Renault gelinkt

Von wegen “wir sind so gut”: Spionage-Affäre war gar keine

Motor
15.03.2011 15:24
Aus Angst vor Industriespionage ist Renault mit großer Wahrscheinlichkeit einem Betrüger auf den Leim gegangen. Eine angebliche Spionageaffäre hat sich als Fehlalarm herausgestellt. Es werde nun wegen Betrugs ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft in Paris mit. Renault-Chef Carlos Ghosn entschuldigte sich umgehend bei den drei Managern, die im Jänner überraschend entlassen worden waren.
(Bild: kmm)

Renault hatte ihnen vorgeworfen, strategische Informationen über die Entwicklung von Elektroautos an die chinesische Konkurrenz weitergegeben zu haben.

"Ich habe mich getäuscht, wir haben uns getäuscht und nach den Ausführungen des Staatsanwalts sieht es so aus, als ob wir absichtlich getäuscht wurden", sagte er am Montagabend im Fernsehen. Die drei Manager sollten entschädigt werden und wieder Posten bei Renault bekommen, falls sie dies wünschten. Ghosn schloss seinen Rücktritt aus. Er kündigte aber an, auf seinen Bonus in Höhe von 1,6 Millionen Euro zu verzichten. Der Verwaltungsrat, der am Nachmittag in einer außerordentlichen Sitzung zusammengekommen war, habe dies bereits akzeptiert.

300.000 Euro für Falschinformationen
Unterdessen ist der Mitarbeiter der Sicherheitsabteilung ins Visier der Justiz geraten, der die Affäre ins Rollen gebracht hatte. Er berief sich auf einen anonymen Informanten, der angeblich Beweise für die Spionagefälle hatte. So wurden mehrere Konten in der Schweiz und in Liechtenstein angeführt, auf die die verdächtigten Mitarbeiter hohe Kommissionszahlungen erhalten haben sollten. Später stellte sich heraus, dass diese Konten überhaupt nicht existierten. Der fragliche Mitarbeiter wurde am Wochenende festgenommen, als er sich über Guinea an die Elfenbeinküste absetzen wollte.

Renault hat an den ungenannten Informanten nach Informationen der Staatsanwaltschaft mehr als 300.000 Euro gezahlt. Das Unternehmen geriet in die Kritik, weil es lediglich auf interne Ermittlungen gesetzt hatte und sich allzu früh von dieser Version überzeugt zeigte. Ghosn hatte in einem Fernseh-Interview behauptet, dass es eindeutige Beweise für die Spionage gebe. "Wir werden ausspioniert, weil wir so gut sind", erklärte er selbstsicher.

Mitarbeiter des Konzerns klagen über ein "paranoides Klima", berichtete die Zeitschrift "Nouvel Observateur" kürzlich. Die Entwicklung des Elektroautos gilt als wichtigstes Projekt des Unternehmens. Gemeinsam mit dem japanischen Schwesterkonzern Nissan hat Renault bereits rund vier Milliarden Euro investiert. In diesem und im kommenden Jahr will Renault vier Elektroautos auf den Markt bringen. Derzeit sind mehr als 100 Patente angemeldet.

Regierung ist verärgert
Die französische Regierung hat verärgert auf die überraschende Wende reagiert. Die Entschuldigung von Konzernchefs Carlos Ghosn seien noch nicht das Ende der Geschichte, sagte Industrieminister Eric Besson am Dienstag dem Sender RTL. "Es wird eine Untersuchung durch einen externen Experten geben, um die Verantwortlichkeiten exakt zu bestimmen", fügte Besson hinzu.

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(Bild: kmm)



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