130 Mrd. € Schaden

Jahrhundertbeben erschüttert Japans Wirtschaft

Ausland
14.03.2011 22:43
Das Jahrhundertbeben hat in Japan einen immensen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Er dürfte nach einer ersten Schätzung der Großbank Credit Suisse bis zu 130 Milliarden Euro betragen. In der Industrie sind die Folgen unabsehbar: Der weltgrößte Autobauer Toyota stoppte die Bänder vorübergehend, auch beim Elektronikriesen Sony geht nichts mehr. Wichtige Häfen der Exportnation wurden von dem Tsunami zerstört, ihr Wiederaufbau dürfte Monate dauern. Im Folgenden ein Überblick, welche Branchen von der Katastrophe am stärksten betroffen sind.

Autoindustrie: Die Autobauer haben ihre Produktion gestoppt. Beim weltweiten Branchenprimus Toyota stehen die Fließbänder in den zwölf japanischen Werken bis Mittwoch still. Das drückt die Produktion um 40.000 Fahrzeuge. 38 Prozent seiner Fahrzeuge schraubt Toyota in Japan zusammen - im Jänner waren es rund 234.000 Stück. Goldman Sachs schätzt den Schaden für einen vollständigen Produktionsstopp auf mehr als 50 Millionen Euro täglich. Konkurrent Honda Motor will seine Produktion bis Sonntag einstellen, auch bei Nissan wird in den vier Werken frühestens ab Dienstag wieder gearbeitet. An der Börse stürzten die Aktien der Autobauer ab: Papiere von Toyota und Honda verloren jeweils rund acht Prozent, Nissan sogar 10,5 Prozent.

Versorger: Die Naturkatastrophe hat zahlreiche Kraftwerke stark beschädigt - allen voran das Kernkraftwerk Fukushima des Betreibers Tepco, in dem eine Atomkatastrophe droht. Die Tepco-Papiere mussten wegen einer Fülle von Verkaufsaufträgen vom Handel ausgesetzt werden. Auf den Konzern kommen selbst dann gewaltige Kosten zu, wenn eine Atomkatastrophe abgewendet werden kann.

Elektronikbranche: Sony hat die Produktion in acht Werken angehalten. Wann sie wieder aufgenommen werden soll, ließ der Technologiekonzern offen. An der Börse gab die Sony-Aktie um 9,1 Prozent nach. Auch der Kamerahersteller Canon musste Werke schließen. "Wir wissen nicht, wann wir den Betrieb wieder aufnehmen können", sagte ein Canon-Sprecher. Die Papiere des Toshiba-Konzerns - dessen Produktpalette von Halbleitern bis zu Kernkraftwerken reicht - brachen um 16 Prozent ein. Toshiba konnte keine Angaben machen, wann seine Chipfabrik in Nord-Japan wieder arbeiten kann.

Stahlindustrie: Japan ist nach China der zweitgrößte Stahlproduzent der Welt. Der weltweit drittgrößte Hersteller Sumitomo Metal Industries hält sein Hauptwerk in der Präfektur Ibaraki geschlossen. Der Aktienkurs brach um mehr als acht Prozent ein. Auch die Nummer vier und fünf, Nippon Steel und JFE Steel, haben Fabriken dichtgemacht. Angesichts weltweiter Überkapazitäten gehen Analysten davon aus, dass der Ausfall durch andere Länder ausgeglichen werden kann.

Häfen: Mindestens sechs Häfen der Exportnation sind schwer beschädigt worden. Die nordöstlichen Häfen Hachinohe, Sendai, Ishinomaki und Onahama sind nach Angaben von Hafenbetreibern und Reedereien so stark verwüstet worden, dass sie für Monate, wenn nicht sogar Jahre außer Betrieb bleiben dürften. Der neuntgrößte Container-Hafen Kashima und der kleinere Hafen Hitachinaka sind weniger stark beschädigt, können aber auch erst in einigen Wochen wieder in Betrieb gehen. Dutzende Container-Schiffe sind zerstört worden. Nach Einschätzung von Analysten dürfte es Monate dauern, bis die Frachtschifffahrt wieder ihr normales Niveau erreicht hat.

Versicherer: Auf die Nicht-Lebensversicherer rollt eine Kostenlawine zu. Der Handel mit Aktien von MS&AD Insurance, Tokio Marine Holdings Inc und NKSJ Holdings wurde wegen der Fülle von Verkaufsanträgen ausgesetzt. Die Aktionäre befürchten, dass die Versicherer Milliarden zur Schadensregulierung ausgeben müssen. Einem Analysten zufolge haben die Konzerne aber hohe Rücklagen für Notfälle gebildet, die hohe Verluste verhindern dürften.

Futtermittelbranche: Das Erdbeben hat die Futtermittelindustrie im Norden schwer getroffen. "Es sieht danach aus, als ob die gesamte Produktion in dieser Region unterbrochen ist", sagte ein Branchenkenner. Dort werden etwa 17 Prozent der japanischen Jahresproduktion hergestellt. Japan ist der weltgrößte Importeur von Mais und drittgrößter Käufer von Sojabohnen, den beiden Hauptzutaten für die Produktion von Futtermitteln.

Baufirmen: Zu den wenigen Profiteuren der enormen Zerstörungen dürften die Bauunternehmen gehören, denen beim Wiederaufbau Aufträge in Milliardenhöhe winken. Die Aktien von Firmen wie Kajima Corp, Hazama Corp und Misawa Homes schossen um bis zu 41 Prozent in die Höhe.

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