Mann streitet ab

Hooligan stieß Frau um, seither ist 84-Jährige Pflegefall

Salzburg
09.03.2011 13:21
Seit ein Hooligan Wolfgang Linseis Mutter aus Prien am Chiemsee in Salzburg umstieß, ist sie ein Pflegefall. Der mutmaßliche Täter wurde zwar gefasst, auf eine Entschuldigung wartet Linseis aber bis heute. Jetzt muss er dem Mann wieder vor Gericht in die Augen blicken, denn dieser hat gegen seine Strafe berufen.

"Krone": Herr Linseis, ein Hooligan soll im Zuge eines Fahrraddiebstahls im Sommer 2009 Ihre Mutter umgestoßen haben. Was hat sich seither in Ihrem Leben verändert?
Wolfgang Linseis: Meine Mutter war eine geistig und körperlich völlig gesunde Frau. Sie war sehr lebensfroh und machte immer wieder Ausflüge. An diesem verhängnisvollen Tag hatte sie die Galerie Welz besucht. Als sie der Hooligan in der Theatergasse niederstieß, machte er diesem Leben ein Ende. Meine Mutter lag einen Monat mit einem mehrfachen Schädelbruch auf der Intensivstation im Krankenhaus. Danach kamen vier Wochen Reha an die Reihe. Selbst das Essen musste sie wieder lernen.

"Krone": Ihre Mutter blieb ein Pflegefall, wie organisieren Sie die Versorgung?
Linseis: Meine Schwester gab ihren Job als Journalistin auf. Gemeinsam mit einem professionellen Team kümmert sie sich rund um die Uhr um unsere Mutter. Die Pflegekosten belaufen sich mittlerweile auf 350.000 Euro.

"Krone": Der mutmaßliche Täter wurde gefasst, hat er sich je bei Ihnen entschuldigt?
Linseis: Nein, und das ist das Schlimmste für uns. Es gab kein Wort des Bedauerns, nie. Und am Mittwoch muss ich ihm erneut in die Augen sehen. Er hat gegen die milde Strafe von sieben Monaten berufen. Ein Monat unbedingt hat er in der Auslieferungshaft in Ibiza abgesessen. Auch die 10.000-Euro-Teilschmerzensgeld, die uns zugesprochen wurden, will er nicht zahlen. Im Gegenteil, er versucht die Schuld abzuwälzen. Jetzt muss die Kellnerin, die ihn am T-Shirt festhielt, weil er das Fahrrad ihrer Mutter gestohlen hatte, herhalten. Sie soll mitschuldig sein, dass er in der Folge meine Mutter umgestoßen hat.

"Krone": Sie haben jetzt einen Opferschutz-Verein gegründet?
Linseis: Ja, der Verein heißt "Roter Ritter". Wir wollen Menschen unterstützen, die Opfer von sportbezogener Gewalt, also etwa von Hooligans wurden. Es geht um die Nachbetreuung Betroffener, sowohl in medizinischer als auch in psychischer Hinsicht. Außerdem sollen Betroffene auch Hilfe in finanziellen und beruflichen Angelegenheiten bekommen. Wir werden eine Residenz errichten, in der Angehörige und Opfer gemeinsam Urlaub vom Alltag machen können.

"Krone": Wie wollen Sie das finanzieren?
Linseis: Über Spenden. Jeder Euro zählt, das ist unser Motto. Wir haben zudem schon mit Fußballverbänden und der UEFA Kontakt aufgenommen. Es gibt auch einige Zusagen. Unser Netzwerk ist groß.

Kronen Zeitung

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