Tausende vermisst

Etwa 2.000 Leichen an der Küste Japans entdeckt

Ausland
14.03.2011 10:19
An der Küste Japans sind nach Angaben der Agentur Kyodo etwa 2.000 Leichen entdeckt worden. Die Toten seien in der Präfektur Miyagi im Nordosten Japans gefunden worden, meldete die Agentur am Montag. Die offiziell bestätigte Zahl der Toten und Vermissten nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan ist am Montag auf 5.000 gestiegen. Lokale Behörden befürchten jedoch, dass die tatsächliche Opferzahl weit darüber liegt, denn Zehntausende Menschen werden noch vermisst.

Allein in der Katastrophenregion Miyagi, wo das Kernkraftwerk Onagawa liegt, sind vermutlich mehr als 10.000 Menschen als Folge des Erdbebens und des anschließenden Tsunamis ums Leben gekommen. Der örtliche Polizeichef Naoto Takeuchi sagte gegenüber Medien, er habe "keinen Zweifel", dass die Zahl der Toten bis auf über 10.000 allein in Miyagi steigen werde.

Tausende Vermisste
Die kleine Hafenstadt Minamisanriku ist fast vollständig zerstört. Von mehr als der Hälfte der rund 17.500 Einwohner gibt es kein Lebenszeichen. Die anderen wurden evakuiert. Nur das Krankenhaus und einige andere Häuser stehen noch. Wer Glück hatte, für den heulten die Warnsirenen rechtzeitig. In Kamaishi etwa konnten sich einige Bewohner gerade noch in höher gelegene Häuser oder Gebiete retten, von wo aus sie mit Entsetzen die Fluten anrollen sahen.

Vor dem Tsunami war der 19.000-Einwohner-Ort Otsuchi eine ganz normale japanische Küstenstadt - ein Ziel für Surfer und Liebhaber einsamer Buchten. Jetzt ragen nur mehr ein Supermarkt und ein buddhistischer Tempel aus dem Meer der Zerstörung heraus. Möglicherweise ist mehr als die Hälfte der Stadtbevölkerung getötet worden.

"Schrecklicher kann es nicht sein"
Selbst hartgesottene Profis zeigen sich erschüttert über das apokalyptische Ausmaß der Zerstörung. "Otsuchi erinnert mich an Osaka und Tokio nach dem Zweiten Weltkrieg", sagte der japanische Rot-Kreuz-Präsident Tadateru Konoe. Alles sei kaputt und dem Erdboden gleichgemacht. "Es ist eine totale Katastrophe. In meinen langen Jahren beim Roten Kreuz habe ich nichts Schlimmeres erlebt." Auch Patrick Fuller vom Internationalen Roten Kreuz findet: "Schrecklicher kann es nicht sein."

In der Küstenstadt Minamisoma drang die Flutwelle bis zu zwei Kilometer tief vor. Abgesehen vom Zwitschern der Vögel herrscht nun unheimliche Stille. Überall liegen Trümmer von Holzhäusern und von den Naturgewalten zerschmetterte Autos herum.

Helfer durchsuchen Ruinen nach Leichen
Wo einst Städte und Dörfer an der japanischen Nordostküste standen, haben das verheerende Erdbeben und der Tsunami alles dem Erdboden gleich gemacht. Tausende Helfer durchsuchen Ruinen und Schutthaufen - doch auf Überlebende hoffen sie nicht mehr, es geht vor allem um das Bergen von Leichen.

Die ganze Region gleicht einem Schlachtfeld: Die bis zu zehn Meter hohe Tsunami-Welle spülte am Freitag Autos wie Spielzeug weg, warf Lastwagen um und spülte Schiffscontainer aus den Häfen. Reisfelder sind übersät von Müllbergen. In Sendai, der größten Stadt der Region, ziehen Feuerwehrleute Tote aus Haufen von Holz und Schutt. Die Leichen werden in grüne Säcke gepackt und auf Lieferwagen geladen. Immer wieder treffen Meldungen von der Küste ein, wonach Helfer Hunderte Opfer finden, für die jede Hilfe zu spät kommt.

Internationale Hilfe läuft an
Die japanische Armee hat 100.000 Soldaten für Hilfs- und Bergungsarbeiten abgestellt. Auch die internationale Erdbebenhilfe für Japan hat bereits Fahrt aufgenommen: Hunderte Schiffe, Flugzeuge und Fahrzeuge verbündeter Nationen sind auf dem Weg an die betroffene Pazifikküste. Rettungsmannschaften aus den USA und China begannen am Montag mit der Suche nach Vermissten im vom Beben und Tsunami zerstörten Nordosten des Landes. "Wir werden Japan weitere Hilfe zur Verfügung stellen, wenn dies nötig ist", sagte der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao.

Mehr als 70 Länder erklärten, dem asiatischen Land beistehen zu wollen, und boten Unterstützung an. Südkorea schickte am Montag 102 Helfer nach Japan. Aus mindestens zwölf Ländern sind bereits Hilfsteams in Japan eingetroffen. Aus Deutschland sind beispielsweise Spezialisten des Technischen Hilfswerkes im Einsatz. Die USA beraten Japan zudem in Fragen der atomaren Sicherheit und schickten ein Team von Nuklearexperten.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele