Josef Wieser kündigte schon weitere Proteste an: "Wir haben uns ja Bürgerwehr genannt, damit die Politiker merken, dass wir uns wehren", meinte er kämpferisch. Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am Donnerstag – da will die Stadt den Bürgern neuerlich den Abriss ihrer Häuser schmackhaft machen.
"Wir gehen hin und sagen es Padutsch und Co., dass wir nicht weggehen wollen", ist der Plan der wütenden Bürger. "Wir sind gegen den Abriss einzelner Wohnblöcke und eine Nachverdichtung. Wir wollen nur die versprochene thermische Sanierung haben", sagen sie. Bis Donnerstag haben sie sicher bereits 600 Unterschriften gesammelt…
von Robert Redtenbacher, Kronen Zeitung
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